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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drückte sofort auf die Sprechtaste vor sich. »Einen Arzt, sofort!« brüllte er. Aber als Marlene im Vorzimmer es wiederholte, schrie er dazwischen: »Warten Sie noch, Marlenchen. Vielleicht findet gleich ein Tötungsdelikt im Affekt statt.« Er ließ die Sprechtaste los und warf sich in seinen Schreibtischsessel zurück.
    »Fünf Minuten, Chef«, sagte Hellersen völlig ruhig. »Dann steht es Ihnen frei, mit Aschenbechern zu werfen. Hören Sie bitte zu.«
    Otto Otto blickte auf die Uhr an der Wand. Morgen um elf war Imprimatur. ›Rund um die Welt‹ war nicht mehr einzuholen. »Legen Sie los«, sagte er voll Resignation. »Ich habe genau neun Minuten Zeit für Sie.«
    »Fünf genügen.« Hellersen holte sein Notizbuch aus der Tasche und begann vorzulesen. Und noch während er die Bedeutung des Fundes zu erklären versuchte, griff Otto Otto zum Telefon und alarmierte die Dokumentar- und Recherchier-Abteilung. Als Hellersen aufhörte, sprach Otto Otto noch immer mit allen möglichen Leuten im Hause und gab gezielte Anweisungen.
    »Das wär's!« sagte Hellersen laut.
    Otto Otto warf den Hörer weg, als sei er zu heiß geworden. »Die Sache läuft«, sagte er langsam, schob Hellersen eine Packung Zigaretten über den Papierhaufen zu und faltete die Hände vor der Brust. »Wenn das alles stimmt, gönne ich ›Rund um die Welt‹ ihren Irlandtriumph. Ich habe eben schon Beimann nach Londonderry geschickt – er soll die Stoppeln nachlesen, vielleicht bringt er noch ein paar Körnchen. Aber Sie, Hellersen, Sie sind journalistisch tot, wenn Sie mich auf einer dicken Ente reiten lassen. Ist das klar?«
    »Ganz klar, Chef.« Hellersen lächelte zufrieden. Auch wenn man es nicht sah, er hatte Otto Otto überzeugt, man mußte hinter den Worten seine Sanftheit hören. »Das ist alles zu schön, um bloß erfunden zu sein.«
    Im ›Globus‹ begann das große Arbeiten.
    Bis zum Abend lagen die ersten Meldungen auf Otto Ottos Schreibtisch. Fast militärisch – wie eine Geheime Kommandosache – sammelte er sie in einem roten Schnellhefter. Hellersen hockte seit Stunden am Telefon, sprach mit der Polizei in Norddeich, Norden und Hannover, zankte sich mit untergeordneten und ahnungslosen Beamten herum, aber er hatte die Spur des Flaschenbriefes aufgenommen und blieb wie ein Bluthund auf der Fährte. Gegen 19 Uhr lief er gegen eine Wand des Schweigens. Von jetzt ab sprach er nur noch mit Beamten, die von nichts wissen wollten.
    »Ab nach Hannover«, sagte Hellersen zu Otto Otto. »Sie mauern sich zu. Mein Gefühl, es hat mich noch nie verlassen. Ich rufe aus Hannover an.«
    Im Landeskriminalamt war Hellersen nicht unbekannt. Um allen Diskussionen auszuweichen, verwies man ihn gleich an den härtesten Stein der Mauer allen Schweigens, an Kriminalrat Busse. »Die schnelle Truppe des ›Globus‹«, sagte Busse, als Hellersen zu ihm vorgelassen wurde. »Wie ist das eigentlich bei euch Journalisten: Habt ihr auch eine besondere Riechausbildung hinter euch? Examensaufgabe: Wer wittert in Ecuador einen Rebellen? – Nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
    Hellersen setzte sich und lächelte Busse freundlich an. »Es riecht hier nach Frangipani-Blüten.«
    »Wieso?« fragte Busse überrascht.
    »Südsee, Herr Kriminalrat. Zum Beispiel Tahiti.«
    »Beim Gehalt eines deutschen Beamten ein ewiger Traum.«
    »Hören Sie zu, Herr Kriminalrat.« Hellersen beugte sich vor. Er sprach jetzt sehr ernst. »Sie kennen mich. Sie wissen, daß Sie sich auf mich verlassen können. Wenn Sie mir sagen, daß eine Sache streng vertraulich ist, dann halte ich den Mund. Sogar meiner Zeitung gegenüber – ich stehe Gewehr bei Fuß. Ist das ein Angebot? Sie brauchen mir also nicht zu sagen, daß nichts geschehen sei. Das habe ich jetzt oft genug gehört.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß eine Flaschenpost die Presse so alarmiert«, sagte Busse deutlich verschlossen. Hellersen war zufrieden mit der Antwort – der erste Stein war aus der Mauer gebrochen.
    »Aus der Südsee?« hakte er ein. Busse nickte.
    »Ja. Aber jetzt stopp! Machen Sie nicht gleich eine Sensation daraus, Hellersen. Denken wir nüchtern: Im 20. Jahrhundert ein Brief per Flasche, ganz gleich woher er kommt, das ist doch eine Sache für Spinner und Romantiker. Oder für Journalisten, denen der Stoff ausgegangen ist. Sommerzeit! Das Ungeheuer von Loch Ness ist schon bemoost – aber so eine Flaschenpost kann ein paar Zeilen füllen. Nein, Hellersen, alle Aufregung ist
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