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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady
Autoren: Jillian Hunter
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stolperte.
    Russell lachte.
    Heath seufzte. „Ist sie in Gefahr?“
    „Ich weiß nicht“, antwortete Russell. „Julias Tante behauptet jedenfalls, dass ihr Stadthaus beobachtet wird, was ich allerdings bezweifle. Lady Dalrymple ist eine schrullige Person. Aber es wäre fahrlässig, Auclair zu unterschätzen. Der Mann findet seit Neuestem Gefallen daran, tödliche Duelle auszutragen. Außerdem scheint seine Rachsucht sich persönlich gegen mich zu richten.“
    „Woher willst du das wissen?“
    Russells Gesichtszüge verhärteten sich. „In gewissen Kreisen kursiert das Gerücht, dass er mich vernichten will.“
    „Der Krieg ist vorbei.“
    „Aber Auclairs Lust an Gewalttaten ist offenbar noch nicht gestillt. In letzter Zeit taucht er immer wieder in Kaffeehäusern und Pubs auf, pöbelt Gäste an und sucht Streit. Seine Feindseligkeit kann kein vernünftiger Mensch nachvollziehen.“
    Heath versank in Schweigen. Sie beide wussten, wie brutal Armand Auclair war, ein ehemaliger französischer Spion, der ungezählte englische Soldaten gefoltert hatte. Auch Heath gehörte zu seinen Opfern; ihm war es schließlich gelungen, aus der Gefangenschaft in Portugal zu fliehen. Weder Heath noch Russell hatten je Auclairs Gesicht gesehen, da er während seiner Verhöre eine Henkersmaske zu tragen pflegte. Die meisten dieser Verhöre endeten tödlich.
    Aber hatte Russell eine Ahnung davon, was die Frau, die er zu heiraten beabsichtigte, Heath einmal bedeutet hatte? Ahnte er, was an jenem August vor vielen Jahren geschehen war?
    Natürlich nicht. Julia hatte ihm gewiss nichts davon erzählt. Sonst würde dieses Gespräch nicht stattfinden.
    Heaths Begegnung mit Julia Hepworth war leidenschaftlich, wenn auch flüchtig gewesen. Niemand wusste, dass er sie seit jenem Tag begehrte, an dem sie ihn mit einem Schuss in die Schulter verletzt hatte. Niemand ahnte, dass sie die einzige Frau war, die er jemals wirklich vermisst hatte. Er selbst hatte lange gezögert und mit sich gerungen, ehe er fähig war, sich das einzugestehen. Erst im Lauf der Jahre war ihm allmählich bewusst geworden, dass sie durch keine andere Frau zu ersetzen war.
    Sie hatte ihm mit der Schussverletzung zwar keinen bleibenden Schaden zugefügt, ihn aber dennoch für immer verändert. Er hatte Schaden genommen an einer Stelle, die niemand sehen konnte: an seinem Herzen.
    Um Russell zu erschrecken, hatte er sich hinter einem Felsvorsprung versteckt, und Julia hatte aus dem Sattel ihres Pferdes auf ihn geschossen.
    Die Kugel hatte seine Schulter gestreift.
    Der erste Blick auf sie hatte sein Herz durchbohrt. Gelegentlich blutete ihm das Herz noch heute, aber er hatte gelernt, mit dem Schmerz zu leben. Er lächelte wehmütig in Erinnerung an ihre erste Begegnung …
    „Sind Sie verletzt?“, fragte sie und warf sich über ihn. „Bitte sagen Sie mir, dass ich Sie nicht getötet habe.“
    Er rührte sich nicht, in ihm tobte ein Tumult widersprüchlicher Gefühle. Der brennende Schmerz in der Schulter, die Schmach, von einer Frau angeschossen worden zu sein und mehr noch … die Wärme ihrer Hände, als sie ihm ungeniert das Reitjackett aufriss, um ihn zu untersuchen, ihr rotes Haar, das seine nackte Brust streifte, setzte seine Sinne in Flammen. Wieso er eine Frau begehrte, die ihn beinahe getötet hatte, war ihm unbegreiflich. Aber sie versetzte sein Blut in Wallung. Er kniff die Augen zusammen und überlegte, wie er sich in dieser peinlichen Situation verhalten sollte.
    „Sagen Sie doch etwas“, rief sie erschrocken.
    Sie war hochgewachsen, geschmeidig und üppig gebaut. Sie war eine Königin. Die faszinierendste Frau, die ihm je begegnet war, und er wünschte sich, sie auf der Stelle nehmen zu können, hier auf der Erde zwischen den Felsen wie ein Barbar.
    „Na schön“, sagte er zähneknirschend und verdrängte seine lüsternen Gedanken. „Sie haben mich erschossen. Ich bin tot. Sind Sie zufrieden?“
    „Es besteht kein Grund, unhöflich zu werden.“
    „Ach nein? Verzeihen Sie, wenn es mir schwerfällt, mit einer Kugel in der Schulter im Dreck zu liegen und mich untadelig zu benehmen.“
    „Wie können Sie nur so abscheulich sein? Es war ein Versehen. Ein Unfall. Sie haben mich zu Tode erschreckt. Ich dachte wirklich, ich hätte Sie auf dem Gewissen.“
    Er knurrte. „Viel hätte ja nicht gefehlt. Sie haben auf mich geschossen. Was zum Teufel ist in Sie gefahren? Sie haben auf mich geschossen.“
    „Kein Wunder“, entgegnete sie aufbrausend. „Wieso
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