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Werke

Werke

Titel: Werke
Autoren: Theodor Storm
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berührt,
    Sind nicht mehr deine eignen;
    Sie können doch, solang du lebst,
    Die meinen nicht verleugnen.
     
    Die Lippen, die sich so berührt,
    Sind rettungslos gefangen;
    Spät oder früh, sie müssen doch
    Sich tödlich heimverlangen.
Abends
    Warum duften die Levkojen soviel schöner bei der Nacht?
    Warum brennen deine Lippen soviel röter bei der Nacht?
    Warum ist in meinem Herzen so die Sehnsucht auferwacht,
    Diese brennend roten Lippen dir zu küssen bei der Nacht?
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
    Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
    Und daß ich endlich scheiden muß,
    Daß endlich doch das letzte Lied
    Und endlich kommt der letzte Kuß.
     
    Noch hing ich fest an deinem Mund
    In schmerzlich bangender Begier;
    Du gibst der Jugend letzten Kuß,
    Die letzte Rose gibst du mir.
     
    Du schenkst aus jenem Zauberkelch
    Den letzten goldnen Trunk mir ein;
    Du bist aus jener Märchenwelt
    Mein allerletzter Abendschein.
     
    Am Himmel steht der letzte Stern,
    O halte nicht dein Herz zurück;
    Zu deinen Füßen sink ich hin,
    O fühl’s, du bist mein letztes Glück!
     
    Laß einmal noch durch meine Brust
    Des vollsten Lebens Schauer wehn,
    Eh seufzend in die große Nacht
    Auch meine Sterne untergehn.
Hyazinthen
    Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht,
    Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen.
    Ich habe immer, immer dein gedacht;
    Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen.
     
    Es hört nicht auf, es rast ohn Unterlaß;
    Die Kerzen brennen und die Geigen schreien,
    Es teilen und es schließen sich die Reihen,
    Und alle glühen; aber du bist blaß.
     
    Und du mußt tanzen; fremde Arme schmiegen
    Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt!
    Ich seh dein weißes Kleid vorüberfliegen
    Und deine leichte, zärtliche Gestalt. – –
     
    Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht
    Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen.
    Ich habe immer, immer dein gedacht;
    Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen.
Du willst es nicht in Worten sagen
    Du willst es nicht in Worten sagen;
    Doch legst du’s brennend Mund auf Mund,
    Und deiner Pulse tiefes Schlagen
    Tut liebliches Geheimnis kund.
     
    Du fliehst vor mir, du scheue Taube,
    Und drückst dich fest an meine Brust;
    Du bist der Liebe schon zum Raube
    Und bist dir kaum des Worts bewußt.
     
    Du biegst den schlanken Leib mir ferne,
    Indes dein roter Mund mich küßt;
    Behalten möchtest du dich gerne,
    Da du doch ganz verloren bist.
     
    Du fühlst, wir können nicht verzichten;
    Warum zu geben scheust du noch?
    Du mußt die ganze Schuld entrichten,
    Du mußt, gewiß, du mußt es doch.
     
    In Sehnen halb und halb in Bangen,
    Am Ende rinnt die Schale voll;
    Die holde Scham ist nur empfangen,
    Daß sie in Liebe sterben soll.
Dämmerstunde
    Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen –
    Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
    Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
    Und stiller ward es zwischen mir und dir;
    Bis unsre Augen ineinandersanken
    Und wir berauscht der Seele Atem tranken.
Frauenhand
    Ich weiß es wohl, kein klagend Wort
    Wird über deine Lippen gehen;
    Doch, was so sanft dein Mund verschweigt,
    Muß deine blasse Hand gestehen.
     
    Die Hand, an der mein Auge hängt,
    Zeigt jenen feinen Zug der Schmerzen,
    Und daß in schlummerloser Nacht
    Sie lag auf einem kranken Herzen.
Die Zeit ist hin
    Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußt
    Und leise mehr und mehr von meiner Brust;
    Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,
    Doch fühl ich wohl, ich muß dich gehen lassen.
     
    So laß mich denn, bevor du weit von mir
    Im Leben gehst, noch einmal danken dir;
    Und magst du nie, was rettungslos vergangen,
    In schlummerlosen Nächten heimverlangen.
     
    Hier steh ich nun und schaue bang zurück;
    Vorüber rinnt auch dieser Augenblick,
    Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,
    Wir werden keine mehr zusammen leben.
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz
    Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
    Doch blieben meine Arme leer;
    Der Stimme Zauber, der du sonst
    Nie widerstandest, galt nicht mehr.
     
    Was jetzt dein Leben füllen wird,
    Wohin du gehst, wohin du irrst,
    Ich weiß es nicht; ich weiß allein,
    Daß du mir nie mehr lächeln wirst.
     
    Doch kommt erst jene stille Zeit,
    Wo uns das Leben läßt allein,
    Dann wird, wie in der Jugend einst,
    Nur meine Liebe bei dir sein.
     
    Dann wird, was jetzt geschehen mag,
    Wie Schatten dir vorübergehn,
    Und nur die Zeit, die nun dahin,
    Die uns gehörte, wird bestehn.
     
    Und wenn dein letztes Kissen
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