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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot
Autoren: Mary Janice Davidson
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oder wütend war oder ihren Nestbauinstinkten folgte oder nervte, dann war sie scharf. Manchmal reichten dazu ein paar mit Knoblauch gefüllte Oliven. Und das Schlimmste: Oft war sie beides gleichzeitig, nestbaumäßig drauf und scharf, wütend und scharf oder hungrig und scharf. Niemand wagte es, die Oliven in der Küche auch nur anzusehen. Und der arme Detective Nick/Dick schlurfte mit einem Blick durch die Villa, der immer glasiger wurde.
    »Schau doch hin!«
    Ich fürchtete mich davor. Wohin sollte ich schauen? Auf sie? Warum? Vielleicht trug sie dieses gewaltige, gelb-blau gestreifte Zirkuszelt nur, um mich zu verführen. Die bloße Vorstellung bewirkte, dass ich gleichzeitig in Lachen ausbrechen und mich übelst erbrechen wollte. »Da liegt sie.«
    Vorsichtig spähte ich vor meine Füße, aufs Schlimmste gefasst. Vor der Schwangerschaft hatte Jess keinerlei lesbische Vorlieben gezeigt, und zum Glück schien ihr jeder Gedanke an Verführung auch jetzt fernzuliegen.
    Mit ein wenig mehr als gelinder Überraschung starrten wir beide auf die Leiche.
    »Was ist denn passiert?«
    »Keine Ahnung. Ich wollte in den Keller, und da bin ich beinahe über sie gestolpert.« Jessica tätschelte ihren gigantischen Bauch. Als wäre die Treppe nicht schon ohne diesen Fötus der Verdammten staubig und düster und eng genug gewesen! »Ich hätte mir den Hals brechen können! Weißt du, wie schlimm ein Sturz in diesem Stadium der Schwangerschaft sein kann?«
    Nicht schlimm, überhaupt nicht schlimm: Selbst der Michelin-Mann war nicht so gut gepolstert. Ich sagte jedoch nichts. Man wird mich zwar niemals für große Geistesgaben preisen, doch das heißt noch lange nicht, dass ich völlig verblödet bin.
    Das hört sich jetzt bestimmt schrecklich an (selbst in meinen Ohren), aber kennen Sie die Serie
Game of Thrones
? Sie lief so gut, dass es jetzt sogar Bücher dazu gibt. Oder vielleicht kamen auch die Bücher zuerst … ich weiß es nicht. Ich habe aufgehört, Fantasy zu lesen, bevor ich ins wahlfähige Alter kam. Es war mir einfach zu viel Geschwafel à la: »Ich ziehe nun das mythische Schwert von Eldenwurst, das da heißet Seelenlutscher, und mit dieser meiner magischen Klinge werde ich alle Feinde des Feenreiches zerschmettern. Doch fürchtet euch nicht, die ihr zittert vor Seelenlutscher, denn ich werde regieren mit gerechter Hand und dem Rate der Trottel. Du und du, bringt mir nun fünfzig Jungfrauen und einen Humpen Met!« Diese Machwerke bringen mich spätestens ab Kapitel zwei zum Gähnen. Jedenfalls hab ich die Bücher so gut wie nie gelesen, fand aber die Serie Game of Thrones so cool, dass ich regelrecht süchtig wurde.
    Nein. Das stimmt nicht. Marc war heftig in die Figur des Khal Drogo verliebt, und er hat es geschafft, dass ich süchtig wurde. Wenn er von seiner Schicht in der Notaufnahme kam, stürzten wir uns auf den DVD -Rekorder und schwärmten von Drogos unglaublichen Schultern und lästerten über den Trottel Viserys.
    Wow, jetzt bin ich aber noch heftiger abgeschweift als sonst … Okay, also in der ersten Staffel von
Game of Thrones
wurde das ungeborene Kind einer der Hauptfiguren ›Der Hengst, Der Die Welt Besteigt‹ genannt, ein unheimlicher, aber irgendwie cooler Spitzname. Und Jessica trug nun ›Den Bauch, Der Die Welt Auffraß‹ zur Schau. Sie behauptete, es wäre erst im Sommer so weit, doch ich hegte da meine Zweifel. Sie war einfach … gigantisch dick. Bäh! Ob sie Zwillinge erwartete? Oder gar Drillinge? Das war genau das, was uns in der Villa noch fehlte: drei nervige Neugeborene, die ständig heulten und in die Windeln machten.
    »Bin froh, dass du nicht über sie gestürzt bist.« Ich seufzte und schaute wieder auf die tote Katze. »Sie sieht wirklich friedlich aus.« Eine glatte Lüge. Giselle sah beileibe nicht so aus, als schliefe sie friedlich. Leichen sehen nämlich nie so aus, als schliefen sie friedlich.
    Und Giselle, meine Katze, die mir diesen ganzen Vampirkönig-Scheiß überhaupt erst eingebrockt hatte, schlief definitiv nicht. Ihre Augen waren milchige Schlitze. Ihr Maul stand halb offen, wie erstarrt, und sie war dünn, wenn auch nicht schrecklich dünn … Na ja, sie war schon immer ziemlich mager gewesen. Und alt … Ich hatte sie zehn Jahre gehabt. Sie war einfach eines schönen Tages aufgetaucht und wollte nicht mehr gehen, deshalb fütterte ich sie und gab ihr ein Heim. Ich schätze, genauso kommt man auch zu Babys und Mitbewohnern: Man füttert sie, und sie verlassen einen
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