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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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Rivalen für den Anschlag aus, denn im Vereinsheim befanden sich zu der Zeit 50 Bandidos unterschiedlicher Chapter und verschiedenster Bundesländer einschließlich ihrer Führungen.
    Die Bandidos gerieten weiter in die Defensive und damit unter Handlungszwang, schon um die eigenen Reihen geschlossen zu halten und nicht noch mehr Überläufer zu ermutigen, dem Verrat der Chapter South Central und South Side zu folgen.
    Der 6. Juli 2012 verwandelte den Berliner und deutschen Rockerkrieg endgültig in einen europäischen Konflikt. Das allmächtige Europa-Präsidium der Bandido Nation hatte sich nach Erkenntnissen schwedischer Sicherheitsbehörden entschlossen einzugreifen. Ein Hochverrat reihte sich an den nächsten in der Stadt an der Spree, erst Kadir P., dann Grischa V,. und der Bandidos MC verlor drei ganze Chapter plus deren Unterstützungsvereinigungen an die Angels – knapp 200 Mann in nicht einmal 2,5 Jahren. Die Zeit war reif für ein Exempel, denn wer Berlin verliert, verliert ganz Ostdeutschland, und wer Ostdeutschland verliert, verliert den Kampf um die Vorherrschaft in Osteuropa.
    Die Schlacht um Europa, die mit dem Mordanschlag 1991 auf das erste europäische Bandidos-Chapter in Marseille begonnen und dann in den darauf folgenden blutigen skandinavischen Rockerkrieg mit 39 Toten gemündet hatte, schien nun in Berlin ausgetragen zu werden.
    Nach einem Tipp ihrer schwedischen Kollegen nahmen am 6. Juli 2012 Bundespolizisten am Rostocker Überseehafen drei Männer auf einer Fähre aus Dänemark fest: einen 34-jährigen Mazedonier, einen 36-jährigen Iraner sowie einen 47-jährigen Schweden. Zwei sind Bandidos der Chapter Helsingborg und der schwedischen Nomads, beim dritten Mann sind enge Verbindungen zum Club polizeibekannt. In ihrem Mietwagen fand die Polizei drei Stangen Sprengstoff, eine Sprengkapsel und schusssichere Westen. Die schwedischen Behörden teilten den deutschen Sicherheitskräften mit, die drei Männer seien eigens nach Deutschland gereist, um die Führungsebene der Verräter, insbesondere Grischa V., mittels eines Bombenanschlags zu töten.
    Die Anschläge auf André S. und die beiden Bandidos führten zur Einrichtung einer Rocker-Task-Force bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Die Devise »null Toleranz« sollte ab sofort auch auf kleinere Delikte wie Beleidigung oder Alkoholfahrten angewendet werden. Die abgestellten zehn Staatsanwälte sind beauftragt, alle Verfahren im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität in der Rockerszene zu bündeln; strafmildernde Deals wird es damit nicht mehr geben. Die Task Force geht von 500 Hells Angels und knapp 300 Bandidos in Berlin aus, jeweils einschließlich ihrer Supporter-Clubs und der Unterstützungskommandos. Wie lange diese Zahlen in der sich dynamisch verändernden Rockerszene zutreffen, vermag niemand vorauszusagen.
    Scharfe Waffen in großer Stückzahl, der Mordanschlag auf den Hells-Angels-Boss, ein Sprengstoff-Killerkommando aus Dänemark, Rocker aus Skandinavien in Berlin – die Polizei rechnet mit dem Schlimmsten in der Hauptstadt. In internen Schreiben werden die Beamten vor einer weiteren Eskalation gewarnt und insbesondere auf die skandinavische Komponente im Berliner Bikerkonflikt hingewiesen. Der Aufruf endet mit der konkreten Aufforderung: »Alle eingesetzten Kräfte werden gebeten, insbesondere Fahrzeuge aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland zu kontrollieren.«
    Die Liste der Verdächtigen des Mordanschlags auf den Angels-Präsidenten André S. ist lang, nur eine Tätergruppe schloss der Hells Angels MC auf einer extra anberaumten Pressekonferenz kategorisch aus, als er verlautbarte: »Das Motiv der Tat ist nicht clubintern.« Doch das beendete die Spekulationen nicht etwa, es heizte sie im Gegenteil zusätzlich an.
    Der Anschlag könnte eine Vergeltung für den abermaligen Übertritt von Berliner Bandidos-Chaptern zu den Höllenengeln gewesen sein. An dem Patchover soll André S. als Stratege maßgeblichen Anteil gehabt haben. Wollten sich die nun unterlegenen Rivalen für diese Schmach an der Führungsperson des Feindes rächen? In Berlin mutmaßen Ermittler auch über eine mögliche skandinavische Spur. Sollten die kampferprobten Brüder aus dem hohen Norden versucht haben, den Sieg in Berlin zu erzwingen? Ein Mordkomplott des Fat Mexican an einem der wichtigsten deutschen Angels-Präsidenten würde die eigene Führungsschicht zwar unwiderruflich ins Visier der Todesengel rücken, doch in der blutigen
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