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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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lahme Innenminister.

13. Kapitel
    Ausblick
    Eine stabile, friedliche Koexistenz zwischen den sich unversöhnlich gegenüberstehenden Einprozenter-Motorradclubs in Deutschland scheint unmöglich.
    Am anschaulichsten lassen sich die globalen Territorialkämpfe und Rockerkriege um Macht, Einfluss und Geld vielleicht mit der Zeit des Kalten Krieges von Ost gegen West vergleichen. Die Situation zwischen den OMCGs ähnelt der Zeit, als die beiden bis aufs Blut verfeindeten Blöcke sich waffenstarrend belauerten und nur auf einen Vorfall warteten, der sich als Angriffshandlung interpretieren ließ. Obwohl sich die hochgerüsteten Allianzen des Warschauer Pakts und der NATO offiziell nicht im Kriegszustand befanden, drohte jeder Konflikt in einem noch so entfernten Winkel dieser Welt einen Flächenbrand auszulösen.
    Der Stellvertreterkrieg in Korea, der Bau der Berliner Mauer, die Kuba-Krise, politische Attentate, Putsche in Satellitenstaaten oder die Inthronisation genehmer Diktatoren besaßen das Potenzial, einen dritten Weltkrieg auszulösen.
    Auch in der Welt der Einprozenter stehen sich weltweit zwei große Blöcke gegenüber. Auf der einen Seite ist das der Hells Angels MC als mächtigster Einprozenter-Club der Welt mit Beistand des weltweit größten Supporter-Clubs, der Red Devils, und zahlreichen Untergruppierungen wie der neu rekrutierten Brigade 81, der Legion 81 oder des Commando 81. Auf offizielle Bündnisse mit anderen großen MCs verzichten die Angels bewusst. Ob das an der eigenen Stärke liegt oder aus Arroganz geschieht, bleibt der Einschätzung des Betrachters überlassen.
    Auf der anderen Seite stehen dieser rot-weißen Macht zahlreiche global agierende Einprozenter-Clubs wie die Bandidos, Mongols, Outlaws und eine Vielzahl alliierter Clubs gegenüber. Manche der großen MCs verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft, etwa die Bandidos und die Outlaws, andere Clubs gehen örtliche Bündnisse ein oder sprechen ihr Vorgehen miteinander ab. Viele MCs eint vor allem die Feindschaft mit den Angels.
    In dieses Pulverfass stoßen weitere Akteure der organisierten Kriminalität und streng nach Ethnien getrennte Familienclans und Gangs.
    Dass der Rockerkrieg auf Deutschlands Straßen das Potenzial birgt, einen europaweiten Konflikt auszulösen, belegen die aktuellen Vorkommnisse in Berlin. Umgekehrt ist es jederzeit möglich, dass Vorfälle im Ausland eine Eskalation in der Republik auslösen. Die eng vernetzte Welt der Rocker, die internationale Ausrichtung und Organisation der großen Clubs, die starke Identifikation mit dem jeweiligen Club und dessen Farben sowie persönliche Bekanntschaften und Freundschaften über alle Ländergrenzen hinweg tragen die Aggressionen in alle Länder, die von den OMCGs in Besitz genommen wurden. Allein die Hells Angels verfügen im Sommer 2012 über 356 Charter in 47 Ländern. Hinter 59 Chartern steht der Zusatz »Germany«. Deutschland verfügt nach dem Ursprungsland Amerika über die zweithöchste Clubdichte der Welt. Zum Bandidos MC gehören zur gleichen Zeit über 304 Chapter, davon 70 in Deutschland. Zusätzlich existieren allein in der Republik 111 Supporter-Clubs und 21 X-Teams des Fat Mexican. Auch für die Bandido Nation ist Deutschland nach den USA das mit Abstand wichtigste Land.
    Die Outlaw Motorcycle Gangs entstammen der gleichen Subkultur, was das Risiko enorm erhöht, dass Mitglieder der verfeindeten Blöcke aneinandergeraten. Bei Runs, Harley Days, Motorradmessen, Tattoo Conventions oder in den einschlägigen Kneipen, Bars, Etablissements und Striplokalen der Rotlichtviertel wird weniger die diplomatische Etikette des Einzelnen den gegenseitigen Kontakt beeinflussen als vielmehr die grundlegende Gewaltbereitschaft der Gruppen. Der Club des Unterlegenen ist seinen Brüdern zum Beistand verpflichtet, sonst würde das plakativ vorgebrachte Motto »One for all – all for one« zur Makulatur. Vergeltungsaktionen, die eine infernalische Kettenreaktion auslösen können, sind dann unvermeidlich.
    Diese Gedanken beziehen sich nur auf eine zufällige Eskalation in der Welt der Einprozenter. Davon unberührt sind Szenarien, in denen sich ein Club als Ganzes in einem von ihm reklamierten Gebiet, einer Stadt oder einem gesamten Land herausgefordert sieht. Man stelle sich den Fall vor, dass die Führung eines großen MCs in Deutschland ihren Machtbereich und ihre Verdienstmöglichkeiten entscheidend auszudehnen beabsichtigt oder – wie in Kanada geschehen – gar ein
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