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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl
Autoren: Caitlin Crews
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sein, wenn Sie sich ihren Gatten mit derart berechnendem Kalkül aussuchen.“
    „Ist das als Zurechtweisung oder als Beleidigung gemeint?“, fragte Angel, ohne auf eine Antwort zu warten. „Ich weiß ganz genau, was ich will und bin es gewohnt, immer direkt aufs Ziel loszusteuern. Und ich bin sicher, würde ein Mann diese Zielstrebigkeit an den Tag legen, wäre ihm der Applaus der ganzen Nation sicher. In vergangenen Zeiten haben Herrscher solchen Männern sogar Königreiche geschenkt, wenn ich mich recht erinnere, obwohl mein Geschichtsunterricht schon eine Weile zurückliegt.“
    Wenn sie sich nicht täuschte, zuckte um seinen herben Mund ein schwaches Lächeln, doch der Eindruck war nur flüchtig und gleich wieder verflogen. In den dunkelgrauen Augen glomm ein heißer Funke. „Sie sind eine sehr schöne Frau.“ Es klang kein bisschen wie ein Kompliment, sondern wie eine nüchterne Feststellung. „Und dass Sie das selbst wissen, erkennt man daran, wie perfekt Sie Ihre Vorzüge in Szene zu setzen verstehen. Ein Mann müsste blind oder tot sein, um Ihnen nicht ins Netz zu gehen und Ihren Reizen zu erliegen.“
    „Besten Dank“, sagte Angel trocken. „So fühlt sich also eine Preisstute auf der Körungsveranstaltung. Zumindest nehme ich das an, denn besonders viele Vollblüter bekomme ich in Brixton nicht zu Gesicht.“
    Ihr schlichtes Apartment lag im verwahrlosten Teil von Londons Süden, der in den Reiseführern gemeinhin als lebendig beschrieben wurde, was in Angels Augen nichts anderes als zwielichtig bedeutete. Trotzdem war es ihr privates Reich, ihr Heim, das sie sich selbst erarbeitet hatte und auf das sie stolz war.
    „Eigentlich dürften Sie doch keine Schwierigkeiten haben, den Mann Ihrer Wahl auch auf ganz konventionellem Weg zu erobern“, spann Rafe seinen Faden weiter. „Ohne ihn gleich mit der Nase darauf zu stoßen, dass es Ihnen in erster Linie um sein Geld geht.“ Mokant hob er eine dunkle Braue. Es war die linke, teilweise zerstört von einer gezackten Narbe, was ihn einigermaßen bedrohlich und unendlich arrogant wirken ließ. Doch anstatt sich zu fürchten, fühlte Angel sich nur noch mehr von dem düsteren Earl angezogen. „Ich denke, Sie werden schnell feststellen, dass Ihre Art von Attraktivität, insbesondere wenn sie zudem noch absichtsvoll eingesetzt wird, durchaus eine Basis für viele Ehen ist, auch wenn die Beteiligten vielleicht nicht offen darüber reden.“
    Diesmal gab es keinen Zweifel. Obwohl ausgesucht höflich formuliert, waren seine Worte nicht als Kompliment gemeint.
    Ihre Art von Attraktivität! Was für eine gönnerhafte Herablassung!
    „Ich mag ja alles Mögliche sein, Mylord … “ Angel legte all ihren Sarkasmus in die formelle Anrede. „Unfein, meinetwegen auch gewöhnlich, aber eines ganz gewiss nicht: Ich bin weder eine Lügnerin noch eine Betrügerin.“ Angel wusste selbst nicht, warum sie den Blick einfach nicht von dem dunklen, zerstörten Gesicht abwenden konnte. Dabei sah sie gar nicht die Narben, sondern verlor sich immer mehr in dem zwingenden Blick der eindringlichen rauchgrauen Augen.
    „Nun gut, was sind also die Ansprüche, die Sie an Ihren zukünftigen Gatten stellen?“, fragte Rafe nach einer Pause, die ihr wie eine Ewigkeit erschien.
    „Wie gesagt, er sollte sehr, sehr wohlhabend sein und bereit, seinen Reichtum mit mir zu teilen“, kam es wie aus der Pistole geschossen. „Sieht er daneben auch noch gut aus, wäre das ein willkommener Bonus.“
    „Wie bedauerlich …“ Rafe ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen. „Damit bin ich aus dem Spiel, oder sind Sie von meinen Narben so schockiert, dass Sie sie inzwischen einfach ausgeblendet haben?“
    Seltsamerweise fühlte Angel bei diesen Worten endlich wieder festen Boden unter den Füßen.
    „Ich glaube, es liegt eher an dem royalen Lösegeld, das Sie vorhin erwähnten.“ Plötzlich hatte sie das Gefühl, jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen, wenn sie ihre Chancen nicht verspielen wollte. „Und eine noch präzisere Aussage über die Höhe Ihres Vermögens könnte mich möglicherweise sogar für alle Zeiten nichts anderes mehr sehen lassen.“
    „Schon mal von Midas gehört?“, fragte Rafe sarkastisch. Es klang wie eine Herausforderung und war wohl auch als solche gedacht.
    Bereitwillig nahm Angel den Fehdehandschuh auf. „Soll das ein Angebot sein?“
    Da war es wieder, das rasche, angedeutete Lächeln, das ihr Herz höherschlagen ließ und ihren Puls zum Rasen
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