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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Autoren: Sylvie Wolff
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Karrierefrau, vielleicht hätte ich doch Svenja mitnehmen sollen.
    „Klar!“ Die Powerfrau hatte ihren fülligen Körper bereits auf mein französisches Bett gewuchtet und blätterte, die Beine lässig untergeschlagen, in der zuvor erstandenen neuesten Ausgabe von PEPITA. „Oder würdest du dich so etwa wohler fühlen?“ Sie zeigte auf ein verhungert wirkendes Model, dessen Hüften provozierend eckig aus einer Jeans hervorstachen, die etwa Kindergröße 156 entsprach. Höchstens!
    Neidisch?
    Ich warf einen Blick auf das Foto und schüttelte den Kopf. „Nein danke, schließlich bin ich in Ehren 35 geworden und brauche mich nicht mehr in viel zu enge Kleidungsstücke zwängen wie Svenja. Die Süße hat ordentlich zugenommen in letzter Zeit, und wenn ich was sage, tickt sie aus. Ob ich deutlicher werden soll?“
    „Um Himmels willen, bist du verrückt?“ Anni strich sich über die Stelle, an der bei anderen Frauen die Taille sitzt. „Mach dir darum keine Sorgen, Yvi, in der Pubertät ticken die Hormone anders. Oder ist sie etwas schwanger?“
    „Mal den Teufel nicht an die Wand!“ Halb verärgert, halb belustigt warf ich der Freundin das gerade ausgezogene Top an den Kopf. „Ich hab schon genug Probleme.“
    Die Musik aus dem Kinderzimmer hämmerte in einer Lautstärke, die ich nicht länger tolerieren konnte. „Svenja!“, brüllte ich wenig pädagogisch und hämmerte mit der Faust gegen ihre Tür. „Mach die Musik leiser, oder ...“
    „Oder was?“
    „Wirst du schon sehen.“
    Es folgten undefinierbare Geräusche, dann Schritte in Richtung Tür, und schon wurde sie geöffnet. Ehe Svenja mit einer dummen Bemerkung Streit anfangen konnte, drängte Sascha an ihr vorbei in den Flur.
    „Tach zusammen“, grüßte er freundlich und griff nach seiner schwarzen Lederjacke. „Bin auf dem Sprung nach Hause, muss nur vorher noch schnell einkaufen.“
    So so, einkaufen nennt man das, stichelte Beelzebub, Annis Bemerkung war Wasser auf seine Mühlen.
    Doch Saschas Schopf stahl ihm die Show. „Kleinen Unfall gehabt?“, fragte ich und zeigte auf den Streifen giftig grüner Haare, die wie ein Straßenbesen aus dem sonst kahl geschorenen Haupt herausragten.
    „Nee, Absicht!“ Svenja stellte sich schützend neben ihren Freund und fuhr ihm mit den Fingern durch die Borsten. „Wenn seine Eltern ihm schon das Tattoo nicht erlauben wollen ...“
    „… dann muss es eben eine scheußliche Frisur sein, verstehe. Und ihr meint, grüne Haare stimmt sie um?“
    Sascha schüttelte den Kopf. „Eher nicht. Aber vielleicht ärgern sie sich ja, dass sie mir die Unterschrift für das Tattoo nicht gegeben haben, wär nämlich an nicht ganz so öffentlicher Stelle gewesen.“
    „Keine Einzelheiten bitte.“
    Anni wollte Blut sehen: „Und was ist, wenn sie sich nicht aufregen?“
    Der Junge zuckte mit den Schultern. „Dann muss ich mir eben was Neues ausdenken, vielleicht ein selbstgemachtes Piercing durch die Wange oder so. Hauptsache schön auffällig!“
    „Tut scheußlich weh!“, kommentierte Svenja und zerfloss vor Mitleid. „Hoffentlich zwingen sie dich nicht dazu!“
    Ich verabschiedete Sascha mit einem Zucken um die Mundwinkel. „Dann wollen wir mal hoffen, dass deine Eltern sich gehörig erschrecken, sonst sehen wir dich eines Tages noch als gespickten Hasenrücken wieder.“
    Was Anni keine Ruhe ließ. „Schmuckes Kerlchen, dieser Sascha“, sinnierte sie später. „Hast du gar keine Bedenken, wenn er hier den ganzen Tag mit Svenja allein rumhängt?“
    „Sascha? Quatsch, der gehört doch zur Familie. Außerdem nimmt Svenja die Pille.“
    „Seit wann?“
    „Seit ein paar Wochen. Wegen der Pickel.“
    „Und du hältst sie für zuverlässig, was die Einnahme angeht?“ Anni zog eine Schnute. „Wenn du meinst. Aber denk daran: Tausend Mal berührt, Tausend Mal ist nichts passiert. Tausendundeine Nacht – und es hat Zooom gemacht!“ Leise sang sie den Song von Klaus Lage und grinste gehässig.
    „Warte nur, bis deine beiden Jungs so weit sind“, konterte ich und stapfte zurück ins Schlafzimmer. „Dann räche ich mich bitterlich!“
     
    Am Abend musste ich die Beichte fortsetzen: Svenja hatte den Brief gefunden und forderte Aufklärung. Dabei fand sie meinen zweiten Vornamen spannender als den Schwindel mit dem falschen Titel.
    „Du heißt echt Theresa? Krass!“
    „Die Redaktion von PEPITA hat es geglaubt und denkt nun allen Ernstes, dass ich eine adlige Karrierefrau mit Doktortitel bin und es zu
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