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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt
Autoren: Alissa Johnson
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spontan gedacht: Großer Gott, ganz gewiss lag hier ein Übersetzungsfehler vor.
    Um gleich darauf festzustellen, dass Miss Evertons Bewusstlosigkeit eine beunruhigende, aber unleugbar bequeme Gelegenheit war, sie genau in Augenschein zu nehmen.
    Sie war wunderschön.
    Genau wie die griechischen Göttinnen und Rubensporträts. Ein herzförmiges Gesicht, volle Lippen, die sich an den Winkeln auf natürliche Weise nach oben zu biegen schienen, ein liebenswerter Sprühregen von Sommersprossen auf dem Rücken ihrer kecken kleinen Nase, und das alles umrahmt von einer Wolke vollen Haares, das die Farbe von Zobelpelz hatte.
    Alex’ nächster Gedanke galt ihrer Augenfarbe. Würden sie goldbraun sein oder dunkler, wie ihr Haar?
    Als ihre Lider sich endlich flatternd öffneten, hatte Alex seine liebe Not, sie nicht anzustarren wie ein kleiner Junge.
    Sie waren blau. Ein frisches, dunkles Blau, das förmlich knisterte. Er hatte noch nie im Leben Augen von dieser Farbe gesehen. Dieser Erkenntnis folgte unmittelbar die weniger vernünftige Überlegung, dass er William in Stücke reißen würde.
    Und als sie zum zweiten Mal ohnmächtig wurde, beschloss Alex, dies ganz langsam zu tun.
    Er hob Miss Everton behutsam auf und trug sie zu der gerade eingetroffenen Droschke. »Whit, du und Mr Wang, ihr kümmert euch um unsere Pferde. Ich werde Mrs Summers und Miss Everton nach Hause bringen.«
    Alex ignorierte Whits wissendes Grinsen und Augenzwinkern. Gleichermaßen tat er so, als überhörte er die leise Bemerkung seines Freundes darüber, dass er den ganzen Spaß für sich wolle, und konzentrierte sich stattdessen darauf, Miss Everton und sich selbst in die Kutsche zu bugsieren – kein leichtes Unterfangen, da er gar nicht erst in Erwägung zog, sie auch nur einmal abzusetzen.
    Schließlich gelang es ihm, mit ihr auf dem Schoß Platz zu nehmen. Er sollte sie wirklich neben sich auf die Bank setzen. Unbedingt. Es war ganz und gar nicht schicklich, sie auf diese Weise festzuhalten, aber seltsamerweise konnte er sich zu nichts anderem überwinden.
    Sie war klein! Er schätzte sie auf kaum einen Meter fünfzig. Und an ihrer Stirn zeigte sich der Beginn einer Schwellung. In ein paar Stunden würde sie eine hässliche Beule dort haben, und auch wenn es nicht direkt seine Schuld war, trug er doch zumindest zum Teil die Verantwortung für ihre Verletzung.
    Widerstrebend riss er den Blick von der Frau in seinen Armen los, um zu der älteren Dame hinüberzuspähen, die ihm gegenübersaß. Es überraschte und verärgerte ihn aus irgendeinem unerklärlichen Grund ein wenig, dass Mrs Summers nicht sofort von ihm verlangte, ihre Schutzbefohlene abzusetzen. Trug sie nicht die Verantwortung für das Mädchen?
    Doch sie schien nicht besonders besorgt. Tatsächlich musterte sie ihn unverwandt und mit unverfrorenem Interesse, auf eine Art, die ihn sofort nervös machte. Er konnte praktisch hören, wie ihre Gedanken arbeiteten.
    »Ob sie wieder gesund wird?«, fragte er, um sie von ihren gegenwärtigen Überlegungen abzulenken.
    Mrs Summers blinzelte kurz, ehe sie antwortete. »Oh, sie wird sich erholen. Die Verletzung ist nicht ernst, zumindest nicht für ihre Verhältnisse.«
    Bevor Alex sie fragen konnte, was sie damit meine, hielt die Kutsche vor einem kleineren, doch eleganten Stadthaus.
    »Ah, es war doch näher, als ich dachte«, bemerkte Mrs Summers. »Wenn Sie so freundlich sein wollen, Sophie jetzt auf die Kissen zu setzen? Ich bin mir sicher, dass sich jetzt einer von Lord Loudors Männern ihrer annehmen kann.«
    Anscheinend war, zumindest nach den Maßstäben dieser seltsamen Anstandsdame, in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht jedes Verhalten akzeptabel, das in einer öffentlichen Droschke noch hinnehmbar war.
    Mit einigem Widerstreben ließ Alex das Mädchen los. Er half Mrs Summers beim Aussteigen und beobachtete, wie sie Mr Wang ins Haus folgte, bevor er die aus dem Haus getretenen Diener einer skeptischen Musterung unterzog. Es waren mehrere kräftige Männer dabei; einer von ihnen war sogar ziemlich massig. Aber andererseits waren starke Männer zuweilen auch unbeholfen oder, schlimmer noch, dumm.
    Wieder betrachtete er die bewusstlose Miss Everton. Vielleicht sollte er einfach …
    »Das geht nicht, Alex.«
    Whit war aus den Ställen erschienen, lehnte sich an die Kutsche und schenkte Alex das schiefe Grinsen, das ihn zum Liebling der Gesellschaft und zum Fluch von Alex’ Existenz machte.
    »Du kannst dich wohl kaum bei Loudor
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