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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abschiedsgeschenk an uns – ich hab's vor vier Tagen bloß noch nicht begriffen.«
    Es war ein Tag voller Sonne und Wind, leicht gekräuseltem Meer und einem Geruch nach Ewigkeit, als Werner Bäckers neue kleine weiße Jacht in den Ufersand von Viktoria-Eiland knirschte. Auf dem Hang hinter dem weiten Strand bogen sich die drei hohen, schlanken, stolzen Kokospalmen.
    Paul stand vorne an der Reling und warf jubelnd beide Arme hoch. Vogelscharen von den Klippen flatterten hoch und zogen in breiten, kreischenden Wolken wie zur Begrüßung auf sie zu. Die Korallenbänke leuchteten rosa, und ein dichtgedrängter Schwarm silbern glitzernder Fischleiber glitt vor dem Bug des Schiffes durch das glasklare Wasser.
    »Ich sehe unser Haus –«, sagte Anne atemlos vor Glück auf der Steuerbrücke. Sie lehnte an Bäcker und hatte den Arm um seine Hüfte geschlungen. Er trug einen breitrandigen Hut und eine dunkle Brille, und die Jacht war vollgepackt mit Medikamenten, Möbeln, Werkzeugen, Konserven, Wassertanks, Batterien, einem Radio, Scheinwerfern, Lampen, Betten, Funkgeräten, Decken und Waffen.
    Die dritte und jetzt vollkommene Eroberung der Insel hatte begonnen.
    »Meine Schaukel!« schrie Paul. »Ich sehe meine Schaukel!«
    »Und da ist die Rutsche«, sagte Bäcker. »Halb fertig war sie, als sie uns abholten. Junge, in drei Tagen kannst du rutschen.«
    »Und unsere Gummiinsel, noch immer aufgespannt. Die erste Hütte –«, sagte Anne leise. Plötzlich weinte sie, schmiegte sich an Bäcker und schlang die Arme um ihn. »Unser Paradies. Es ist noch da, unser Paradies.«
    »Komm –«, sagte Bäcker. Er nahm Anne auf seine Arme und winkte seinem Sohn, der schon die Leiter hinunter ins seichte Uferwasser kletterte und sich jubelnd in die Wellen warf. »Kommt her … wir wollen dem Meer, der Sonne und dem Wind die glücklichsten Menschen dieser Erde zeigen.«
    Langsam trug er Anne durch das Wasser auf die Insel.
    Als Bäcker den Strand erreicht hatte, setzte er Anne auf den Boden. Seine erste Hütte aus Bambus und Blättern war bereits verfallen, Wind und Regen hatten sie zerstört.
    »Vielleicht werde ich sie wieder aufbauen«, sagte er, »zur Erinnerung an eine Zeit, da ich durch die Hölle ging, um ins Paradies zu kommen.«
    Es war ein Denkmal einer eigenartigen, einmaligen, unbekannten Kraft.
    Hand in Hand gingen sie hinauf zu ihrem Haus auf dem Hang. Bevor sie eintraten, umfaßte Bäckers Blick noch einmal das Meer, den Himmel und den Strand.
    »Einmal habe ich das gefürchtet und verflucht –«, sagte Bäcker leise. »Jetzt bin ich glücklich darüber: Es ist doch schön, unter Palmen zu sterben. Aber erst möchte ich noch leben. Ein Leben mit dir, Anne, ein Leben für unseren Sohn. Anne – wir sind zu Hause …«
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