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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum
Autoren: Webb Debra
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Wirklichkeit war, nicht nur ein Albtraum. Sie kannte diese Menschen doch ihr Leben lang. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
    Allmählich wurde ihr klar, was sie nur geahnt hatte; das Gefühl der Angst breitete sich weiter in ihr aus. »Wenn Brady das Video zu Gesicht bekommt, geht Clint zurück nach Holman.« Und selbst wenn Clint vom Vorwurf des Mordes freigesprochen würde – die Zeit bis dahin würde er in Holman absitzen. Er durfte einfach nicht dorthin zurückkehren. Sie konnte das um keinen Preis zulassen.
    »Nun gut.« Caruthers nickte. »Wir haben auch Ihre Vernehmung darüber auf Video. Sie können nichts leugnen. Aber wir möchten nichts unnötigerweise wieder aufwühlen.«
    Die Polizei hatte sie beide in der Hand. Damit hatten man sie und Clint genau dort, wo man sie haben wollte.

    Ihr Schweigen zeigte Caruthers, dass sie den richtigen Schluss gezogen hatte. »Ich bin froh, dass Sie unser Dilemma verstehen. Wir möchten ja nicht, dass Clint ins Gefängnis zurückmuss; sondern nur, dass er sein Leben wieder leben kann. Vielleicht fortzieht, so wie Sie. Hier erinnert zu viel an die Vergangenheit.«
    Emily verkniff sich jede Antwort; sie musste die Gefühle, die in ihr hochkamen, mit aller Macht zurückhalten.
    Sie nickte. »Verstehe.«
    »Und der Beweismittelbericht? Ich frage das nur, damit keine Fragen offen bleiben.«
    »Klebt unter Clints Pick-up.«
    »Sehr gut, Emily.« Caruthers setzte sich die Polizeimütze wieder richtig auf. »Wusste ich’s doch, dass wir uns auf Sie verlassen können.«
    Plötzlich kam Emily eine Idee, auch wenn sie sich nach den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden im Kopf völlig leer fühlte. »Nur eine Minute, Deputy Caruthers.«
    Er wandte sich zu ihr um, blickte sie fragend an.
    »Ich halte mich an die Abmachung, weil ich in Pine Bluff aufgewachsen bin und nicht möchte, dass anderen Menschen unnötig wehgetan wird. Und Clint wird weiter seinen Weg gehen und seine Rehabilitierung vorantreiben.«
    »Da haben Sie sicher Recht, Emily«, sagte Caruthers, der sichtlich ungeduldig wurde.
    »In der Tat.« Sie sah ihm mitten ins Gesicht. »Was das Video betrifft, so tausche ich es gern gegen das Foto eines Kumpels von Ihnen, dem Sie gerade einen blasen. Klingt das für Sie akzeptabel?« Sie lächelte, als sie seine verdutzte
Miene sah. Sie bekam einen kleinen Schreck, als ihr klar wurde, wer dieser Kumpel auf dem Foto höchstwahrscheinlich war … Ray Hale. Er und Mike Caruthers waren seit Urzeiten eng befreundet. »Wenn mir oder Clint irgendetwas zustößt … oje, dann erfährt alle Welt von Ihrem kleinen Geheimnis.« Ihr fiel ein, was Marv ihr erzählt hatte. »Es könnte schwierig werden, sich davon reinzuwaschen.«
    Caruthers’ Lippen wurde schmal vor Wut.
    »Ich hatte Sie mit den blonden Haaren fast nicht erkannt«, fügte sie hinzu, nur um ihm klarzumachen, dass sie nicht bluffte. »Und … äh … glauben Sie nicht, Sie könnten mit mir das machen, was Sie mit Misty vorhaben. Das Foto ist meine Lebensversicherung, und mein Anwalt weiß genau, was er mit dem Umschlag zu tun hat, falls mir etwas zustößt.« Sie hoffte inständig, dass Caruthers auf ihre Geschichte hereinfallen würde. Sie hatte nicht einmal einen Anwalt.
    »Ich denke, wir verstehen uns.«
    Emily war zufrieden und erleichtert – ließ es sich aber nicht anmerken. »Ausgezeichnet.«
    Caruthers sah in den Außenspiegel, dann wendete er den Wagen und fuhr zurück in Richtung Stadt. Ihre Blicke trafen sich im Rückspiegel. Sie zeigte nicht einen Hauch von Angst.
    »Ich werde mächtig froh sein«, sagte er herzlich, »wenn in Pine Bluff alles wieder seinen normalen Gang geht.«
    Emily sah Caruthers fest in die Augen, bis er wegschaute. Aber sie erwiderte nichts. Während er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete, blickte sie hinaus auf die vorbeiziehende Landschaft. Sie fröstelte,
denn erst jetzt fiel ihr ein, dass ihre Kleidung wegen des Nieselregens, der alles glänzend und neu aussehen ließ, noch feucht war. Normal .
    Pine Bluff und normal, das waren zwei Dinge, die in ihrem Kopf nie mehr, einfach nie mehr zusammenpassen würden.

42
    224 Old Columbiana Road
Hoover, Alabama
Montag, 16. September, 17.00 Uhr
     
    »Clint Austin ist hiermit freigesprochen.«
    Emily sah ungläubig auf die Schlagzeile des Pine Bluff Sentinel, den ihre Eltern ihr per Post zugeschickt hatten. Sie las die ersten Sätze, auch wenn sie bereits ahnte, was in dem Artikel stand.
     
    »Misty Briggs wurde
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