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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
Autoren: Jobst Schlennstedt
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leuchteten auf. Wahrscheinlich Gäste eines Missionsordens.
    Therese drängelte sich durch bis zum Rand des Fahrgeschäfts und baute sich neben der Warteschlange bei der Kasse auf. Von schreienden und johlenden Menschen gesteuert rumsten die kompakten Minifahrzeuge immer wieder gegeneinander.
    Sie knipste ein paar rot angelaufene Gesichter, und unter den Zuschauern erwischte sie ein paar schwarze Frauen, die den mutigen Rennfahrern zujubelten. Die Nonnen lachten ebenfalls, doch verhaltener. Zwischen ihnen stand ein weißhaariger Priester mit jovialer Miene, aber einem wachsamen Blick auf seine Schäfchen, die zu zweit und eng aneinandergepresst auf der Fahrbahn herumtobten.
    Ganz hinten, wo weniger Crashwütige ihre Runden drehten, entdeckte Therese in einem Autoskooter auch wieder Lioba. Neben ihr saß der Kollege von vorhin. Er hatte ihr das Steuer überlassen, an dem sie aufgeregt drehte, konnte es aber nicht lassen, ihr ab und zu ins Lenkrad zu greifen. Lioba hätte zu gern den Führerschein gemacht, doch das hatte ihr Vater verboten. Anscheinend genoss sie ihre erste Fahrstunde.
    Therese machte schnell ein paar Aufnahmen, bevor Lioba in die andere Richtung abdrehte. Dann suchte sie wieder den Rand ab. Gegenüber, in zweiter Reihe, kam ihr ein Glatzkopf bekannt vor. Uwe. Neben ihm stand der Autopolierer im gelben T-Shirt, ein gegeltes schwarzes Hörnchen auf dem Kopf. Viel Zeit hatte Uwe sich nicht gelassen, er ging – wie er immer sagte – ran wie »Schmidts Katze«.
    Als die Runde zu Ende war, suchte sich Therese einen Weg über die Bahn zur anderen Seite. Lioba und ihr Kollege waren verschwunden. Uwe und sein Begleiter waren ebenfalls nirgendwo mehr zu sehen. Sie fand ein freies Plätzchen an einem der Eckpfeiler des Autoskooters, erhöht über der Menge, und schoss noch ein paar Fotos in alle Richtungen.
    Es war schon etwas merkwürdig, dass Lioba Therese heute so oft über den Weg gelaufen war. Sie hatten Anfang der Woche zusammen Kaffee getrunken, aber oft sahen sie sich wochenlang nicht.
    Sie knipste noch einen kleinen Jungen, über dessen Kopf ein heliumgefülltes schwarzes Piratenschiff flog. Der grinsende Totenkopf auf dem prallen Segel trug ein rotes Tuch wie der Junge selbst. Lioba sollte ruhig das Liborifest genießen. Ihr Gesicht hatte gestrahlt, als sie den jungen Mann mit den blonden Locken angesehen hatte. Für die zwei bahnten sich aphrodisische Kirmestage an. Therese hoffte von Herzen, dass der heilige Liborius beide Augen zudrückte.
    * * *
    Lioba lief die Grube hinab auf den Dom zu. Von dessen Turm her erschallte schon das Angelusläuten. Sechs Uhr. Viel zu spät würde sie kommen. Dass der Vater noch im Garten war, wagte sie nicht zu hoffen. Zum Abendbrot saß er immer rechtzeitig am Tisch.
    Aber der Bus fuhr erst in einer Viertelstunde. Zu Fuß wäre sie auch nicht schneller zu Hause, deshalb beschloss sie, noch kurz bei Viktor vorbeizugehen. Ihr Herz pochte. Sie musste jemandem von ihrem Glück erzählen. Endlich hatte Tobias sie wahrgenommen. Und nicht nur das. Er hatte den Arm um sie gelegt und sie geküsst in der Menge, wo es nicht auffiel. Alle taten das, und niemand schaute hin. Ihre Eltern würden nie etwas davon erfahren.
    Am Abend – um neun am Neptunbrunnen vor dem Dom – wollten sie sich wieder treffen. Liobas Herz klopfte schneller. Wenn sie es geschickt anstellte, würden die Eltern sie vielleicht am Abend noch einmal vor die Tür lassen …
    Schon oft hatte sie dem jungen Bauleiter ihres Chefs nachgesehen, wenn er direkt von der Baustelle ins Büro kam. Tobias sah sogar im verdreckten Overall gut aus. Aber in der schwarzen Leinenjeans und im weißen Hemd über der braunen Haut wirkte er wie Johnny Depp als Pirat. Auch ohne dass er den Schlips abnahm und die obersten Hemdknöpfe öffnete. Sie hatte sich in seinen Armen so wohlgefühlt, als hätte sie schon immer nach diesem Plätzchen gesucht.
    Manuela hatte nur Augen für Stieglitz gehabt, mit ihr hatte Lioba nicht reden können. Viktor konnte sie es erzählen. Beide waren ihre Freunde noch aus der Zeit, als sie Pater Anselms Bibelstunden besucht hatten.
    Viktor war früher in Lioba verliebt gewesen, doch das war längst vorbei. Nur ihre Eltern glaubten immer noch, dass aus ihnen beiden ein Paar werden würde. Tobias war nicht viel größer als Viktor, aber ein richtiger Mann. Wenn er an ihrer Seite stand, würde Vater nie wieder wagen, sie anzurühren.
    In seinem gelben T-Shirt entdeckte sie Viktor sofort. Seine Nase
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