Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Geburt weiterhin versucht hatte, hatte es nie wieder geklappt. Es war anscheinend extremes Glück gewesen, dass sie Carol überhaupt empfangen hatte.
    Dr. Gallen hatte Carol erklärt, dass sie das von ihrer Mutter geerbt hatte. Ihre Regel war schon immer sehr unregelmäßig gekommen, und obwohl sie und Jim sich seit mehr als einem Jahr genau an die Vorgaben hielten – sie maß ihre Basaltemperatur und so weiter –, war bisher noch nichts passiert.
    Vielleicht würde nie etwas passieren. Das war die Furcht, die wie ein Schatten über ihr hing.
    Bitte, Gott, lass uns ein eigenes Kind haben. Nur eines. Wir wollen ja nicht gierig sein. Danach adoptieren wir Kinder, die ein Heim brauchen. Aber bitte, gib uns ein eigenes Kind.
    Danny hatte bis auf ein Teil an Mickys linkem Ohr das Puzzle fertiggestellt. Er sah zu ihnen herüber.
    »Da fehlt ein Teil«, sagte er und deutete auf das Loch.
    Ich kenne das Gefühl, dachte Carol.
    »Mrs Stevens?« Dannys Mutter unterbrach ihre trüben Gedanken. »Ich glaube die Schwester da drüben will etwas von Ihnen.«
    Carol sah auf und bemerkte die diensthabende Schwester, die einen Telefonhörer in die Luft streckte und abwechselnd auf den Hörer und auf Carol deutete.
    Sie ging hinüber, nahm den Hörer und hörte Jims Stimme. Er klang aufgeregt.
    »Carol! Ich habe wundervolle Neuigkeiten! Wir sind reich!«
    »Wovon redest du da?«
    »Ich habe meinen richtigen Vater gefunden! Komm nach Hause und ich erzähle dir alles!«
    Sein richtiger Vater?
    »Ich – Ich kann nicht. Was hat das alles …?«
    »Vergiss deine Arbeit. Komm nach Hause. Wir müssen Sachen erledigen. Komm schon!«
    Die Leitung war tot.
    Er gab ihr gar keine Möglichkeit, ihm zu widersprechen. Und dann drang etwas von dem, was er gesagt hatte, durch ihre Verwirrung hindurch.
    Ich habe meinen richtigen Vater gefunden!
    Warum freute sie sich nicht darüber?
    Sie wusste, wie verzweifelt Jim versucht hatte, in Erfahrung zu bringen, wer seine biologischen Eltern waren, und dass alle seine Anstrengungen gescheitert waren. Also sollte sie sich für ihn freuen.
    Stattdessen fühlte sie ein schwaches furchtsames Frösteln ihren Rücken hinunterlaufen.
     
    3.
     
    Auf der Fahrt nach Hause sprangen Carols Gedanken immer wieder zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft hin und her. Sie dachte daran, wie aufgeregt Jim sein musste. Er hatte seine biologischen Eltern so lange Zeit gesucht. Was war heute passiert? Wie hatte er sie gefunden?
    Der Gedanke an seine Eltern führte sie zu ihren Eltern, die jetzt seit fast zehn Jahren tot waren. Sie überlegte zum tausendsten Mal, was die wohl dazu gesagt hätten, dass sie Jim Stevens geheiratet hatte. Sie wusste, dass ihre Eltern nie viel von Jonah und Emma Stevens gehalten hatten, obwohl sie sich nur vom Sehen kannten. Sie war sich sicher, die beiden hätten es viel lieber gesehen, wenn sie Bill Ryan geheiratet hätte, aber der war Priester geworden.
    Wer hätte sich damals träumen lassen, dass Carol Nevins, die Vorzeigeschülerin der katholischen Mädchenschule, irgendwann einmal mit dem Wolfsmensch, dem irren Footballfreak, verheiratet sein würde? Sie selbst am allerwenigsten.
    Aber schon damals war er eine auffällige Persönlichkeit. Er selbst war nur selten im Ballbesitz. Meistens hatte er denen, die das waren, den Weg freigemacht. Und diese Aufgabe schien ihm zu liegen. Er pflügte jedes Mal eine Schneise der Verwüstung durch die Verteidiger und dabei kam es auch schon mal zu ernsthaften Verletzungen.
    Aber Jim hatte auch seine sanfte Seite. Das war der Jim, in den sie sich nach diesem grausigen Tag im Jahr 1959 verliebt hatte, als ihre Eltern beide in einer regnerischen, nebligen Nacht bei einem Frontalzusammenstoß auf dem Long Island Expressway ums Leben kamen, und das war der Mann, den sie immer noch liebte. Ein Moment splitternden Glases und kreischenden Stahls und sie war eine Waise ohne Brüder oder Schwestern. Die Trauer brachte sie fast um, betäubte sie mit ihrer Intensität, aber das Entsetzen, ein Einzelkind zu sein, das plötzlich mutterseelenallein auf der Welt ist, machte alles noch viel schlimmer.
    Jim hatte sie gerettet. Bis zu diesem Zeitpunkt war er ein Schulfreund gewesen, ein Footballstar, mit dem sie manchmal ausging. Nichts Ernstes. Sie war zu der Zeit mit niemandem fest gegangen. Sie und Bill hatten sich in den Monaten davor deutlich entfremdet. Es hatte damals zwar unübersehbar zwischen ihnen gefunkt, aber Bills Schüchternheit und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher