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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen
Autoren: Sophie Oliver
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ereilt.
    Ein philippinisches Zimmermädchen hatte zeitgleich Polizei und Presse verständigt, weshalb am folgenden Tag Fotos von Marcs toter Mutter neben dem nackten toten Golflehrer der Boulevardpresse ein dickes Umsatzplus bescherten – und Marcs Familie einen handfesten Skandal.
    Die Ehe seiner Eltern war seit Jahren am absoluten Tiefpunkt gewesen. Aber man hatte sich arrangiert. Eine Scheidung wäre für Marcus sehr teuer geworden, zudem war Violet, das Nesthäkchen, erst zwölf, so dass man sich entschieden hatte, eine „Familie“ zu bleiben.
    Marc hatte nichts von den Affären und Drogenproblemen seiner Mutter geahnt. Sicher, ihm war aufgefallen, dass sich seine Eltern bestmöglich aus dem Weg gingen und nur bei Veranstaltungen gemeinsam auftraten, aber so war es schon immer gewesen. Dad arbeitete ständig und Mum war oft unterwegs mit Freunden. Eigentlich war er selbst viel zu beschäftigt mit seinem eigenen Leben, als dass er sich Gedanken um seine Eltern gemacht hätte.
    Der Tod seiner Mutter erschütterte ihn zutiefst. Einerseits traf ihr Verlust ihn hart, andererseits nagte das schlechte Gewissen an ihm. Wie hatte er nicht bemerken können, dass sie Drogen nahm? Wahrscheinlich war sie unglücklich gewesen, vielleicht verzweifelt. Wem hatte sie von ihren Sorgen erzählt? Er war jedenfalls nicht für sie da gewesen und jetzt war es zu spät. Marc Harper hatte keine Mutter mehr.
    „ Ich verstehe nicht, wie du so schnell wieder zum Tagesgeschäft übergehen kannst, Dad!“
    Am Tag nach der Beerdigung erschien Marc wütend im Büro seines Vaters im Harper Tower, unangemeldet.
    Marcus Harper saß hinter seinem Schreibtisch. Er nahm die Lesebrille ab und ließ den Blick langsam über seinen Sohn gleiten. Dieser trug Polokleidung, schmutzige Stiefel und hielt eine Reitgerte in der Hand. Dann setzte er seine Brille wieder auf und sagte, während er einen Brief unterschrieb, „Du siehst selbst auch nicht gerade aus wie der trauernde Sohn. Bist du hierher geritten?“
    „ Zum Teufel, nein! Kannst du mich nicht wenigstens ansehen, wenn du mit mir sprichst?“
    „ Nicht wenn du weiterhin darauf bestehst zu fluchen.“
    „ Ist doch egal! Wir stehen sowieso vor ganz Australien da wie eine Horde Asozialer! Da interessiert es doch niemanden, wie ich spreche!“
    Jetzt legte Marcus seine Brille ab, erhob sich und drückte auf ein Wandpanel, welches lautlos zur Seite glitt und den Blick auf eine gut sortierte Bar freigab.
    „Whiskey?“
    Marc ließ sich in einen schwarzen Ledersessel fallen, der so breit war wie eine kleine Couch und zuckte die Schultern, „Sicher. Wenn du meinst, dass das hilft.“
    „Das bezweifle ich. Aber es betäubt wenigstens etwas.“ Marcus goss für beide ein und setzte sich dann in den zweiten Sessel, bevor er Marc ein Glas reichte.
    „ Du hast es gewusst, oder?“
    „ Was?“
    „ Dass sie dich betrügt! Dass sie es mit dem Golflehrer treibt!“
    „ Du sprichst von deiner Mutter, Junge. Bitte etwas mehr Respekt!“
    Marc schnaubte verächtlich, „Er war nur drei Jahre älter als ich! Sie haben sich zusammen Drogen durch die Nase gezogen! Wie könnte ich da noch Respekt haben?“
    „Weil sie deine Mutter war! Sie hat dich jeden Abend ins Bett gebracht und dir eine Geschichte vorgelesen, als du klein warst. Sie war immer für dich da und hat dich in allem unterstützt! Sie war dir und Violet eine gute Mutter und egal was sie getan hat – du schuldest ihr Respekt!“ Marcus` Stimme war lauter geworden während er sprach, aber nun nahm er einen Schluck aus seinem Glas und bemühte sich um Beherrschung.
    Auch Marc nippte an seinem Whiskey. Er brannte auf den Lippen.
    „Entschuldige.“
    „ Ist schon gut. Es ist alles sehr schwierig momentan, ich weiß.“
    „ Wann werden die Reporter abhauen?“
    „ Stehen sie immer noch unten?“
    Marc nickte. „Und zuhause vor dem Tor. Und vor Violets Schule, vor dem College und vor dem Polo Club! Sie sind überall!“
    „Was für ein Albtraum. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Sobald sie die nächste Schlagzeile haben, werden sie sich nicht mehr für uns interessieren.“
    „ Ich hasse die Presse!“
    „ Ich weiß. Ich auch.“
    Eine Weile schwiegen sie gemeinsam.
    „Violet möchte auf ein Internat in der Schweiz gehen“, sagte Marc schließlich.
    „ Ja. Sie hat es mir gestern gesagt.“
    „ Wirst du es ihr erlauben?“
    Marcus sah müde aus. Er lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen. „Wieso nicht? Wenn es ihr hilft, all
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