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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Jennifer Lewis
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sich mit dem Architekten und dem Bauunternehmer, um sicherzustellen, dass alle auf dem Stand der Dinge waren und an einem Strang zogen. Nachdem der Zeitplan aufgestellt worden war, flog Celia nach Manhattan zurück. Während des Flugs dachte sie immer wieder an den Scheck, den Salim ihr gegeben hatte.
    Ihr war erlaubt, jederzeit nach Hause zu fliegen und Kira zu besuchen. Und wenn der Auftrag irgendwann abgeschlossen sein würde, konnte Celia sich von dem Honorar ein Haus in Weston kaufen, wo auch ihre Eltern lebten. Endlich Wurzeln schlagen, ein richtiges Zuhause haben, für sich und ihre Tochter.
    Auf diese und andere Weise hatte Celia sich den ganzen Flug über eingeredet, dass dieser Job ein Glücksfall war. Doch am Sonntag fuhr sie zum Mittagessen zu ihren Eltern nach Connecticut und erntete dort herbe Kritik.
    „Aber, Mom, du hast doch selbst gesagt, dass Kira ihren Vater endlich kennenlernen sollte“, verteidigte sie sich und hasste sich dafür, dass sie gerade so weinerlich klang wie ein Teenager, der die Autoschlüssel nicht bekommt.
    „Ich weiß, Liebes. Du hast Kiras Vater getroffen. Hast du ihm gesagt, dass er eine Tochter hat?“
    Kira hielt jetzt oben im Gästezimmer Mittagsschlaf. Wenn Celia auf Reisen war, hatte sie hier bei den Großeltern ihr eigenes kleines Reich.
    „Ich habe doch erzählt, dass ich es nicht getan habe.“
    „Und warum nicht?“ Ihre Mutter sah sie inquisitorisch an.
    „Keine Ahnung.“ Celia seufzte. „Der Zeitpunkt schien nie der Richtige zu sein. Es ist ja keine Kleinigkeit, die ich ihm mitzuteilen habe. Wahrscheinlich hätte ich ihm damals sofort sagen müssen, dass ich schwanger bin, aber ihr habt mir alle davon abgeraten.“
    Ihre Mutter nickte. „Aus gutem Grund. Er hat dir sehr nachdrücklich klargemacht, dass es keine Zukunft für euch gibt. Und du weißt, dass nach islamischem Recht der Vater allein über seine Kinder bestimmt. Er hätte Kira mitnehmen und dir verbieten können, sie jemals wiederzusehen. Dass er es jetzt doch noch tut, kannst du auch nicht auszuschließen.“
    Celia runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass er so etwas machen würde.“
    „Aber dein Instinkt, der immer gut funktioniert, hat dir geraten, ihm nichts von seiner Tochter zu erzählen. Dafür gibt es einen Grund.“
    „Deine Mutter hat recht, Liebes“, mischte sich ihr Vater in das Gespräch und spießte ein Salatblatt auf. Er war ein sanfter Mann, der seine Tochter vor allem lobte und unterstützte. Doch jetzt sah Celia ihm an, dass er sich Sorgen machte, weil sie diesen Job angenommen hatte. „Auf dem College schien er mir ein netter Junge zu sein, aber das ist lange her. Jetzt ist er reich und mächtig. Man weiß nie, wozu solche Menschen fähig sind.“
    „Nur weil er Geld hat, ist er noch lange kein Mensch, der sich für Gott hält. Ich gebe ja zu, dass ich anfangs ein bisschen eingeschüchtert war, aber ich habe meine Vorstellungen zu dem Projekt klar geäußert. Wir sind uns darüber einig, was passieren soll.“
    „Allerdings nicht darüber, was mit Kira geschehen soll“, wandte ihre Mutter ein und trank einen Schluck Weißwein.
    Celia biss sich auf die Lippe. „Ich möchte es ihm ja sagen.“
    „Sei vorsichtig. Sobald er Bescheid weiß, gibt es kein Zurück mehr.“
    „Das ist mir klar. Aber Salim hat ein Recht darauf, zu wissen, dass er eine Tochter hat. So wie Kira ein Recht auf ihren Vater hat. Es wäre gemein, sie beide im Unklaren zu lassen. Es muss nur der richtige Zeitpunkt kommen, dann erfährt er die Wahrheit.“
    „So, so“, bemerkte ihre Mutter. „Du nennst ihn schon wieder Salim. Pass bloß auf, dass du dich nicht wieder in ihn verliebst.“
    „Lieber sterbe ich.“
    Später kuschelte Celia sich im Gästezimmer an ihre kleine Tochter, die tief und fest schlief. Ab und zu, wenn Kira träumte, flatterten ihre dunkelbewimperten Augenlider. Mit ihren braunen Locken und dem sanften Teint sah sie Salim so ähnlich, dass es Celia manchmal fast die Kehle zuschnürte, wenn sie ihre Tochter ansah. Sogar das kehlige Lachen schien Kira von ihrem Vater geerbt zu haben. Im Übrigen interessierte sich Kira auffallend für alles, was mit Zahlen zu tun hatte. Von Celia konnte diese Begeisterung nicht stammen. Mit knapp zwei Jahren hatte Kira ihre Großmutter dazu überredet, fürs Gemeindefest einen Stand mit Zitronenlimonade und Zitronenkuchen aufzubauen. Mit wachsender Begeisterung hatte Kira an jenem Tag jede Münze, die sie einnahmen, in die Kasse
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