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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot
Autoren: Mary Janice Davidson
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anderen Grund … ja, genau! Meine Katze war tot.
    Ich trieb ein rostiges Gerät auf, das entfernt an eine Schaufel erinnerte, schnappte mir den Kissenbezug und steuerte auf die hinterste Ecke des Gartens zu. Obwohl ich absolut null Bock auf Buddeln hatte, konnte ich doch nicht umhin, Größe und Schönheit meiner Villa zu bewundern sowie auch den riesigen Garten, der nicht den üblichen Handtuchzuschnitt hatte … eine Seltenheit in St. Paul.
    Ich lenkte meine Schritte zu ein paar großen alten Eichen in der linken hinteren Gartenecke. Jetzt waren sie kahl, doch im Sommer und im Herbst machten sie wirklich etwas her. Wenn Giselle jemals den Wunsch geäußert hätte, (von mir) begraben zu werden, dann, so bildete ich mir ein, hätte sie gewiss diesen stillen Winkel gewählt.
    Herbst und Spätherbst waren bis vor Kurzem mild gewesen, und es lag nur eine dünne Schneedecke, der Boden war jedoch steinhart gefroren. Das erschwerte das Graben beträchtlich, doch ich vertraute auf meine untoten Superkräfte. Einer der wenigen Vorteile, wenn man die Vampirkönigin ist.
    (Ich war schon fast so weit, mich selbst in Gedanken mit diesem Titel benennen zu können, ohne dabei in schallendes Gelächter auszubrechen. In siebzig oder achtzig Jahren würde ich möglicherweise ein Pokerface dazu machen.)
    Doch da ich nun mal ich war, neigte ich dazu, eher die Nachteile denn die Vorteile meiner Situation zu betrachten. Blöde Vampir-Superkräfte stand ebenso auf der Liste wie Blödes Supergehör oder Blöder scharfer Geruchssinn. Und während meine Schaufel durch die gefrorene Erde glitt wie ein Mixermesser durch eine Himbeere, fiel mir ein weiterer Nachteil ein. Einer, den ich dummerweise ignoriert hatte, als ich mich anschickte, meine tote Katze zu begraben, die für meinen Tod gesorgt hatte und dann lästigerweise auf meiner Kellertreppe gestorben war. Die Hunde. Die waren ein ganz gewaltiger Nachteil …
    Und da kamen sie auch schon. Sie stürzten begeistert und geifernd auf mich zu.

4
    Mehrere Hunde aus der Nachbarschaft (ungefähr achttausend) rasten jaulend auf mich zu. Das wäre für viele Menschen, besonders für Feiglinge, bestimmt ein erschreckender Anblick, doch ich, Elizabeth Taylor, die mutige Vampirkönigin, wusste, dass dieses blöde Pack meiner Hochwohlgeborenheit nichts anhaben konnte, und zeigte weder Furcht noch Zögern. Beherzt das Stück Rost, das eine Schaufel zu sein vorgab, umklammernd, stellte ich mich mutig meiner pelzigen, sabbernden Nemesis entgegen …
    Nun ja, eher nicht. Ich ließ Schaufel Schaufel sein und stürzte in Richtung Hintertür, während die Höllenhunde mir auf die Fersen sabberten. Ich stehe nun mal nicht auf Hunde. Auf Katzen übrigens auch nicht. Ich stehe eigentlich nur auf mich. Und glauben Sie mir ruhig: Für mich zu sorgen – mich zu kleiden und zu nähren und mir ein Dach über dem Kopf zu besorgen und immer wieder dem Tod ein Schnippchen zu schlagen und um das Scheidungsgericht einen großen Bogen zu machen … all das reicht mir als Herausforderung vollkommen aus, da brauche ich nicht noch Haustiere.
    Dämliches Buch der Toten mit seinen dämlichen Prophezeiungen und seiner dämlichen Manie, die Leute, die es lesen, in den Wahnsinn zu treiben! Es hatte mich davor gewarnt, dass ich stets von dämlichen Hunden verfolgt werden würde, weil ich ja so etwas Besonderes war!
    Wie schnell konnten dämliche, geifernde Köter überhaupt rennen? Ich war eine Superheldin, verdammt, ich sollte mir doch keine Sorgen über den Ausgang dieses Rennens machen! Das erinnerte mich an einen Film … »Wir suchen einen Mann, der seit neunzig Minuten auf der Flucht ist … Unverletzt kann er vier Meilen pro Stunde auch in schwierigem Gelände zurücklegen. Daraus ergibt sich ein Radius von sechs Meilen.« Als ich schon fast vergessen hatte, was ein Radius ist und wie man ihn berechnet, wurde ich wieder einmal von meiner Filmleidenschaft gerettet.
    »Was ich von jedem Einzelnen von Ihnen verlange …« Bin ich eigentlich die Einzige, die Deputy Gerard aus
Auf der Flucht
für den nervigsten Boss aller Zeiten hält? »… ist, dass er jede Tankstelle, jedes Haus, jedes Lagerhaus, jeden Bauernhof, jeden Hühnerstall, jeden Schuppen und jede Hundehütte …«
    Genau: Hunde. Darauf sollte ich mich konzentrieren. Bäh, ich roch die Biester bereits! Ich wagte es nicht, mich umzuschauen, aber meine Nase meldete mir ohnehin, dass sie näher kamen. Diese grässlichen verstärkten Vampirsinne! Feuchtes Fell und
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