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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt
Autoren: Peter Ackroyd
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Elsass.»
    «Weshalb?»
    «Diese Angelegenheit hat meinen Gönner so verwirrt, dass London für ihn unerträglich geworden ist.»
    «Das ist alles höchst unbefriedigend, Mr Ireland.»
    «Trotzdem ist es so, Mr Stevens.»
    Es klopfte. «Darf ich?» Samuel Ireland trat ein und verbeugte sich vor dem Ausschuss. «Ich bin sein Vater. Wir stehen nicht vor Gericht. Von Rechts wegen sollte ich anwesend sein.» Er stellte sich lächelnd neben seinen Sohn. «Was mich betrifft, so hat William zweifellos den letzten Hauch von Verdacht in dieser Affäre zerstreut.» Er hatte jedes Wort gehört, das im Raum gesprochen worden war. «Hat er Sie auch über seinen Gönner und Wohltäter informiert?»
    «Ihr Sohn hat auf eine solche Person verwiesen», erwiderte Stevens. «Leider hat er uns noch nicht die Freude gemacht, einen Namen zu nennen.»
    «Einen Namen kann ich Ihnen auch nicht bieten, Sir, aber ich kann die Existenz dieses Gentlemans bestätigen. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.» William schaute seinen Vater an. Fast schien es, als würde er den Kopf schütteln. «Er ist durchschnittlich groß und hat auf der linken Wange eine Narbe, die vom Bogenschießen stammt, wie er mir erzählt hat. Außerdem hat er einen kleinen Sprachfehler. Ich glaube, er ist schüchtern.»
    «Und wo lebt dieser interessante Gentleman?»
    «Vermutlich logiert er im Middle Temple. Ich bin mir nicht ganz sicher – »
    «Sir?»
    «Wie mein Sohn zweifellos berichtet hat, handelt es sich um einen Menschen, den man schwer fassen kann. Derzeit weilt er im Ausland. Soweit ich mich erinnere, hat er etwas vom Elsass erwähnt.»
    Anschließend befragte Ritson Samuel Ireland nach dem Wie und Woher der angeblichen Shakespeare-Dokumente. Ireland revanchierte sich mit der Schilderung, wie er mit Staunen und wachsender Begeisterung auf die Fülle der Manuskripte reagiert hatte, die sein Sohn in die Buchhandlung brachte. «Das fiel wie Manna vom Himmel, meine Herren. Es übertraf die kühnsten Vorstellungen.»
    «Das klingt sehr nach Shakespeare, Sir.»
    «Hungrig machte es die satten Augen, und die Fülle des Gebotenen ließ immer neue Wünsche keimen.»
    «Mr Ireland, können Sie uns eine Frage ohne Umschweife beantworten?» Ritson hatte William während des ganzen Wortwechsels nicht aus den Augen gelassen, aber jetzt wandte er sich an Samuel: «Halten Sie diese Dokumente für das, was sie zu sein behaupten? Handelt es sich um echte Manuskripte von Shakespeare?»
    «Diese Frage darf man keinem Buchhändler stellen.»
    «Verzeihung, war das taktlos?»
    «Sir, in solchen Angelegenheiten kann ich mir keine Autorität anmaßen.» Er wirkte zögernd. «Und doch, wenn ich’s recht bedenke, halte ich diese Blätter für echt und authentisch. Ich bilde mir ein, dass ich ein Auge fürs Detail habe. Besonders ist mir das Band um ein Manuskriptbündel aufgefallen. Es war sehr alt. Vielleicht nur ein kleines Zeichen, aber dennoch – »
    «Aber dennoch ausreichend?»
    «Genug, um mich zu überzeugen, dass sich mein Sohn unmöglich ein solches Beweisstück hätte ausdenken können.» Er sah zu William hinüber. «Er soll Vortigern geschrieben haben? Allein der bloße Gedanke verbietet sich, geschweige denn, dass man so etwas ernsthaft glauben könnte.»
     
     
    Kaum hatten sie die Warwick Lane hinter sich gelassen, fiel William über ihn her: «Warum hast du über meine Gönnerin Lügen erzählt?»
    «Warum hast du es getan? Ich bezweifle, dass sie ins Eisass gereist ist.»
    «Entscheidend ist nicht, wohin sie gefahren ist. Sie wird jedenfalls nicht vor dem Ausschuss erscheinen.» Ein kurzes Wegstück legten sie schweigend zurück. «Vater, du hättest nicht lügen sollen. Das passt nicht zu dir.»
    «Ich wollte dir helfen, William. Du hast mich mit Recht entlastet, und ich wollte kundtun, dass ich dich unterstütze.»
    «So etwas wird nur noch mehr Lügen nach sich ziehen. Du hättest dich aus der Sache ganz heraushalten sollen.»
    «Aber sie betrifft doch auch mich.»
    «Nicht so weit, dass du falsches Zeugnis ablegst. Vater, du solltest nachdenken, bevor du redest. Dadurch hast du alles nur noch dubioser gemacht. Ein Mann mit einer Narbe im Gesicht? Ein Stotterer? Jetzt muss ich mich mit einer Phantasiefigur herumschlagen. Das macht die Sache kompliziert. Und es stört.» Er schlug die Hände vors Gesicht. «Erkennst du denn nicht, wie schrecklich das ist?» Er merkte gar nicht, dass er geseufzt hatte.
    «Es tut mir leid, William, wenn ich dich beunruhigt
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