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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
Autoren: Die Gabe
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seinem Kopf explodierte.
    »Lasst mich aufstehen«, sagte er mit einer Stimme, die ihm fremd erschien.
    Eine sanfte, aber bestimmte Hand tätschelte seine Schulter. »Keine Angst, mein Freund. Sie werden schon wieder. Wir hielten Sie schon für tot, aber das sind Sie nicht. Wir machen Sie in einer Minute los.«
    Er wurde neben eine Liege geschoben, losgeschnallt und umgelagert. Erst da bemerkte er, dass er auch noch auf einer Schaufeltrage lag. Ba wartete, bis auch die entfernt war und richtete sich dann auf.
    Der Raum schwankte um ihn und eine Welle von Übelkeit brandete über ihn hinweg. Er presste die Zähne zusammen, um den bitteren Geschmack loszuwerden, der ihm in die Kehle stieg.
    »Es dauert nicht mehr lange, Junge«, sagte einer der Sanitäter. »Legen Sie sich lieber wieder hin, bis ein Arzt kommt.«
    »Wie spät ist es?«, fragte Ba. Der Raum schwankte nicht mehr so stark um ihn herum. Dann bemerkte er, dass er einen Kopfverband trug. Außer ihm lagen noch andere Leute auf Liegen, die alle an den Wänden der Notaufnahme aufgestellt waren, einige durch Vorhänge abgetrennt, andere nicht. Um ihn herum wuselten geschäftig Pfleger und Schwestern.
    »Siebzehn nach zehn«, sagte der andere Sanitäter.
    Zwei Stunden! Ba glitt vom Bett herunter. Ich habe zwei Stunden verloren!
    Er musste nach Toad Hall, zur Missus!
    Als er die Proteste der Sanitäter ignorierte und auf die Tür nach draußen zusteuerte, marschierte eine Krankenschwester mittleren Alters auf ihn zu.
    »Und was denken Sie wohl, wohin Sie jetzt gehen können?«
    Ba sah sie nur kurz an und schob sie dann beiseite. »Bitte halten Sie mich nicht auf. Ich muss weg.«
    Sie stand da und ließ ihn vorbei, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er ging durch die automatischen Türen und blieb dann am Bürgersteig stehen, seine Fäuste ballten und entspannten sich an seinen Oberschenkeln.
    Er hatte keinen Wagen!
    Zu seiner Rechten schlug eine Tür zu, und er sah den Fahrer eines Krankenwagens, der aus seinem Gefährt stieg. Der Motor lief noch.
    Bevor er überhaupt eine bewusste Entscheidung fällen konnte, lief Ba zum Wagen, als der Fahrer an ihm vorbeiging und durch die Türen der Notaufnahme verschwand. Die Wagentür war unverschlossen. Ohne sich umzusehen, setzte Ba sich ans Steuer, schaltete in den ersten Gang und fuhr auf die Straße. Er bog sofort rechts ab, damit er vom Krankenhaus aus nicht mehr zu sehen war, und steuerte auf eine Richtungstafel zu, die geradeaus zur 495 deutete.
    Er fand die Schalter für das Blaulicht und die Sirene und schaltete sie ein. Nicht ohne eine gewisse Befriedigung trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch und beobachtete die anderen Wagen, die zur Seite schwenkten, um ihm Platz zu machen. Er fing an zu glauben, dass er vielleicht trotz allem Toad Hall noch pünktlich erreichen konnte.
     
    Die Straßen kamen ihm vage vertraut vor, aber trotz aller Bemühungen konnte sich Alan nicht an den Namen der Stadt erinnern. Einige Male war er versucht, von seinem Weg abzuweichen und eine Nebenstraße zu untersuchen oder einem quälenden Gefühl von Vertrautheit zu folgen, um zu sehen, was dahinter lag.
    Aber er stellte fest, dass das nicht ging. Was immer ihn auch führte – ihn lenkte –, es erlaubte ihm nicht, den Pfad zu Jeffy zu verlassen. Es gab nur noch einen einzigen Daseinszweck für ihn, dem sich alles andere untergeordnet hatte.
    Er wandte sich von der Straße ab und lief zwischen zwei Torpfosten aus Ziegelsteinen hindurch über eine asphaltierte Auffahrt, die zu einer Gruppe von Weiden führte. Hier hielt er an und blieb unter den tropfenden, herunterhängenden Zweigen stehen, die sich wie nasse Vorhänge im Wind hin und her bewegten. Er war glücklich, endlich innehalten zu könnender war erschöpft. Hätte er eine Wahl, würde er sich jetzt auf den durchweichten Boden fallen lassen und schlafen.
    Aber die hatte er nicht. So stand er da und wartete und blickte auf das riesige dunkle Haus auf der anderen Seite des Rasens. Hinter dem Haus konnte er das Wasser hören, das hoch und hungrig gegen die Mole plätscherte. Die Flut war fast da. Er wusste nicht, wieso er es wusste, aber es bestand kein Zweifel für ihn. Und darauf schien er zu warten – auf den Scheitelpunkt der Flut.
    Ein neues Gefühl überkam ihn, eine Anspannung, die sich in ihm aufbaute, ungeduldig pulsierte, bereit überzuspringen. Seine Hände fühlten sich warm an.
    Er schritt auf das Haus zu.
    Es war Zeit.
    »Jeffy«, sagte er in der
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