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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht
Autoren: Emilie Richards
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bevor er wieder hinunterglitt. Erst in diesem Moment fielen Andrew die Narben auf, die der Kragen und ihr Haar bisher verborgen hatten.
    Sein Blick wanderte bewusst lässig zurück zu ihrem Gesicht. „Aye. Willkommen zu Hause, Darling! Es ist lange her.“
    Farbe zog in ihre Wangen, ein helles Apricot, das ihrem zarten Teint einen wunderbaren Ton verlieh. „Vielleicht nicht lange genug.“
    Er fasste nach ihrer Hand. Wie sein Vater war auch er ein Mann, der keine Angst vor Körperkontakt hatte. Welche Fehler Terence MacDougall auch immer gehabt haben mochte, er hatte seinem Sohn beigebracht, dass in herzlichen und warmen Berührungen nichts Falsches lag. Andrew verschränkte seine kräftigen ascheschwarzen Finger mit Fionas schlanken und ignorierte es, dass sie ihm ihre Hand entziehen wollte. Ihre Haut war genauso weich, wie er es sich vorgestellt hatte. Ihre Finger zitterten.
    „Viel zu lange“, bekräftigte er. „Du gehörst hierher, Fiona! Das wird immer so sein. Du hast hier mehr Familie als nur Duncan, Mara und April. Da sind auch noch Iain und ich, und Iains Frau Billie. Es gibt nichts, was wir nicht für dich tun würden.“
    „Das ist wirklich sehr nett, aber …“
    Er drückte ihre Finger, bevor er sie freigab. „Jetzt werden wir erst einmal etwas zu essen für dich besorgen, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Druidheachd machen. Hast du Duncan schon Bescheid gegeben, dass du angekommen bist?“
    „Ich habe ihn angerufen. Er hat mir erzählt, dass er heute nicht aus dem Hotel weg kann und du dich bereit erklärt hast, mich abzuholen. Und dass du ein Mann bist, der immer Wort hält.“ Unter Wimpern mit goldenen Spitzen hervor schaute sie ihn an. „Auch wenn es manchmal etwas länger dauern kann.“
    Wieder lachte er. „Da hat er recht. Komm, gehen wir irgendwo essen. Ich werde ihn anrufen und ihm alles erklären.“ Er stand auf.
    Sie wollte protestieren, doch er ließ es nicht zu. „Was ist mit deinem Gepäck?“
    „Der Mann bei der Gepäckausgabe hat versprochen, auf meine Koffer aufzupassen. Ich habe ihm mein Ticket dagelassen.“
    „Fein, dann essen wir erst.“
    Sie erhob sich ebenfalls. „Ich kann gut noch warten, Andrew.“
    „Dann besitzt du mehr Selbstdisziplin als ich.“ Die Hand an ihrem Ellbogen, steuerte er sie durch die Menschenmenge, als hätte er sein Lebtag nichts anderes getan. Die Geste schien sie zu überraschen, doch sie versuchte nicht, den Arm zurückzuziehen. „Ich habe da hinten ein Café gesehen, das auch Sandwiches anbietet. Reicht dir das für den Moment?“
    „Das ist mehr als genug, ja.“
    Er ging langsam, achtete darauf, seine langen Schritte kleiner zu halten. Duncan hatte ihm irgendwann erzählt, dass Fiona humpelte. Jetzt bemerkte er den kleinen, höchst femininen Hüftschlenker, wenn sie den rechten Fuß vorsetzte, doch das war bei Weitem nicht das, was er erwartet hatte. Sie war dadurch nur unmerklich langsamer. Ohne große Mühe passte er sich an.
    Er machte Konversation, nicht nur, damit sie sich wohler fühlte, sondern auch, um die Bilder des Unfalls aus seinem Kopf zu vertreiben. „Hast du im Flugzeug geschlafen?“
    „Nicht eine einzige Minute.“
    „Ich weiß, das Herz steckte dir in der Kehle, aber … was hat deine Augen davon abgehalten, sich zu schließen?“
    „Ich habe sie mit den Fingern offen gehalten. Ich wollte auf keinen Fall schlafen, wenn wir abstürzen.“
    Er stöhnte. „Mir ging es genauso, als ich zum ersten Mal geflogen bin.“
    „Das glaube ich dir nicht.“
    „Es ist wahr. Nur habe ich da in einem Helikopter gesessen, auf dem Flug zu der Ölplattform, auf der ich meinen allerersten Job antrat. Von einem Taucher erwartet man, dass er keine Angst kennt, schließlich hängt der Job davon ab. Um mich abzulenken, habe ich gepfiffen, so laut ich nur konnte. Bis der Typ neben mir gedroht hat, mir die Zähne auszuschlagen, wenn ich nicht endlich mit dem Gepfeife aufhöre.“
    „Ohne Zähne lässt es sich nicht gut pfeifen.“
    Er war bereits bezaubert von der ernsthaften Art, mit der sie scherzte. Viel Selbstsicherheit besaß sie nicht, aber sie war lange nicht so scheu und verschlossen, wie er es sich ausgemalt hatte. Nach allem, was er gehört hatte, war er davon ausgegangen, eine Frau anzutreffen, die ihm nicht ins Gesicht schauen konnte, sondern die Augen fest auf den Boden gerichtet hielt. Doch die Frau an seiner Seite schaute sich lebhaft interessiert alles und jeden an, während sie auf das Bistro zusteuerten. Sie
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