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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Jennifer Lewis
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gelegt.
    Celia nahm an, dass Salim, der erfolgreiche Geschäftsmann, unglaublich stolz auf seine kleine Tochter gewesen wäre.
    Im Traum bewegte Kira den Mund und stieß einen kleinen Seufzer aus. Wie die Form ihres Munds Salims ähnelte …
    Es war falsch, Kira den Vater vorzuenthalten. Und selbst wenn das Geständnis sie in eine unangenehme Situation brachte – in ein paar Jahren, wenn Kira heranwuchs und Aufklärung über ihre Herkunft forderte, wäre es für Celia noch viel unangenehmer. Es war Zeit, Vater und Tochter zusammenzubringen.
    Als Celia zwei Wochen später nach Oman zurückkehrte, erfuhr sie, dass sich Salim zurzeit in Bahrain aufhielt, wo die Eröffnung eines neuen Hotels stattfand. Von Tag zu Tag wurde sie nervöser, weil sie sich zugleich nach seiner Rückkehr sehnte und sich davor fürchtete. Doch sie hörte ganze sechs Wochen lang nichts von ihm.
    Mittlerweile hatte sie entschieden, sein Schweigen als ein Zeichen von Vertrauen in ihre Arbeit zu bewerten. Anscheinend wollte Salim nicht einmal regelmäßig über die Fortschritte auf der Baustelle informiert werden.
    Während das Archäologenteam weitere Mauerreste freilegte und sämtliche Zeugnisse urbanen Lebens vorsichtig einsammelte, nummerierte und fotografierte, engagierte Celia eine Gruppe von Landschaftsgärtnern und befasste sich intensiv mit der heimischen Flora und Fauna.
    In diese Betriebsamkeit platzte eines Tages die Nachricht, dass Salim Al Mansur in drei Tagen wieder in Oman sein würde. Der Kaffee wurde stärker, und die Meetings dauerten bis tief in die Nacht. Sekretärinnen und Buchhalter eilten durch die Büros. Und Celia fuhr von einer Baumschule in die nächste, um sich Anregungen für die Bepflanzung der Hotelanlage zu holen.
    Von Tag zu Tag stieg ihre Anspannung, denn Celia hatte sich vorgenommen, Salim bei der nächsten Gelegenheit von Kira zu erzählen. Für ihn zu arbeiten und ihm eine so wichtige Information vorzuenthalten, fiel ihr immer schwerer. Seine Mitarbeiter, die sie nun ein wenig besser kannte, bewiesen mit ihrem loyalen Verhalten und ihrem großen Engagement, dass Salim ein guter Chef und ein Ehrenmann war. Celia war sicher, er würde im ersten Moment wütend sein, aber …
    „Er ist da!“ Seine persönliche Assistentin war in den Konferenzraum getreten, wo Celia einige Pläne auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Er ist auf dem Weg nach oben und hat mich gebeten, Sie zu suchen. Ich sage ihm, dass Sie hier sind.“
    Die Sonne schien durch die hohen Rundbogenfenster, und draußen glitzerte das Meer. Celia strich das Jackett ihres neuen Nadelstreifenanzugs glatt und fuhr sich übers Haar.
    Ich schaffe das! sprach sie sich im Stillen Mut zu. Je länger ich damit warte, desto unangenehmer wird es am Ende.
    „Celia.“ Seine warme, dunkle Stimme riss sie aus den Gedanken.
    Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen, und sie drehte sich langsam um. Als sie sah, dass Salim lächelte und auf sie zukam, drohten fast ihre Knie nachzugeben. Und als er ihre Hände nahm und sie küsste, rieselten Celia warme und elektrisierende Schauer über den Rücken.
    „Hallo …“ Sie räusperte sich. „Ich … ich war gerade dabei, die Pläne in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.“
    „Ahmad ist voll des Lobes über deine Ideen.“
    Sie lächelte. „Ich bin von seiner Arbeit auch begeistert.“ Der Architekt war jünger als sie, doch er war ein Genie, dabei umgänglich und kollegial. Celia nahm sich vor, ihm das bei Gelegenheit zu sagen.
    Es fiel ihr schwer, Salim nicht bewundernd anzustarren, denn anders als bei ihrem letzten Treffen, trug er heute das traditionelle Gewand der arabischen Männer, einen weißen Kaftan, der seine breiten Schultern betonte und seiner Gestalt etwas Erhabenes verlieh.
    „Es … es gibt ein paar Dinge, die ich mit dir besprechen möchte, bevor ich die Pflanzen bestelle“, sagte Celia und dachte unentwegt daran, dass es noch etwas anderes gab, das ihr auf der Seele brannte. Doch wie sollte sie das Thema zur Sprache bringen?
    Egal. Jetzt galt es, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Sie ballte die Hände zu Fäusten, holte tief Luft und begann: „Salim, ich muss mit dir …“
    In diesem Moment betrat jemand den Konferenzraum, und die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Verblüfft sah sie, dass es sich bei dem Mann fast um eine Kopie Salims handelte – abgesehen davon, dass der andere nicht so groß und etwas breiter gebaut war. Der Mann trug interessanterweise westliche Kleidung. Jeans, um genau zu
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