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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Schippe drauflegen musste.« Ihre Augen wurden mit einem Mal glasig, und eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel.
    »War er bei den Mitschülern beliebt?«, hakte Jan ein.
    »Sehr«, antwortete sie prompt. »Alle mochten ihn. Zu seinem achtzehnten Geburtstag letztes Jahr hatte er mehr als hundert Freunde eingeladen. Er hatte extra den Hof im Balker Busch angemietet.«
    Jan kannte den Balker Hof in Herringhausen. Zu seinen Schulzeiten hatte er dort etliche feuchtfröhliche Partynächte verbracht.
    »Es gab also niemanden, der schlecht auf ihn zu sprechen war?«, fragte Stahlhut.
    »Nein, weshalb denn auch? Er war doch ein guter Junge.«
    »Hatte Daniel außerhalb der Schule einen Freundeskreis?«
    »Er hat Tennis gespielt und war Mitglied einer Malgruppe, aber soviel ich weiß, hatte er dort keine engeren Freunde.«
    Jan machte sich auf dem kleinen Block Notizen, den er zusammen mit einem abgegriffenen Bleistift immer in der Gesäßtasche seiner Jeans mit sich trug. Irene Hövelmeyer hatte ihnen einige Anhaltspunkte genannt, denen sie nachgehen mussten, das stand fest. Allerdings war kaum etwas dabei, was wirklich vielversprechend klang.
    »Daniel arbeitete nicht zum ersten Mal auf dem Hoeker-Fest«, setzte Stahlhut noch einmal an. »Was wissen Sie über seinen Aushilfsjob? Hat er sich Ihnen gegenüber mal über den Arbeitgeber oder seine Kollegen geäußert?«
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen«, antwortete Irene Hövelmeyer, noch immer im Kampf mit den Tränen. »Früher hat er mal an einem Würstchenstand gearbeitet, seit letztem Jahr dann an diesem Bierstand. Immer in den Schulferien oder an den Wochenenden. Mit wem er zusammengearbeitet hat, weiß ich leider nicht.«
    Jan hatte das Gefühl, dass für den Moment nicht mehr in Erfahrung zu bringen war. Er gab Stahlhut ein Zeichen, aufbrechen zu wollen, und erhob sich von dem lederbezogenen Stuhl.
    »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Frau Hövelmeyer. Wir wissen, wie schwer …«
    »Sparen Sie sich Ihre Anteilnahme!«, zischte Irene Hövelmeyer unvermittelt. Ihre Trauer hatte sich mit einem Mal in Zorn gegenüber den Kommissaren verwandelt. Ein Phänomen, das Jan nicht selten bei Opferangehörigen erlebt hatte.
    »Es lässt sich nicht vermeiden, dass wir noch einmal mit Ihnen sprechen müssen«, sagte Stahlhut, während er ihr seine kräftige Hand reichte. »Und auch mit Ihrem Mann«, schob er hinterher. »Wo ist er eigentlich?«
    »Im Büro«, entgegnete sie mit einem gezwungenen Lächeln. »Im Büro«, wiederholte sie leise.
    Nachdem Jan seinen Kollegen Stahlhut vor dessen Wohnung in der Goebenstraße abgesetzt hatte, parkte er seinen Mini nahe der Fußgängerzone. Er wohnte direkt am Neuen Markt in einer Altbauwohnung über einem Schuhgeschäft. Hundertzehn Quadratmeter für siebenhundertfünfzig Euro. Warm. Wo gab’s das schon in Bielefeld? Nicht der Hauptgrund, warum er noch immer in Herford lebte, aber in Anbetracht seines nicht gerade üppigen Salärs hatte der Mietpreis schließlich den Ausschlag gegeben. Der eigentliche Grund, Herford nicht den Rücken zu kehren, lag in seiner Verbundenheit zu der Stadt an der Werre. Im Gegensatz zu vielen seiner ehemaligen Freunde, die Herford nach Ende der Schulzeit verlassen hatten, konnte er sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, in einer anderen Stadt zu leben. Er stillte seine Abenteuerlust und Neugier lieber mit Rucksackreisen nach Thailand, Vietnam und Indien. Oder er sprang von der Europabrücke bei Innsbruck und machte Rafting in Norwegen.
    Jan musste an Kai Stahlhut und das Gespräch mit Irene Hövelmeyer denken, während er vorbei an St. Johannis über den Neuen Markt schlenderte. Die letzten Buden und Bierstände des Hoeker-Fests wurden gerade verriegelt und weggefahren. Einen Tag zu früh. Noch nie in all den Jahren, in denen das Fest veranstaltet wurde, hatte es abgebrochen werden müssen.
    Obwohl sie beide aus Herford stammten, hatte Jan nie sonderlich engen Kontakt zu Stahlhut gehabt. Nicht dass sie Probleme miteinander hatten, es war vielmehr so, dass sie vom Typ her unterschiedlicher kaum hätten sein können. Stahlhut war ein oft missgelaunter, eigensinniger Kripobeamter, ein einsamer Wolf, einer, der lieber auf eigene Faust ermittelte und mit dem nicht immer gut Kirschen essen war. Dass Stahlhut bei der Kripo Herford arbeitete, war Jan nicht unrecht, denn eine tägliche Zusammenarbeit mit ihm wollte er sich besser nicht vorstellen.
    Während ihres
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