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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Autoren: Sylvie Wolff
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Geheimnis!“, lockte ich.
    „Geheimnis?“ Ich konnte förmlich sehen, wie Anni sämtliche Informationen der letzten Woche durchratterte. „Was für eins?“
    „Komm mit, dann weißt du es. Als Erste!“ Das musste einfach ziehen, Mutterliebe hin oder her.
    „Wirklich? Als Erste?“
    „Wenn ich es doch sage. Und nun red‘ nicht lange, sondern ruf jemanden an, der auf die Zwillinge aufpasst, bevor ich es mir anders überlege.“
    „Wehe!“ Anni verschluckte sich fast an ihrem Lachen. „Lass mir ein paar Minuten Zeit, ja? Aber einen klitzekleinen Hinweis sollte ich schon haben, damit ich mich auch richtig ins Zeug lege.“
    Ich wand mich. Einerseits konnte ich mir im Moment kaum etwas Schöneres vorstellen, als das lange gehütete Geheimnis um den PEPITA-Frustbrief endlich mit jemandem teilen zu können. Andererseits hatte ich mich noch immer nicht entschieden, wie ich meine eigene Rolle in diesem Spiel bewerten sollte. Naivchen im Höhenrausch? Unerkanntes Genie? Letzteres hätte mir schon gefallen, doch ich widerstand der Versuchung und sagte nur: „Gib Gas!“
     

2
     
     
    Anni wartete schon und trug zur Feier des Tages lauter Lieblingssachen: Die knallorangefarbene, superbequeme Baumwollhose mit Gummizug, kombiniert mit einem lockeren, buttergelben und mit großen Blumen verzierten Seidenshirt. Alles in XXXL, obwohl eine Nummer kleiner auch gereicht hätte, aber Anni lag sehr daran, ihren fülligen Körper durch locker fallende Klamotten zu kaschieren. Das aschblonde Haar war zu einem Pferdeschwanz verknotet und mit diversen, farblich abgestimmten Bändern und Klammern geschmückt.
    „So“, ächzte Anni und quetschte sich auf den Beifahrersitz. „Jetzt schieß los: Was für ein Geheimnis ist es, das du nicht mal deiner Mutter erzählt hast?“ Da ich nicht gleich antwortete, verzog sie das Gesicht. „Oder doch?“ Drohend fuchtelten ihre fleischigen Hände voll klimpernder Ringe und Armbänder vor meiner Nase herum. „Wehe, wenn alle anderen längst Bescheid wissen!“
    „Lass mich aus dieser Spielstraße herauskommen, dann kriegst du deine Sensation!“, versprach ich.
    Anni gab sich vorerst damit zufrieden und betrachtete mich von oben bis unten. „Wie machst du das nur?“, fragte sie und zeigte auf meine von Natur aus dunklen Wimpern und Augenbrauen. „Unsereins muss stundenlang mit Wimpernzange und Tusche vor dem Spiegel stehen, und du brauchst nix machen, das ist ungerecht!“ Da Anni Jeans todlangweilig fand, zeigte  sie sich über meinen aktuellen Kaufrausch erfreut. „Neue Kluft fällig?“, fragte sie scheinbar unbeteiligt.
    Ich nickte.
    „Neuer Freund?“
    Ich schüttelte den Kopf und verpasste den Moment, in dem die Ampel von Rot auf Grün sprang. Mein Lupo stotterte, machte ein paar Sätze und ging aus. Mitten auf der Kreuzung. Wie peinlich! Zu allem Überfluss überholte noch ein junger Bursche mit Motorrad und hupte ungeduldig.
    Anni drehte das Fenster herunter und zeigte ihm den Stinkefinger.
    „Ich dachte, man soll Kindern immer ein Vorbild sein“, stichelte ich.
    „Siehst du hier welche?“ Ungerührt kurbelte sie das Fenster wieder hoch und bohrte weiter. „Los, sag: Wer ist es?“
    „Wer ist was?“
    „Jetzt tu doch nicht so: Wer außer einem Mann könnte eine Powerfrau wie dich so aus der Bahn werfen, dass sie ihre Garderobe wechselt?“
    „Schon mal an eine Frau gedacht?“
    „Eine Frau? Echt? Was für eine?“
    Annis Gesicht war zu köstlich, und so gab ich auf. „Sie heißt Dr. Thea von Grünberg, ist studierte Sozialwissenschaftlerin und hat einen ziemlich gewagten Artikel zum Thema ‚Frau von heute‘ geschrieben.“
    „Du kennst Leute …“
    „Du ja auch.“
    Ihre Augen quollen zusehends aus den Höhlen. „Ich kenne ja viele, aber so jemand sicher nicht!“
    „Denk doch mal nach: Grünberg, sagt dir das denn gar nichts?“
    Vor Anstrengung begann sie zu schwitzen. „Natürlich, Grünberg ist dein Mädchenname. Aber was ist mit Thea und der Frau Doktor? Sollte es da studierte Verwandtschaft geben, die du mir bisher unterschlagen hast?“
    Ich schüttelte den Kopf, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Kalt, Anni, ganz kalt.“
    Annis Stirn zeigte erste Unmutsfalten, während sie an den Fingern aufzählte: „Sie heißt wie du, ist aber keine Verwandtschaft. Deine Mutter ist es auch nicht, die heißt Lotta und arbeitet im Kindergarten. Von einer studierten Verwandten habe ich noch nie etwas gehört, denn die einzige Grünberg, die jemals
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