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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit
Autoren: Gregory Benford
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eßbaren Leben zu bepflanzen, hatten ganze Monde umstrukturiert und ein Fundament für eine künftige Nutzung gelegt, die noch nicht eingetreten war. Einmal klassifiziert, konnten die unbeweglichen Artefakte von den Männern und Frauen, die darum kämpften, auf den Monden zu leben, vergessen werden. Sie waren allein am Rand des menschlichen Universums, gegen eine Unendlichkeit gedrückt, die keinerlei Nachsinnen duldete. Die Wissenschaftler stellten das Aleph für eine spätere Zeit zurück, vielleicht in der Hoffnung, es würde sich ganz einfach abnutzen und sterben und wie die anderen ein gefahrloses, erstarrtes Studienobjekt werden.
    Petrowitsch rief ihn: »He, du, kleiner López! Machen wir was Gebratenes, hm?«
    Manuel ging zu ihm, um ihm bei der Zubereitung zu helfen. Arbeit machte ihm nichts aus. Er wußte, es war eine Fähigkeit, die ihm weiterhelfen würde, wenn Gewitztheit allein nicht reichte, deshalb stürzte er sich auf sie und machte sie zu einem eigenen Anliegen. Hagel prasselte auf den Rumpf des Schleppers. Er betrachtete die Landschaft, während er dabei war, die Gemüseröhren zu schneiden. Draußen zog von Norden her ein träger Nieselregen auf. Daran würde er sich später erinnern, wenn er an seinen ersten Ausflug in die Wildnis zurückdachte: eine endlose herannahende Wand aus Wasser, Hagel und Ammoniaktropfen – wobei das Ammoniak zurückgegangen war, seit die Roller es fraßen und wasserlösliche Verbindungen ausschieden, die dem Menschen weniger schädlich waren. Die Sonne ging auf, nur zwölf Stunden in der wochenlangen Dauer des Ganymed-»Tags«, und warf langgezogene blaue Schatten über einen flachen, ausgedehnten Kratergrund. Manuel befand sich im Leitschlepper, der, von dem Knarren abgesehen, in der Schwebe zu ruhen schien, so wie ein einzelnes Boot auf ruhiger See, das die Flutwelle erwartet. Der Schlepper schaukelte, wie es in Manuels Vorstellung Schiffe taten, obwohl der Junge nie einen Ozean gesehen hatte und nie einen sehen würde. Old Matt kam nach vorn, um sich Suppe zu holen, und sah mit ihm den Rand des Kraters näher kommen, der sich aus der völlig flachen Ebene zu erheben und Arme hochzureißen zu schien, um die kleine Karawane zu umarmen.
    »Du hast den Streuschießer mitgenommen.« Old Matt machte keine Frage daraus. Er wußte einfach immer, wie sich die Dinge abspielten, ganz gleich, wie unbedeutend sie waren, so daß seine Fragen Feststellungen waren, die man nickend bestätigte. »Nützt wenig«, murmelte Manuel. »Weiß nicht, warum ich ihn mitgenommen habe.«
    »Übung. Man braucht immer Übung. Der Schuß bringt keinen Nutzen, aber das Ziel.«
    Petrowitsch hatte zugehört und rief: »Sag nur nicht, du meinst, du bekommst so bald eine Chance. Ich lache. Nur müßte ich weinen.«
    »Ach was«, sagte Manuel. »Ich wollte nicht …«
    »Sicher wolltest du! Jeder Junge kommt hier raus und will es töten. Aber hör mir zu!« Petrowitsch beugte sich vor, die Flasche auf dem Knie. »Du wirst zu Eis erstarren, wenn du es siehst. Und das dauert nicht lange.«
    »Mikrosekunden, vielleicht«, murmelte Major Sánchez.
    »Richtig. Aber hör zu! Schon Glück, wenn du es überhaupt siehst.«
    »Ich weiß.«
    »Es kommt, zapp, weg ist es.«
    Old Matt sagte leise: »Nicht immer.«
    »Na schön! Manchmal läßt es sich Zeit, stampft jemanden nieder.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Und es stimmt auch nicht«, schaltete Colonel López sich ein. »Es verletzt Menschen nicht absichtlich. Das haben die Statistiker bewiesen.«
    »Hör zu, es ist viel schlauer als die Statiss … Statissi …« Die grüne und braune Flüssigkeit hatte sich seiner Zunge bemächtigt. Petrowitsch blinzelte, schloß den Mund und ließ den Kippsprit auf sich einwirken.
    »Kein Anzeichen, daß es schlauer ist«, wiederholte Manuel.
    »Ich meine, wir sind nicht hier draußen, um diese Frage zu klären«, sagte Manuels Vater laut. Er war der Leiter der Gruppe, und seine Aufgabe war es, die Unterhaltung in die rechte Bahn zu lenken. »Wir sind hier, um die neuen Mutationen zu prüfen, sie auszumerzen und vielleicht einige lebende Exemplare mitzunehmen.«
    »Oder tote«, sagte Major Sánchez.
    »Richtig. Oder tote. Aber ihr wißt alle, das Kataster erlaubt nicht, daß zum Vergnügen gejagt wird.«
    »Eine Menge Krauchies«, flüsterte Major Sánchez. Seine Worte waren zwar zu hören, mußten den Colonel aber nicht unbedingt zu einer Reaktion herausfordern.
    »Kraucher werden noch gebraucht. Es gibt noch viel
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