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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht
Autoren: Brigitte Melzer
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gehabt, mich nicht über und über mit Soße zu bekleckern. »K ein bisschen romantisch.«
    Pepper verdrehte die Augen. »E r ist ein Junge. Du hättest ihm einfach sagen sollen, was du willst. Das kann er dir nicht von deinen schönen blauen Augen ablesen.«
    Natürlich hatte Pepper recht. Trotzdem hatte ich gehofft, Doug käme von sich aus auf die Idee, mich zu fragen, was ich wollte. Oder wüsste es sowieso– was meine Idealvorstellung gewesen wäre.
    »W illst du ihm nicht noch eine Chance geben?«, hakte Pepper nach. »M it ein paar Anweisungen kriegt er das bestimmt hin.«
    Ich verzog das Gesicht. Selbst wenn er nächstes Mal all meine Wünsche erfüllte, änderte das nichts daran, dass wir uns nichts zu sagen gehabt hatten. Noch einen Abend mit jemandem verbringen, der kein anderes Thema kannte als seine Computerspiele? Nein, danke. Heiß auszusehen war eben nicht genug. Doch bevor ich ihr das sagen konnte, klingelte Peppers Handy. Sie zog es aus der Tasche. Beim Blick auf das Display leuchteten ihre Augen auf, und ich ahnte sofort, wer dran war. Was vermutlich hieß, dass dieser Anruf unseren Plänen für den Nachmittag ein Ende setzen würde.
    »H i, Jonah«, flötete Pepper ins Telefon.
    Bingo! Da war er– der Fleisch gewordene Todesstoß für unseren Mädchennachmittag. Jonah war einer der Verkäufer im Hexenkessel, dem Zauberbedarfsladen, in dem Pepper jobbte. Und sie war bis über beide Ohren in ihn verschossen. Sie sagte ein paar Mal »J a« und »H m« und schließlich »A lles klar, bis gleich«. Dann beendete sie das Gespräch und sah mich schuldbewusst an, wobei es ihr nicht gelang, das Grinsen ganz aus ihren Mundwinkeln zu vertreiben, das sich dort festgesetzt hatte.
    »O kay, was ist los?«
    »E ine der Aushilfen ist ausgefallen, Madame Veritas ist mit ihren Séancen ausgebucht und Jonah braucht dringend jemanden, der den Laden schmeißt, weil er früher weg muss«, sprudelte es aus ihr heraus.
    »U nd wenn du ihm zu Hilfe eilst, wird er ewig in deiner Schuld stehen und sich früher oder später mit dir verabreden.«
    »D as ist der Plan.« Ihr Grinsen wurde breiter. »W enn ich mich mit der Kassenabrechnung beeile, schaffe ich es vielleicht trotzdem noch vor Ladenschluss zu Waterstones, um mir den neuesten Hearts of Darkness zu holen.«
    »I st es heute so weit?«
    »E rstverkaufstag!«
    Pepper liebte Vampirromane und verschlang jeden Schmöker, in dem auch nur ansatzweise die Themen Blutsauger und Liebe vorkamen, aber Hearts of Darkness war ihre Lieblingsreihe. Sie war total in den muskulösen und geheimnisvollen Sergej Darkov verschossen und wurde nicht müde, mir jedes Mal so ausführlich davon zu erzählen, dass ich hinterher das Gefühl hatte, das Buch selbst gelesen zu haben. Dabei konnte ich mit dieser Art von Büchern gar nichts anfangen. Ich hätte es allerdings nicht übers Herz gebracht, Peppers Begeisterung zu bremsen. Es gab nicht viele Dinge, die sie davon abhalten konnten, das neueste Abenteuer von Sergej Darkov sofort bei Erscheinen zu inhalieren– eigentlich kamen nur ein Weltuntergang, Jonah und ich dafür infrage.
    Ich musste sie überrascht angesehen haben, denn plötzlich stieß sie einen theatralischen Seufzer aus. »I ch weiß, ich weiß. Du wunderst dich, warum ich dich noch nicht in den Buchladen geschleppt habe.«
    Ich nickte.
    »E s fällt mir nicht leicht, aber glaube mir, noch schwieriger wäre es, in deinem Garten zu sitzen und Sergejs neues Abenteuer unbeachtet in der Tasche zu haben. Ich wollte es auf dem Heimweg mitnehmen.«
    Spätestens ab heute Abend würde sich Pepper mit dem Buch in der Hand in ihrem Zimmer verschanzen. Vermutlich würde ich sie in den nächsten zwei Tagen nicht oft zu Gesicht bekommen.
    Pepper musterte mich. »K ann ich dich allein lassen?«
    »M ir ist nicht mehr schlecht, falls du das meinst.« Nach drei Sekunden Pause fügte ich hinzu: »U nd ich werde es vermutlich auch überleben, den Nachmittag allein zu verbringen, wenn ich dir damit den Weg zu deinem Liebesglück mit Jonah ebnen kann.«
    »D u bist die Beste!« Sie umarmte mich schnell, dann machte sie kehrt und rannte mit einem letzten Winken in Richtung der nächsten Bushaltestelle davon.
    Ich blieb allein zurück und kam mir trotz der belebten Straße plötzlich erstaunlich einsam vor. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem ich erneut das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.

2
    Unwillkürlich sah ich mich nach dem Studenten aus der U-Bahn um, konnte ihn aber nirgendwo
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