Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen
Autoren: Sophie Oliver
Vom Netzwerk:
sechzehn war. Auch der Barkeeper fragte nicht nach ihrem Ausweis, als sie bestellte.
    Es dauerte nur einen halben Gin und Tonic lang, dann hatte sie sich entschieden.
    Am anderen Ende der Bar stand eine Gruppe junger Männer in Anzügen, die sich über einem Feierabendbier unterhielten. Sie waren alle Anfang zwanzig, hatten offensichtlich Jobs, die gepflegte Kleidung erforderten und einer von ihnen sah besonders gut aus.
    Anne dachte, es wäre besser einen attraktiven Mann für ihr Vorhaben zu gewinnen, denn dieser hatte bestimmt weniger Hemmungen als ein hässlicher Mann und war es gewohnt, Erfolg bei Frauen zu haben.
    Tatsächlich wusste er sofort, dass er gemeint war als Anne ihn anlächelte und kam mit seinem Glas in der Hand auf sie zu.
    „Was trinkst du da?“ fragte er.
    Seine Stimme war tief und passte zu ihm. Anne fand es lächerlich, wenn Männer helle Stimmen hatten.
    „Wieso?“
    „ Weil ich dich gerne auf dein nächstes Getränk einladen würde, wenn du nichts dagegen hast.“
    Als er sein Glas auf dem Bartresen abstellte, sah Anne, dass seine Hände kräftig und gebräunt waren. Keine typischen Anzugträgerhände.
    Er hatte ihren Blick bemerkt. „Restbräune“, meinte er beinahe entschuldigend, „Ich habe erst vor zwei Wochen eine Stelle hier angenommen und war vorher ein Jahr lang in Asien unterwegs. Ein Sabbatical, weißt du?“
    „ Ein ganzes Urlaubsjahr? Das klingt beneidenswert!“ Und es erklärte auch die vielen blonden Strähnen in seinem hellbraunen Haar, die eindeutig zu gut waren, um von einem Friseur zu stammen.
    „ Oh ja, es war traumhaft. Umso härter traf mich der Schock des Alltags - Aufstehen wenn es noch dunkel ist, in der Kälte zur Arbeit gehen und dann auch noch den ganzen Tag auf einen Computerbildschirm starren, schrecklich! Ich heißte übrigens Chris.“ Er streckte ihr die Hand hin.
    „ Chris wie Christian?“
    „ Nein, Chris wie Christopher.“
    Nachdem auch Anne sich vorgestellt hatte, hielt Chris ihre Hand noch ein wenig länger als nötig. Sie empfand das nicht als unangenehm und beide mussten lachen, als er sie schließlich wieder los ließ.
    „Bist du alleine hier, Anne?“
    „ Ja. Wieso?“
    „ Weil ich mich frage, weshalb ein so hübsches Mädchen alleine an einem Wochentag in dieser Bar sitzt.“
    „ Und was denkst du, ist die Antwort darauf, Chris?“
    „ Da gibt es mehrere Möglichkeiten.“ Er fischte nach dem hinter ihm stehenden Barhocker und setzte sich, bevor er weitersprach.
    „ Möglichkeit eins: Du kommst von St. Margaret´s, hast eine schlechte Note bekommen, bist aus dem Fenster geklettert und in ein Taxi gestiegen und möchtest deinen Kummer im Alkohol ertränken.“
    Er lehnte sich vor und sah ihr forschend in die Augen, um nach einer Reaktion darin zu suchen, aber sie schüttelte nur leicht den Kopf. „ Fahr ruhig fort, Sherlock, ich möchte erst alle Optionen hören, bevor ich mich für eine entscheide.“
    „Also gut. Möglichkeit zwei, du arbeitest irgendwo hier in der Nähe, hattest einen höllischen Tag, weil dein Boss ein Mistkerl ist und dich nur schikaniert und du möchtest deinen Kummer im Alkohol ertränken. Möglichkeit drei hat nichts mit Schule oder Arbeit zu tun, sondern: Du wurdest von deinem Freund verlassen, Schrägstrich, hast mit ihm Schluss gemacht und möchtest deinen Kummer im Alkohol ertränken. Und schließlich noch Möglichkeit vier: Du warst mit einer Freundin verabredet, sie hat dich versetzt und...“
    „ Und ich möchte meinen Kummer im Alkohol ertränken? Das ist es? Mehr fällt dir nicht ein?“
    Er hob lachend beide Hände, „Oje, das heißt wohl das Passende war nicht dabei, oder?“
    „Nein, leider nicht. Aber ich werde dir deine Frage beantworten, später, versprochen.“
    Es war einfach, sich mit Chris zu unterhalten.
    Obwohl er sich seines guten Aussehens durchaus bewusst war, war er nicht überheblich, sondern freundlich und entspannt. Er schien ein netter Kerl zu sein. Anne bedauerte es fast, ihn ausgewählt zu haben. Er war jemand, mit dem man richtig befreundet sein könnte, Boyfriend-Material, wie die Mädchen in der Schule das nannten. Aber sie war nicht auf der Suche nach einem Freund.
    Zwei Stunden und vier Gin und Tonics später, Chris´Freunde waren längst gegangen, läutete der Barkeeper die Glocke über dem Tresen.
    „Letzte Runde“, sagte Chris.
    Anne schüttelte den Kopf, „Ich möchte nichts mehr trinken.“
    Er nahm ihre Hand. „Was möchtest du dann?“
    „ Dir eine Antwort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher