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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt
Autoren: Peter Ackroyd
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Erzeuger.»
    «Nein, nur sehr ehrlich.» William stieg die Treppe hinauf und begab sich zu Bett.
    Am nächsten Morgen wurde ein Brief für W. H. Ireland, Esquire abgegeben. Er kam von Mr Ritson, der höflich anfragen ließ, ob Mr Ireland bereit sei, Fragen zu beantworten, auf die gewisse gelehrte Herren bei der Untersuchung von Manuskripten gestoßen seien, die in jüngster Zeit aufgetaucht und Mr William Shakespeare zugeschrieben worden waren. Außerdem hoffe man, auch Mr Edmond Malone und Mr Samuel Ireland –
    «Es ist widerwärtig, hier meinen Namen ins Spiel zu bringen», warf Samuel Ireland ein.
    – im Zuge besagter Nachforschungen befragen zu können. Dabei gehe es nicht im Mindesten um Argwohn, Kritik oder Vorwürfe. Man hoffe, Mr William Ireland werde die Einladung so aufnehmen, wie sie beabsichtigt sei, das heißt im Sinne einer offenen und uneingeschränkten Disputation.
    «Ich finde ihre Syntax schrecklich», rief William, nachdem er seinem Vater diesen Brief laut vorgelesen hatte. «Sie erwürgen regelrecht ihre eigenen Wörter.»
    «Diesen Eindruck erweckt ein schlechtes Gewissen meistens. Wie bei Lady Macbeth.»
    «Sie hat aus Ehrgeiz gesündigt und nicht aus Neid. Diese Leute sind wirklich nur töricht. Ihnen geht es gar nicht darum, irgendetwas zu billigen oder abzulehnen. Sie wollen nur zerstören.»
    «Was wirst du antworten?»
    «Was schlägst du vor, Vater?»
    «Vorschlagen? Ich habe keine Vorschläge. Meinen Rat habe ich dir schon gestern Abend gegeben. Mehr habe ich nicht zu sagen.»
    «Ich werde sie ignorieren. Über solchen Leuten stehe ich.»
    Dieser Entschluss geriet am nächsten Tag ins Wanken. Der brachte unter der Überschrift «Shakespeare und Ireland» einen kurzen Artikel in der Pall Mall Review, der darauf anspielte, dass sich «die Sünden des Vaters» auf den «unglückseligen Sohn» vererben, und untermauerte dies mit der Parabel von Abraham und Isaak. Der Beitrag schloss mit dem Satz: «Wird diese Kommission dazu führen, dass der junge Ireland für seinen ehrgeizigen Vater auf dem Altar geopfert wird?»
    «Das ist unerträglich!» Empört schleuderte Samuel Ireland die Zeitung weg. «Warum häuft man diese Schande auf mein Haupt?»
    «Ich habe keine Ahnung, Vater.»
    «Das ist unfair und nicht gerecht. Ich bin deiner Gönnerin nie begegnet. Ich habe nie das Haus gesehen, wo diese Manuskripte lagern.»
    Rosa Ponting war die Treppe heruntergekommen und hatte still zugehört. «Sammy, was werfen sie dir denn vor?»
    «Stell dir vor, Rosa, man bezichtigt mich, ich hätte diese Shakespeare-Manuskripte gefälscht.»
    «Aber nein, Vater, sicher nicht. Sie verdächtigen dich nur, du hättest sie dir zunutze gemacht – »
    «Da bin ich anderer Meinung, William. Hier werde ich eindeutig als Fälscher und Krimineller abgestempelt.»
    «Um Himmels willen!» Rosa sah bereits Gefängnis und Galgen vor sich. «Sammy ein Verbrecher!»
    «Dazu wird es nicht kommen, Rosa.» Offensichtlich wollte William unbedingt Ruhe bewahren.
    «Nicht, wenn du, William Ireland, deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit erfüllst! Du musst ihnen alles sagen», sagte Rosa.
    «Warum muss ich eigentlich auf die Anklagebank?» William wandte sich an seinen Vater. «Ich habe dich nicht gebeten, Mr Malone die Blätter zu zeigen. Oder Mr Sheridan. Ich wäre zufrieden gewesen, wenn man sie nach und nach in die Welt hinausgeschickt hätte. Aber du wolltest ja unbedingt einen Wirbelsturm entfachen, indem du das Interesse der Öffentlichkeit angeheizt hast.»
    «So kannst du nicht mit deinem Vater reden.» Rosa klang sehr streng. «Er ist bereits am Boden zerstört.»
    «Ich sage nur die Wahrheit. Vater, aus reiner Neugier möchte ich dir noch eine Frage stellen: Nehmen wir einmal an, Sir, es wären keine echten Shakespeare-Manuskripte?»
    «Unmöglich.» Samuel Ireland schüttelte den Kopf. «Das würde ich nicht einmal glauben, wenn der angebliche Fälscher jetzt vor mir stände und dies persönlich eingestehen würde.»
    «Bist du davon ehrlich und ernsthaft überzeugt?»
    «Diese Dokumente sind zu umfassend. Alles an ihnen deutet auf die damalige Zeit hin.»
    «Na schön, ich habe ja nur den Advocatus Diaboli gespielt. Und damit steht meine Entscheidung fest. Im Bewusstsein unserer Unschuld werde ich Mr Ritson schreiben und ihm mitteilen, dass ich seiner Bitte mit Vergnügen Folge leisten werde.»
    «Und was wird aus deinem armen Vater?», wollte Rosa von ihm wissen. «Er verdient doch wenigstens etwas
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