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Werke

Werke

Titel: Werke
Autoren: Theodor Storm
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den Schuh!
     
    Nun schüttle von der Stirne
    Der Träume blasse Spur!
    Das goldene Gestirne
    Erleuchtet längst die Flur.
     
    Die Rosen in deinem Garten
    Sprangen im Sonnenlicht;
    Sie können kaum erwarten,
    Daß deine Hand sie bricht.
Zur Nacht
    Vorbei der Tag! Nun laß mich unverstellt
    Genießen dieser Stunde vollen Frieden!
    Nun sind wir unser; von der frechen Welt
    Hat endlich uns die heilige Nacht geschieden.
     
    Laß einmal noch, eh sich dein Auge schließt,
    Der Liebe Strahl sich rückhaltlos entzünden;
    Noch einmal, eh im Traum sie sich vergißt,
    Mich deiner Stimme lieben Laut empfinden!
     
    Was gibt es mehr! Der stille Knabe winkt
    Zu seinem Strande lockender und lieber;
    Und wie die Brust dir atmend schwellt und sinkt,
    Trägt uns des Schlummers Welle sanft hinüber.
Die Kinder
1.
    Abends
    Auf meinem Schoße sitzet nun
    Und ruht der kleine Mann;
    Mich schauen aus der Dämmerung
    Die zarten Augen an.
     
    Er spielt nicht mehr, er ist bei mir,
    Will nirgend anders sein;
    Die kleine Seele tritt heraus
    Und will zu mir herein.
2.
    Mein Häwelmann, mein Bursche klein,
    Du bist des Hauses Sonnenschein,
    Die Vögel singen, die Kinder lachen,
    Wenn deine strahlenden Augen wachen.
Im Herbste
    Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,
    Am Himmel steht ein falber Schein;
    Du schauerst leis und drückst dich fester
    In deines Mannes Arm hinein.
     
    Was nun von Halm zu Halme wandelt,
    Was nach den letzten Blumen greift,
    Hat heimlich im Vorübergehen
    Auch dein geliebtes Haupt gestreift.
     
    Doch reißen auch die zarten Fäden,
    Die warme Nacht auf Wiesen spann –
    Es ist der Sommer nur, der scheidet;
    Was geht denn uns der Sommer an!
     
    Du legst die Hand an meine Stirne
    Und schaust mir prüfend ins Gesicht;
    Aus deinen milden Frauenaugen
    Bricht gar zu melancholisch Licht.
     
    Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,
    Ein Rätsel, das dich einst bewegt,
    Daß du in meine Hand gefangen
    Die freie Mädchenhand gelegt?
     
    O schaudre nicht! Ob auch unmerklich
    Der schönste Sonnenschein verrann –
    Es ist der Sommer nur, der scheidet;
    Was geht denn uns der Sommer an!
Gode Nacht
    Över de stillen Straten
    Geit klar de Klockenslag;
    God Nacht! Din Hart will slapen,
    Un morgen is ok en Dag.
     
    Din Kind liggt in de Weegen,
    Un ik bün ok bi di;
    Din Sorgen un din Leven
    Is allens um un bi.
     
    Noch eenmal lat uns spräken:
    Goden Abend, gode Nacht!
    De Maand schien op de Däken,
    Uns’ Herrgott hölt de Wacht.
O bleibe treu den Toten
    O bleibe treu den Toten,
    Die lebend du betrübt;
    O bleibe treu den Toten,
    Die lebend dich geliebt!
     
    Sie starben; doch sie blieben
    Auf Erden wesenlos,
    Bis allen ihren Lieben
    Der Tod die Augen schloß.
     
    Indessen du dich herzlich
    In Lebenslust versenkst,
    Wie sehnen sie sich schmerzlich.
    Daß ihrer du gedenkst!
     
    Sie nahen dir in Liebe,
    Allein du fühlst es nicht;
    Sie schaun dich an so trübe,
    Du aber siehst es nicht.
     
    Die Brücke ist zerfallen;
    Nun mühen sie sich bang,
    Ein Liebeswort zu lallen,
    Das nie hinüberdrang.
     
    In ihrem Schattenleben
    Quält eins sie gar zu sehr:
    Ihr Herz will dir vergeben,
    Ihr Mund vermag’s nicht mehr.
     
    O bleibe treu den Toten,
    Die lebend du betrübt;
    O bleibe treu den Toten,
    Die lebend dich geliebt!
In böser Stunde
    Ein schwaches Stäbchen ist die Liebe,
    Das deiner Jugend Rebe trägt,
    Das wachsend bald der Baum des Lebens
    Mit seinen Ästen selbst zerschlägt
     
    Und drängtest du mit ganzer Seele
    Zu allerinnigstem Verein,
    Du wirst am Ende doch, am Ende
    Nur auf dir selbst gelassen sein.
Und war es auch ein großer Schmerz
    Und war es auch ein großer Schmerz,
    Und wär’s vielleicht gar eine Sünde,
    Wenn es noch einmal vor dir stünde,
    Du tätst es noch einmal, mein Herz.
Zwischenreich
    Meine ausgelaßne Kleine,
    Ach, ich kenne sie nicht mehr;
    Nur mit Tanten und Pastoren
    Hat das liebe Herz Verkehr.
     
    Jene süße Himmelsdemut,
    Die der Sünder Hoffart schilt,
    Hat das ganze Schelmenantlitz
    Wie mit grauem Flor verhüllt.
     
    Ja, die brennend roten Lippen
    Predigen Entsagung euch;
    Diese gar zu schwarzen Augen
    Schmachten nach dem Himmelreich.
     
    Auf die Tiziansche Venus
    Ist ein Heil’genbild gemalt;
    Ach, ich kenne sie nicht wieder,
    Die so schön mit uns gedahlt.
     
    Nirgends mehr für blaue Märchen
    Ist ein einzig Plätzchen leer;
    Nur Traktätlein und Asketen
    Liegen haufenweis umher.
     
    Wahrlich, zum Verzweifeln wär es –
    Aber, Schatz, wir wissen schon,
    Deinen ganzen
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