Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
spürte ihre heißen Tränen auf meinem Gesicht. Trotz der Schmerzen hob ich meine Hand und hielt sie schützend an ihren Hinterkopf. Mit Blick auf Hamilton drückte ich ihr Gesicht an mich. «Sophie», flüsterte ich, ohne den Blick von ihm abzuwenden. «Mach die Augen zu.»
    Meine Tochter hing an mir fest. Die beiden Hälften des Ganzen waren wieder zusammen.
    Sie schloss die Augen.
    Ich sagte so klar und deutlich, wie es eben möglich war: «Nur zu.»
    Hinter Hamilton tauchten plötzlich die Umrisse eines Mannes auf, genau in dem Augenblick, als der die Waffe hob und mir die Mündung an die linke Schläfe drückte.
    Ich konzentrierte mich auf das Gefühl, meine Tochter im Arm zu halten, auf ihren Körper und die Unschuld ihrer Liebe als das, was mich in den Abgrund begleiten würde.
    «Sie hätten auf mich hören sollen», zischte Hamilton.
    Einen Herzschlag später drückte Bobby Dodge ab.

[zur Inhaltsübersicht]
    45. Kapitel
    Als D.D. die Anhöhe erreichte, lag Hamilton am Boden. Bobby stand vor der Leiche des Lieutenant Colonel. Er sah ihr entgegen und schüttelte einmal kurz mit dem Kopf.
    Dann hörte sie ein Weinen.
    Sophie Leoni. Es dauerte einen Moment, ehe D.D. das Kind im rosafarbenen Pyjama erkannte. Sie lag auf einer dunkel gekleideten Gestalt, hatte ihr die dünnen Arme um den Hals geschlungen und schluchzte bitterlich.
    Bobby ließ sich neben den beiden auf die Knie fallen und legte Sophie eine Hand auf die Schulter.
    «Sophie», sagte er leise. «Schau mich an. Ich bin Polizist, wie deine Mutter. Ich bin hier, um zu helfen. Schau mich bitte an.»
    Sophie hob schließlich das tränennasse Gesicht. Als sie D.D. erblickte, sperrte sie den Mund auf, als wollte sie schreien. D.D. schüttelte den Kopf.
    «Alles in Ordnung, keine Angst. Mein Name ist D.D. Ich bin eine Freundin deiner Mutter. Sie hat uns hierhergeführt, damit wir euch helfen.»
    «Mommys Boss hat mich hierhergebracht», sagte Sophie laut und deutlich. «Er hat die böse Frau auf mich aufpassen lassen. Ich wollte nicht. Ich wollte nach Hause zurück. Zurück zu meiner Mommy.»
    Sie verzog das Gesicht und fing wieder zu weinen an, lautlos jetzt, aber immer noch an die reglose Gestalt der Mutter gepresst.
    «Natürlich», sagte D.D. Sie kauerte sich neben die Kleine und legte ihr vorsichtig eine Hand auf den Kopf. «Der Boss deiner Mutter und die böse Frau können dir nicht mehr weh tun. Glaub mir. Wir sind hier, und du bist in Sicherheit.»
    Sophie schien ihr trotzdem zu misstrauen, was ihr D.D. nicht verübeln konnte.
    «Bist du verletzt?», fragte Bobby.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    «Und wie geht es deiner Mommy?», fragte D.D. «Komm, lass uns nachsehen und sicherstellen, dass alles in Ordnung mit ihr ist.»
    Sophie rückte ein Stück zur Seite. D.D. erblickte den dunklen Fleck auf dem Flanellhemd, das rote Blut im Schnee. Auch Sophie sah es. Ihre Unterlippe fing zu zittern an, aber sie sagte kein Wort. Stattdessen legte sie sich neben die bewusstlose Mutter in den Schnee und hielt ihre Hand.
    «Komm zurück, Mommy», klagte das Kind. «Ich liebe dich. Komm zurück.»
    Bobby eilte den Sanitätern entgegen, die auf dem Weg waren.
    D.D. zog ihren Mantel aus und deckte damit Mutter und Kind zu.

    Tessa erwachte aus ihrer Bewusstlosigkeit, als die Sanitäter sie auf die Trage legten. Sie schlug die Augen auf, schnappte nach Luft und gestikulierte wild. Einer der Sanitäter versuchte, sie festzuhalten. Kurz entschlossen hob D.D. Sophie vom Boden auf und hielt sie vor den Augen der Mutter in die Höhe.
    Tessa griff nach ihrer Hand. Wegen der Tränen, die D.D. in den Augen hatte, konnte sie den Ausdruck im Gesicht der Frau nicht erkennen.
    «Ich liebe dich», flüsterte Tessa ihrer Tochter zu.
    «Ich dich auch, Mommy. Ich dich auch und noch mehr.»
    Die Sanitäter drängten zur Eile. Tessa musste sofort medizinisch versorgt werden. Sie erklärten sich bereit, Sophie vorn im Krankenwagen mitfahren zu lassen. Bevor sie das Kind von der Mutter von der Trage wegführen konnten, steckte es ihr etwas zu.
    Eine Stoffpuppe, der ein Auge fehlte, wie D.D. bemerkte.
    Wenig später hatte man die Verletzte in den Wagen geschafft, der sich gleich darauf entfernte.
    Es dämmerte schon. D.D. hielt sich die Hand auf den Bauch. Der Rauchgestank brannte in der Kehle. Sie schmeckte Tränen.
    Sie blickte auf eine abgebrannte Fichte nahe der rauchenden Ruine. Der letzte Versuch, seine Spuren zu verwischen, hatten Hamilton und seine Begleiterin das Leben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher