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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tastete nach Bäckers Hand. Sie faßten sich an und warteten, eng aneinandergedrückt, auf die weiteren Worte des Gouverneurs.
    »Ist … ist diese Anne Perkins auch umgekommen?« fragte Bäcker heiser.
    »Ja. Leider! Oder vielleicht sollte ich sagen: Gott sei Dank? Wir hätten diese Anne Perkins bestimmt als Mörderin verurteilt. Ich erinnere mich noch an einige Einzelheiten: ein lückenloser Indizienbeweis. Ein Dolch, die Mordwaffe, unter ihrem Bett und so ähnliches … Zwei Jahre später gab es eine neue Sensation: Der Bruder des ermordeten Yul Perkins – James Perkins – wurde beim Baden von einem Hai angefallen. Das Biest riß ihm das linke Bein ab. Aber bevor er starb, legte er ein Geständnis ab: um seine Schulden zu bezahlen, hatte er einen Malaien gekauft. Dieser Schurke zog ein Kleid von Anne an und schnitt dem ahnungslosen Yul im Garten den Hals durch. Dann war er, als Frau verkleidet, zu den Klippen gegangen und hatte dort die Leiche versteckt. Anschließend schob er den Dolch unter Mrs. Perkins Matratze. Ein teuflischer Plan. Die arme Frau wäre rettungslos verloren gewesen. Und so funktionierte auch alles tadellos. James bekam das Vermögen von Yul und Anne Perkins …« Der Gouverneur räusperte sich. »Man soll so etwas ja nicht sagen, aber trotzdem: Vielleicht war es das beste, daß Mrs. Perkins im Meer geblieben ist. Sie wäre hundertprozentig das Opfer eines Justizirrtums geworden. So hat sie Ruhe.«
    »Ja, die hat sie«, sagte Bäcker. Er drückte Annes Hand, und sie sah zu ihm hoch und lächelte. Alle Sonne der Südsee lag in ihren Augen. Er lächelte zurück, und da erst, in diesem von innen überstrahlten Lächeln erkannte Anne, daß er bis zu dieser Minute, während all der Jahre, immer geglaubt hatte, daß sie Yul doch umgebracht habe. Aber das war nun nicht mehr wichtig … Wer das Glück trinkt, verschluckt auch den stets beigemischten Tropfen Bitterkeit.
    »Eine arme Frau«, sagte Anne. »Wer hat jetzt Yul Perkins Vermögen geerbt?«
    »Es waren keine Erben mehr da. Der Staat hat alles übernommen. Auf Perkins Farm ist jetzt eine Schule.«
    »Ich glaube, so ist es am besten.« Anne nickte und lehnte sich gegen Bäcker. »Wenn diese Anne Perkins noch leben würde, hätte sie bestimmt nichts dagegen gehabt.«
    Auf Papeete arbeitet man unbürokratisch, das hatten schon Hellersen und Buddke erlebt. Bäcker und Anne erhielten neue Ausweise, Notpässe, die bescheinigten, daß sie Werner Bäcker aus Lübeck und Viktoria Bäcker geborene Plannitz waren. Der kleine Paul wurde in der Kirche von Papeete getauft, dann drängten Hellersen und Buddke zum Rückflug nach Deutschland.
    In Hamburg hatte der Chefredakteur des ›Globus‹ eine der größten Zeitungsaktionen vorbereitet, nachdem Hellersen knapp telegrafiert hatte: »Habe ihn! Denkt an Gehaltserhöhung für Chefreporter!«
    »Daraus machen wir den dicksten Hund, der je in einer Redaktion mit dem Schwanz gewedelt hat!« sagte der Chefredakteur. »Endlich eine Investition, die man lieber nicht gleich durch den Lokus gespült hätte. Mein Riecher! Ich sage es immer: Man muß die Knüller riechen!«
    Noch bevor Bäcker und Anne in Auckland eintrafen und dort ihre endgültigen Pässe als Mrs. und Mr. Bäcker erhielten, war in Hamburg alles vorbereitet: der Empfang der Familie mit Blumen, Fernsehen und Funk, Appartement in einem First-class-Hotel, ein Bett im Krankenhaus, I. Klasse, Abteilung Wiederherstellungschirurgie, der nötige Platz im ›Globus‹ für Hellersens Bericht und Buddkes Sensationsfotos … und sogar das Verhör durch die Landeskriminalpolizei Hannover, die für den Wohnort Lübeck zuständig war. Untergang und Rettung … alles mußte aktenkundig gemacht werden.
    Hellersen unterbreitete Bäcker die lange Liste, was ihn in Deutschland erwartete. Der ›Globus‹ hatte dazu ein sieben Seiten langes Telegramm geschickt.
    »Sie werden es nicht bereuen, unter die Menschen zurückgekehrt zu sein«, sagte Hellersen, als Bäcker die Liste und das lange Telegramm gelesen hatte.
    »Da bin ich nicht so sicher«, sagte Bäcker und legte die Liste weg. »Nach Ihrer generalstabsähnlichen Planung liege ich in ein paar Tagen auf dem Operationstisch.«
    »Ja! Oder wollen Sie dieses Gesicht behalten?«
    Bäcker zuckte mit den Schultern.
    »Mich stört es nicht mehr.«
    »Anne – sagen Sie mal was!« rief Hellersen.
    »Ich liebe ihn, wie er ist!«
    »Himmel, es sieht schlimmer aus, als man jemals davon träumen könnte! Sie werden es erleben,
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