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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Thema. »Du weißt, dass Cord das allein nicht …«
    Jans Handy klingelte. Froh darüber, der unangenehmen Situation am Tisch entkommen zu können, stand er eilig auf und verließ den Raum. Sein iPhone zeigte die Nummer seines türkischen Kollegen Cengiz Ergün an.
    »Cengiz, was gibt’s?«
    »Das fragst du noch? Bei euch ist ja ganz schön was los!«
    »Woher weißt du denn, was bei uns am Mittagstisch gesprochen wird?«, fragte Jan spöttisch.
    »Du weißt es also noch nicht«, stellte Ergün trocken fest. Er war nicht der Typ Witzbold, eher der harte Knochen, der sich zum Ziel gesetzt hatte, das Verbrechen von der Straße zu vertreiben. »Auf dem Hoeker-Fest hat es gestern Abend einen Todesfall gegeben. Hast du nichts mitbekommen? Du wohnst doch mitten in der Innenstadt?«
    »Ja, das tue ich auch, aber gestern war ich früh im Bett. Ich hatte noch einen Kater, falls du dich an Freitag erinnerst?«
    »Er ist auf dem Gänsemarkt zusammengebrochen. Ist das denn nicht da, wo du …?«
    »Nein, ich wohne am Neuen Markt«, berichtigte ihn Jan. »Du hast vorgestern wohl nicht aufgepasst, als ich euch von Herford erzählt habe.« Jan hatte anlässlich seines sechsunddreißigsten Geburtstages die Arbeitskollegen eingeladen. Obwohl er mittlerweile seit fünf Jahren im Kommissariat 11 der Bielefelder Mordkommission tätig war, hatte es noch kein Kollege geschafft, ihn in seiner Herforder Wohnung zu besuchen. »Wer ist überhaupt er ?«, schob er hinterher.
    »Sein Name ist Daniel Hövelmeyer, er war Zapfer an einem der Bierstände. Viel mehr weiß ich auch noch nicht.«
    »Da du mich anrufst, gehe ich davon aus, dass ein Tötungsdelikt vorliegt?« Jan sprach jetzt leiser; er wollte vermeiden, dass seine Familie Einzelheiten mitbekam. Auf Heinrichs Standpauke, weshalb ausgerechnet er sich mit dem »Abschaum der Gesellschaft« herumschlagen musste, konnte er gut und gerne verzichten. Zumal er wusste, wie schnell er selbst in solchen Momenten an die Decke ging.
    »Es sieht nach einer Vergiftung aus.«
    Ergüns Antwort überraschte Jan. Er hatte mit einer Messerstecherei oder einem Angriff mit einer Glasscherbe, die die Aorta getroffen hatte, gerechnet. Einen Vergiftungsfall hatte er in seiner Zeit bei der Kripo noch nicht erlebt.
    »Stahlhut von den Herforder Kollegen war übrigens live vor Ort. Er wird gleich auch dabei sein.«
    »Wobei?«
    »Na, bei der Besprechung im Präsidium natürlich«, sagte Ergün. »Wir treffen uns in einer halben Stunde. Die gesamte Truppe. Vera besteht darauf.«
    »Warum muss so etwas immer sonntags passieren?«, murmelte Jan. In ein paar Stunden begann die Partie auf der Alm, für die er mit seinem besten Freund Philipp verabredet war und bereits Karten gekauft hatte. »Ich bin gleich bei euch«, sagte er widerwillig. »Aber um halb zwei muss ich spätestens wieder los. Heute ist Saisoneröffnung.«
    Jan stieg in seinen dunkelgrünen Mini Cooper, Jahrgang 78, mit dem auflackierten Union Jack auf dem Dach, drehte die alte Oasis-Scheibe im CD -Wechsler auf und brauste befreit davon. Mit heruntergekurbelten Fenstern fuhr er die Laarer Straße entlang. Die halblangen rotblonden Haare wehten ihm ins Gesicht, lauthals sang er »Live Forever« mit und vergaß für einige Minuten die Probleme mit seinen Eltern, die ihn nun schon seit mehr als zwanzig Jahren quälten. Das warme Augustlüftchen ließ seine Laune steigen. Die Lebensfreude, die ihn normalerweise auszeichnete, kehrte zurück. Frauen liebten seine positive, bisweilen auch abenteuerlustige Art. Trotzdem hatte er noch nicht die Richtige gefunden.
    Die meisten Männer mochten ihn ebenfalls. Die Kollegen aus seiner Band gehörten zu seinen besten Freunden. Bei manchen Männern hatte er allerdings das Gefühl, sie suchten seine Freundschaft nur, um von seinen Erfolgen beim weiblichen Geschlecht zu profitieren. Seine Skepsis, was Freundschaften anging, hatte sich in den letzten Jahren verstärkt. Er ließ nur selten zu, dass aus den vielen oberflächlichen Kontakten, die er pflegte, mehr wurde.
    Er musste an das Telefonat mit Ergün denken. Ein Mordfall in seiner Heimatstadt Herford, nur wenige hundert Meter von seiner Wohnung entfernt – das kam nicht alle Tage vor. Herford war keine Hochburg für schwere Verbrechen, da war ein Mord, noch dazu eine Vergiftung, durchaus etwas Außergewöhnliches.
    Jan fuhr durch Stedefreund und bog schließlich in die Herforder Straße ein, die auf direktem Weg nach Bielefeld führte. Er verlangte seinem Wagen
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