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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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Verfügung. Das auch als Arbeitsgedächtnis bezeichnete System ist eine Art Datenspeicher, der eine kleine Menge an Informationen in einem jederzeit verfügbaren Stadium vorhält. Eine Art „Archivmitarbeiter“ im Gehirn entscheidet dann darüber, ob die im Kurzzeitgedächtnis gespeicherten Informationen wichtig genug sind, um sie in das Langzeitgedächtnis zu übertragen, oder ob sie verworfen werden sollen.
    So, wie wir ein paar Tage später das gleiche Rezept wieder nachschlagen müssen, kann es auch passieren, dass unser Pferd an einem Tag wunderbar das Kompliment gelernt zu haben scheint, sich an die Übung aber am nächsten Tag offenbar nicht mehr erinnert. Dieses Problem können wir umgehen, wenn wir es schaffen, das vollständige Rezept oder bei unserem Pferd den vollständigen Bewegungsablauf im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Der Transfer im Gehirn zwischen dem Kurzzeit- zum Langzeitgedächtnis funktioniert am effektivsten, wenn man einige wichtige Mechanismen beherzigt: Es heißt nicht umsonst „Übung macht den Meister“. Informationen, die durch häufige Wiederholungen geübt wurden, können auch im Langzeitgedächtnis fest verankert werden. Also sollten wir sowohl uns selbst als auch unseren Pferden die Gelegenheit zum Üben und Perfektionieren geben.
    Darüber hinaus sind die bei den Übungen und bei der Informationsaufnahme empfundenen Emotionen für die Speicherung enorm wichtig. Wir lernen am besten, wenn wir aufmerksam, motiviert und entspannt sind. Es kann so viel Spaß machen, ein Pferd zu motivieren, denn sie sind äußerst neugierig und können in ihrem eigenen Arbeitstempo ganz erstaunliche Zusammenhänge begreifen, welche sie dann in ihrem Gedächtnis für sehr lange Zeit abspeichern. Besonders einfach ist das Erlernen und Speichern von neuen Informationen, die bereits bekannten Informationen ähnlich sind. Unser Pferd kann deshalb die einmal am Boden gelernten Signale auf die Situation beim Reiten übertragen, wenn wir mit unserer Symbolsprache wiedererkennbar bleiben.
     
    Gedächtnis wie ein Elefant

Das Kurzzeitgedächtnis des Pferdes speichert Informationen oft nur für wenige Minuten ab. Sind Informationen aber im Langzeitgedächtnis angekommen, können Pferde sie viele Jahre oder sogar ihr ganzes Leben lang abrufen. Viele Pferde erkennen alte Freunde – ob Mensch oder Tier – auch nach jahrelanger Trennung auf den ersten Blick wieder. Auch Spiele oder Übungen werden häufig Jahre später noch fehlerlos absolviert. Die Pferdeverhaltensforscherin Victoria Lea Voith und ihre Kollegen haben einen Gedächtnistest für Pferde entwickelt. Die Pferde sollten sich 20 Bildpaare merken und dabei jenes Symbol identifizieren, welches das Futter repräsentierte. Hatten die Pferde diese Information erst einmal in ihrem Langzeitgedächtnis abgespeichert, so konnten 85 Prozent der Pferde diese Bildpaare noch nach sechs Monaten korrekt erinnern. Dieses beeindruckende Erinnerungsvermögen ist sogar mit dem als legendär geltenden Gedächtnis der Elefanten vergleichbar.
Im Rückschluss fällt es dem Pferd in der Regel aber auch sehr schwer, eine einmal gewonnene Verknüpfung wieder aufzugeben. Wenn nun also das, was jahrelang richtig war, plötzlich bei dem neuen Besitzer falsch sein soll, wird das Pferd große Schwierigkeiten haben, eine neue Verknüpfung anstelle der alten zu bilden.
     

    Es ist erstaunlich, was Pferde sich – nicht nur im Fohlenalter – alles einfallen lassen.
    Das Meer des Einfallsreichtums
    Das Meer des Einfallsreichtums
    Auffällig sind die Unterschiede im Einfallsreichtum verschiedener Pferde. Während die einen sich immer in gewohnten Bahnen bewegen und von sich aus sehr selten neue Bewegungsmuster ausprobieren, erfinden sich andere ständig neu. Sicher kennen wir alle einen „Ausbrecherkönig“, der an immer neuen Stellen des Zauns probiert, seinen Aktionsradius zu vergrößern. Dabei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, einen Zaun zu überwinden. Zunächst wird er möglicherweise übersprungen, dann unterwandert oder auch mal umgerissen und dabei beschädigt. Wer glaubt, seinem Pferd durch die Erhöhung oder Verbesserung des Zauns immer einen Schritt voraus zu sein, hat häufig die Rechnung ohne seinen „einfallsreichen Freigeist“ gemacht. Diese Pferde scheinen zu wissen, ob der Strom eingeschaltet ist und wo die Schwachstellen im Zaun sind, und sie probieren durch zirkusreife Verrenkungen immer wieder neue Ideen zur Zaunüberwindung aus. Dem
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