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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Autoren: Sylvie Wolff
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zur Uni gegangen ist, du bist. Auch wenn es nur zwei Semester waren, weil du danach mit Windelwechseln beschäftigt warst statt mit Studieren.“ Nun zeigte ihr Finger auf mein Gesicht und blieb zitternd in der Luft stehen. „Gestehe!“
    „Alles was du willst“, gluckste ich und hupte, als ein schwarzer Sportwagen mir in der autoreichen Innenstadt die Vorfahrt nahm. „Also gut: Ich bin das.“
    Annis Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Ich lachte, streichelte über ihren Arm und erzählte endlich die ganze Geschichte mit dem absolut geheimen Frustbrief an PEPITA. Weil mich deren Aufforderung, zu schreiben, was die Frau von heute wirklich denkt, tierisch aufgeregt hatte und ich unbedingt ein paar dumme Sprüche los werden wollte.
    „Warum?“
    „Weil mein eigenes Leben so ganz anders verlaufen ist als geplant. Und weil mir eine Idee fehlt, wie ich da wieder raus kommen soll. Wer konnte denn ahnen, dass die den Brief für echt halten?“
    „Und? Haben sie ihn genommen?“ Annis Blick hing gespannt an meinen Lippen.
    „Jaaa ...“
    „Was heißt Jaaa ? Haben sie oder haben sie nicht?“
    „Mehr als das: Sie wollen sich mit mir treffen! Vielleicht legen sie ja noch eine Stelle als freie Mitarbeiterin drauf.“
    „Freie Mitarbeiterin? Bei PEPITA?“
    Ich nickte. „Sie wollen mehr solcher Artikel haben.“
    „Yvi, du hast mehr Glück als Verstand!“ Anni klatschte vor Freude in die Hände. „Das ist doch toll! Weiß gar nicht, warum du so mopsig guckst, das rettet euch vielleicht das Leben!“
    „Das Leben vielleicht nicht, aber möglicherweise die Stromrechnung für diesen Monat.“
    „Und? Was bringt er?“
    „Bringt wer?“ In Gedanken überschlug ich bereits die überfälligen Rechnungen.
    „Der Artikel natürlich. Was kommt dabei raus? Euro, Dollar, Cash, mein Hirn verlangt nach Zahlen, Süße!“
    Geld? Davon hatte in dem Schreiben gar nichts gestanden.
    „Für eine neue Jeans und einen Blazer zum Vorstellungsgespräch sollte es reichen.“
    „Du weichst mir aus!“ Sie fixierte mich wie die Amsel den Wurm. „Unterschlägst du mir da gerade ein paar pikante Details?“
    „Ich hab gelogen.“
    „Gelogen? Was heißt das genau?“ Ihre Augen funkelten schon wieder. „Du meinst abgeschrieben? Darüber mach dir mal keine Sorgen, das interessiert niemanden. Solange du kein Politiker bist zumindest.“
    „Hach, wenn es nur das wäre!“ Ich ging vom Gas und suchte nach einem Parkplatz in der Nähe des Forum.
    „Jetzt ist Schluss mit lustig, Yvi! Was genau ist so schlimm daran, deinen Mädchennamen zu benutzen? Ist sowieso längst fällig nach fünfzehn Jahren.“
    „Ich hab ja auch meinen zweiten Vornamen benutzt, Theresa.“
    „Na und? Ist doch ein cooler Name, kommt wieder in Mode.“
    „Yvonne Theresa Becker, geborene Grünberg“, ergänzte ich.
    „Und das von und die Frau Doktor ?“
    „Gelogen.“
     „Hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
    Ich versuchte, das Auto in eine freie Parklücke zu bugsieren und gleichzeitig der Freundin einen Knuff zu geben, was natürlich misslang. Ein quittegelber Smart nutzte die Sekunde der Unentschlossenheit, zog an uns vorbei und parkte ein.
    „He, das ist unserer!“, protestierte Anni.
    „Das war unserer“, stellte ich richtig. „Jetzt reg dich ab, da hinten ist noch einer. Den Rest sollten wir bei einem Kaffee besprechen, dann kannst du auch den ganzen Artikel lesen, der wird im nächsten PEPITA-Heft sowieso gedruckt.“
     
    Dank Annis hervorragender Laune wurde der Nachmittag ein richtig schönen Tag. Sie verschlang den PEPITA-Brief und lachte herzlich über meine Aufschneiderei. Anschließend war sie mehr als bereit, mich bei der Wahl des neuen Outfits zu beraten. Schweren Herzens verzichtete ich auf eine dunkle, ¾ lange Jeans und kaufte stattdessen einen sexy schwarzen Minirock französischer Herstellung, dazu ein buntes Seidentop aus Italien und einen gut erhaltenen, farblich exakt abgestimmten kurzen Leinen-Blazer aus Österreich.
    „Multi-Kulti!“, brummte ich zufrieden. „Alles aus der Second-Hand-Boutique. Und auf Pump, leider!“
    „Ach, mach dir darüber keinen Kopf, Yvi. Wozu hat man schließlich Freunde?“
    Außen Hui, Innen Pfui? , fuhr mein schlechtes Gewissen mich an, als ich die neue Kluft später im Schlafzimmerspiegel bewunderte. Was mich zutiefst verunsicherte.
    „Und du glaubst, das trägt die selbstsichere und erfolgsverwöhnte Karrierefrau heute?“ Ehrlich gesagt zweifelte ich an Annis Kompetenzen in Sachen
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