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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt
Autoren: Peter Ackroyd
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William später? Er sah aus, als wollte er jeden Moment einen Wurf junger Hunde ersäufen. Neben den beiden saßen noch zwei andere Männer. Kaum betrat William den Raum, fing einer davon an, eiligst Notizen zu machen. Der Raum selbst roch nach Tinte und Staub und ganz leicht nach Birnen.
    «Ehe wir beginnen, möchte ich gerne eine exakte und korrekte Stellungnahme abgeben.» William stand vor den vier Herren, nachdem er sich geweigert hatte, auf dem angebotenen Stuhl Platz zu nehmen, und betrachtete durch ein kleines Lanzettfenster die Kuppel von St. Paul’s.
    «Mr Ireland, wir sind kein Gerichtshof.» Ritson breitete die Hände aus, als wollte er ihn beschwichtigen. «Wir führen lediglich eine Untersuchung durch. Es gibt weder Belohnung noch Strafe.»
    «Das höre ich gern. Trotzdem glaubt mein Vater, man wolle ihn bestrafen.»
    «Weswegen?»
    «Man verdächtigt ihn, er hätte diese Dokumente aus reiner Niedertracht gefälscht. Ist es nicht so?»
    «Er stand nie unter Anklage.»
    «Das habe ich auch nicht gesagt. Ich sprach von Verdächtigung und nicht von Anklage.»
    «Die Welt ist voller Argwohn.» Bisher hatte Stevens William nur sehr intensiv gemustert, nun brach er sein Schweigen. «Mr Ireland, wir sind nicht vollkommen. Wir sind schwache Geschöpfe. Wir sind noch nicht einmal zu dem Schluss gekommen, dass diese Papiere gefälscht sind. Wir wissen es schlichtweg nicht.»
    «Sie haben die Gelegenheit», fuhr Ritson fort, «selbst den leisesten Verdacht zu zerstreuen.»
    «Dann muss ich meine Stellungnahme abgeben.»
    «Mr Ireland, würden Sie vorher noch eine Frage beantworten? Eine ganz kurze?»
    «Gewiss.»
    Ritson legte die Hände vor sich auf den Tisch. «William Henry Ireland, schwören Sie nach bestem Wissen und Gewissen, dass es sich bei diesen Manuskripten, eingedenk aller Ihnen bekannten Umstände bei der Entdeckung derselben, um echte Werke aus der Feder von William Shakespeare handelt?»
    «Verzeihung, ist es mir erlaubt, meine Stellungnahme vorzulesen?»
    «Selbstverständlich.»
    William trat einen Schritt zurück und zog ein Blatt Papier aus der Innentasche seines Rocks. Dann las er ab: «In der Presse stand zu lesen, man habe die hier anwesende Kommission einberufen, um zu untersuchen, inwieweit mein Vater an der Entdeckung und Ausstellung jener mutmaßlichen Shakespeare-Dokumente beteiligt sei. Um ihn aus diesem Lügengespinst zu befreien, werde ich beeiden, dass er diese Papiere von mir als Shakespeares eigene Werke erhalten hat und weder Ursprung noch Quelle derselben kennt.» Er steckte sein Blatt wieder ein. «Genügt das?»
    «Ja, für Ihren Vater», erwiderte Stevens. «Trotzdem haben Sie unsere ursprüngliche Frage nicht beantwortet. Dürfen wir fragen, welche Rolle Sie bei der ganzen Sache spielen?»
    «Gewiss.»
    «Können Sie uns also über den Ursprung oder die Quelle der Dokumente konkret aufklären?»
    «Könnten Sie das genauer formulieren, Sir?»
    «Nun, ist es eine Person? Ein Ort? Eine Schenkung? Worum handelt es sich?»
    «Eines kann ich ohne Ausflüchte sagen: Es handelt sich um eine Person.»
    «Welche Person?»
    «Jetzt finden Sie mich in einer ungünstigen Situation.»
    «Inwiefern?»
    «Ich kann unmöglich einen Namen nennen noch anderweitig die Identität dieser Person bekannt geben.»
    «Aus welchem Grund?»
    «Ich habe es einem gewissen Menschen geschworen.»
    «Demjenigen, der ihnen diese Papiere gegeben hat?»
    «Genau.»
    Stevens sah Ritson an. Der zog die Augenbrauen hoch und mimte den Überraschten.
    Ireland räusperte sich und schaute erneut zum Fenster hinaus.
    «Und den Namen dieses Wohltäters können Sie nicht nennen?»
    «Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wollen Sie, dass ich ein heiliges Versprechen breche?»
    «Wie bitte?»
    «Ich habe geschworen, nie den Namen meines Gönners zu offenbaren. Wollen Sie, dass ich unehrenhaft handle?»
    «Gott bewahre.»
    Ireland warf Stevens einen wütenden Blick zu, als hätte er aus dessen Antwort einen Hauch Ironie herausgehört.
    Plötzlich wandte sich Ritson an William: «Mr Ireland, könnte besagter Gentleman nicht heimlich zu uns kommen?»
    «Von einem Gentleman habe ich kein Wort gesagt.»
    «Kein Herr?»
    «Verstehen Sie mich nicht falsch. Damit stelle ich nur fest, dass ich bisher noch keine Aussage über das Geschlecht meines Gönners getroffen habe.»
    «Könnte diese Person, egal, welchen Geschlechts, unter strikter Geheimhaltung zu uns kommen?»
    «Mein Gönner ist ins Ausland gereist. Ins
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