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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum
Autoren: Webb Debra
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am selben Morgen, als sie und ihre Komplizin Justine Mallory auf dem Grundstück von Clint Austin einen Doppelmord zu begehen versuchten, auf der County Road 18 erschossen. Der tragische Tod beendet einen Albtraum, der vor über zehn Jahren begann …«
     
    Im offiziellen Bericht hieß es, Misty habe versucht, sich mit Fußtritten gegen das Heckfenster des Streifenwagens zu befreien. Als der Deputy, der am Steuer saß, rechts rangefahren sei, um die Tatverdächtige zu bändigen,
habe sie nach seiner Waffe gegriffen. Der Deputy habe keine andere Wahl gehabt, als tödliche Gewalt anzuwenden.
    Die Toten waren beerdigt, und Clint war rehabilitiert.
    Der Fall war abgeschlossen.
    Wie konnte eine Kleinstadt solch verkommene Geheimnisse hervorbringen, ohne dass jemand erkannte, wie hässlich die Verhältnisse geworden waren? Warum hatte niemand etwas bemerkt?
    Anscheinend hatten die Fotos, die Justine von ihren zahlreichen Eroberungen gesammelt hatte, eine solche Macht, dass Männer wie Mike Caruthers und Ray Hale ihre Veröffentlichung fürchteten. Wichtiger allerdings fand Emily die Frage, wie es Justine gelungen war, dass all diese testosterongesteuerten Sportler ihr Spielchen mitgespielt hatten.
    Die Antwort lag in der Angst, die Emily in Marvin Cooks Stimme wahrgenommen hatte, in jener Nacht auf seiner Veranda. Sie bezweifelte, dass sie die Vergangenheit völlig hinter sich lassen könnte, ohne eine Antwort auf diese Frage zu erhalten. Sie wusste zwar, dass Justine Keith mit der erfundenen Geschichte bei der Stange gehalten hatte, er habe einen Blackout gehabt und Heather umgebracht, aber was war mit Ray, Mike und all den anderen?
    Ohne größere Überlegung rief Emily die Auskunft an und erhielt die gewünschte Telefonnummer. Sie wählte, ohne zu zögern; die Sekretärin von Higgins’ Autowerkstatt nahm ab.
    »Marvin Cook, bitte«, sagte Emily und wartete, bis der Anruf in die Werkstatt durchgestellt wurde.
    »Cook.«

    »Hey, Marv, Emily hier.«
    Die Stille am anderen Ende der Leitung verriet, dass ihre Stimme das Letzte war, was Marvin Cook je wieder hatte hören wollen.
    »Keine Angst, Marv. Ich habe nur eine kurze Frage.« Da er nicht auflegte, fuhr sie fort: »Wie hat Justine euch Jungs eigentlich dazu gebracht, zu kooperieren, als sie die erpresserischen Fotos machte? Ich muss das wissen, damit ich einem Arsch wie dir vielleicht vergeben kann.« Sie hatte ihre Wut nicht herauslassen wollen, aber dieser Satz ließ sich nun nicht mehr rückgängig machen.
    »Es ist vorbei, Em; lass es gut sein«, herrschte er sie an.
    »Ich werde es gut sein lassen«, sagte sie, so ruhig sie konnte, »sobald du mir die Wahrheit sagst. Dann hörst du nie wieder von mir, ich versprech’s dir.«
    »Justine hatte irgend so einen speziellen Cocktail«, sagte er widerstrebend. »Eine Mischung aus Whisky und einer Droge. Wir wussten es zwar nicht so genau, aber wir haben angenommen, dass es etwas Ähnliches wie diese K.o.-Tropfen war. Die hat sie uns allen mindestens einmal ins Glas getan. Wir hätten alles getan, worum sie uns bat.«
    »Danke, Marv, mehr wollte ich gar nicht …«
    Das scharfe Klick zeigte ihr, dass er aufgelegt hatte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Er wollte die Geschichte hinter sich lassen.
    Justine Mallory war ein verachtenswerter Mensch gewesen. Warum hatte sie nach außen so normal gewirkt? Und Misty, na ja, sie war einfach eine von diesen Menschen gewesen, die zwar alle seltsam fanden, aber harmlos. Sie hatte sich in der Grundschule an Justine rangehängt
und seitdem nicht mehr losgelassen. Die Angst davor, Justines bedingungslose Liebe zu verlieren, hatte Misty zu einem Mord getrieben.
    Da war etwas tief vergraben worden.
    Emily besaß das Videoband von ihrem und Clints gemeinsamen kleinen Einbruch im Gerichtsgebäude. Caruthers besaß das belastende Foto. Natürlich hatte sie eine Kopie behalten, so wie er vom Videoband, wenn er nur halb so klug war, wie sie annahm. So oder so, die Sache war vorbei. Die Männer in Pine Bluff konnten ihr schmutziges kleines Geheimnis behalten, und Clint bekam sein Leben zurück.
    Emily schob die Gedanken beiseite. Sie war damit durch. Sie ging vorwärts in ihrem Leben, so wie ihre Eltern sie vor Jahren ermutigt hatten, allerdings ohne Therapie. Ehrlich gesagt, hatte sie keine einzige Panikattacke mehr gehabt – seitdem sie und Clint miteinander geschlafen hatten. Sex mit Clint war viel besser als alle Psychopharmaka.
    Hin und wieder litt sie unter der Tatsache, dass sie
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