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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt
Autoren: Alissa Johnson
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einschmeicheln, indem du seine Cousine an ihrem ersten Tag in London in einen Skandal verwickelst, oder?«
    Alex stöhnte beinahe. Whit hatte natürlich recht; er benahm sich wie ein Idiot. Was zum Teufel stimmte nicht mit ihm? Er warf seinem Freund um des Prinzips willen einen finsteren Blick zu – es kam niemals etwas Gutes dabei heraus, wenn man Whit zu verstehen gab, dass er in irgendeinem Punkt recht hatte – und gab einem der Bediensteten den Befehl, sich um Miss Everton zu kümmern.

3
    Ein dünner, älterer Mann mit säuerlicher Miene – die vermutlich, überlegte Alex, eher mit seinem Charakter als mit den unglücklichen Ereignissen des Tages zu tun hatte – führte Alex und Whit in den vorderen Salon und versorgte sie mit Getränken.
    »Seine Lordschaft ist vor mehreren Stunden aufgebrochen, um Miss Everton und ihre Begleiter vom Hafen abzuholen. Inzwischen sind vier Bedienstete unterwegs, um nach seinem Verbleib zu forschen. Nach seiner Ankunft werde ich ihn sogleich von Ihrer Anwesenheit in Kenntnis setzen.« Mit diesen Worten zog sich der Butler zurück und schloss die Salontüren hinter sich.
    »Ist er nicht freundlich?«, bemerkte Alex, nahm einen Schluck von seinem Brandy und sah sich im Raum um. Die dunklen, hässlichen Farben, der Geruch nach abgestandenem Zigarrenrauch und die erstaunliche Menge Leders ließen eindeutig auf einen Junggesellenhaushalt schließen. Mehr noch, auf den Haushalt eines Junggesellen mit ausnehmend schlechtem Geschmack.
    Whit beäugte ebenso wie er die Einrichtung. »Gütiger Gott, wenn es hier schon so aussieht, wie wird dann erst das Studierzimmer sein?«
    »Mit ein wenig Glück werden wir es herausfinden.«
    »Im Moment fühle ich mich fast versucht, die Mission mit Absicht zu verpfuschen. Dieser Raum ist grässlich.«
    »Es riecht wie in einem drittklassigen Klub«, ergänzte Alex.
    »Bei Gott, du hast recht. Ich habe mich gefragt, warum der Gestank mir bekannt vorkam. Erinnert mich an unsere alten Zeiten.« Whit dachte einen Moment lang darüber nach. »Ich glaube, ich werde ein Fenster öffnen.« Er stellte seinen Brandy beiseite und schob die dicken, grauen Vorhänge zurück, um den Fensterrahmen in Augenschein zu nehmen. »Sollte es nicht so etwas wie Haken oder Schlaufen für diese Dinger geben?«
    »Sollte man meinen«, erwiderte Alex lässig.
    Mit der freien Hand entriegelte Whit das Fenster und versuchte, es nach oben zu schieben und zu öffnen. Es ließ sich nicht bewegen. Von seinem Platz aus beobachtete Alex das Geschehen mit wachsender Erheiterung. Whittaker Cole, der Earl of Thurston, lieferte sich einen harten Kampf mit einem Paar Wollvorhängen und einem Salonfenster.
    »Wieso nur bin ich hiervon der einzige Zeuge?«, überlegte Alex laut, bevor er aufstand, um seinem armen, überforderten Freund zur Hand zu gehen. »Hättest du gern etwas Hilfe?«
    »Weg da«, blaffte Whittaker und trat einen Schritt vom Fenster zurück.
    Alex hielt eine Antwort nicht für notwendig, zumal er nicht sicher war, ob die Worte ihm oder dem Fenster galten. Er trat vor, ergriff die Vorhänge mit beiden Händen und hob sie zur Seite hin an. Er bedeutete Whit, vorzutreten. »Vielleicht, wenn du beide Hände benutzt …«
    Whit brummte nur etwas Unverständliches und nahm sich das Fenster erneut vor. Nach mehrminütigem Ächzen und Fluchen gelang es ihm schließlich, es zwei magere Zoll weit hochzuschieben.
    Whit beäugte die Lücke voller Groll. »Prächtig.«
    Alex schlug ihm gut gelaunt auf den Rücken. »Gut gemacht. Hast du Lust, es auch mit dem anderen zu versuchen?«
    »Ich glaube nicht, dass mein Stolz damit auch noch fertigwerden könnte«, brummte Whit, der immer noch das Fenster anfunkelte. »Weißt du, dass ich tatsächlich außer Atem bin? Wie demütigend.«
    Schweigend starrten sie für eine Weile das Fenster an. Schließlich sagte Whit leise, ohne den Kopf zu drehen: »Wenn du ein echter und treuer Freund bist, Alex, behältst du diese kleine Episode für dich.«
    Alex nickte feierlich. »Wenn ich ein echter und treuer Freund wäre, würde ich das in der Tat tun.«
    »Ein guter Mann, ein anständiger Mann …«
    »… würde den Mund halten. Da bin ich mir beinahe sicher.«
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen durch Lärm in der Vorhalle, zu dem eine laute, ärgerliche Männerstimme wesentlich beitrug.
    »Loudor«, meinte Alex.
    Beide saßen gerade noch rechtzeitig wieder auf ihren Plätzen, als ein ziemlich zerzauster Mann von Mitte fünfzig eintrat. Er war von
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