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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du
Autoren: Lisa Gardner
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Westen gefahren, um Sophie zu retten.
    Ich leugnete zu wissen, was mit Shane in dieser Nacht passiert war. Auf die Frage, wie ich mir erklären würde, dass er mit Brians Glock getötet wurde, musste ich passen. Ob denn nicht Purcell dahinterstecke, fragte ich unschuldig, man habe doch schließlich die Tatwaffe in seinem Haus gefunden. Vielleicht sei Shane eine Schwachstelle gewesen, derer man sich entledigt habe. Armer Kerl. Ich äußerte die Hoffnung, dass seine Frau und die Kinder über den Verlust hinwegkommen würden.
    D.D. musterte mich mit kritischem Blick. Bobby hielt sich bedeckt. Er wusste genau, was ich getan hatte, und ich glaube, er verstand, dass eine Frau, die schon drei Menschen getötet hatte, nicht plötzlich weich werden und gestehen würde, auch dann nicht, wenn seine Partnerin einen schärferen Ton anschlug.
    Ich gestand, Hamiltons Geliebte Bonita Marcoso erschossen zu haben. Mein Kind war von ihr bedroht worden, und ich hatte handeln müssen.
    Und was den Lieutenant Colonel anging … Ich verdankte Bobby Dodge mein Leben, weil er ihn getötet hatte. An D.D. gewandt, sagte ich, dass ich gern bereit sei, all dies zu Protokoll zu geben. Ohne den Einsatz von Detective Bobby Dodge wären Sophie und ich jetzt wahrscheinlich tot.
    «Das ist bereits so ermittelt und festgestellt worden», erwiderte Bobby.
    «Umso besser. Ich danke Ihnen.»
    Er wurde ein wenig rot und schien ein Problem damit zu haben, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Oder es gefiel ihm einfach nicht, dass ihm dafür gedankt wurde, einem Menschen das Leben genommen zu haben.
    Es hätte mir genauso wenig gefallen.
    Für D.D. fasste ich zusammen: Mein Mann war kein Schläger; er hatte weder mich noch Sophie misshandelt. Er war nur leider dem Glücksspiel verfallen. Vielleicht hätte ich früher etwas dagegen unternehmen, ihm womöglich in letzter Konsequenz den Laufpass geben sollen.
    Von den auf Sophie ausgestellten Kreditkarten hatte ich nichts gewusst, auch nichts von seiner Mittäterschaft an der Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern. Es gab vieles, wovon ich keine Ahnung hatte, aber das konnte man mir doch nicht zur Last legen, allenfalls die naive Hoffnung, dass er zu zocken aufhörte und sich verantwortlich für seine Frau und sein Kind zeigte.
    «Tut mir leid», hatte er noch im Sterben gesagt. «Ich liebe dich, Tessa … noch mehr.»
    Ich träume von ihm, doch das möchte ich lieber für mich behalten. Ich träume von dem guten Brian, der meine Hand hält, während Sophie auf ihrem Fahrrädchen vor uns herfährt. Wir gehen spazieren, reden miteinander und sind glücklich.
    Schluchzend wache ich auf, was mir aber nichts ausmacht, weil ich ohnehin kaum schlafen kann.
    Wollen Sie wissen, wie viel Hamilton eingesackt hatte? D.D. Warren sagte, er habe laut Auskunft der Revision hunderttausend Dollar auf seinem Konto gehabt. Lächerlich, denn seine Pensionsbezüge wären ein Vielfaches gewesen, wenn er seinen Dienst bis zur Altersgrenze gewissenhaft fortgesetzt hätte.
    Er hatte den Mord an meinem Mann in Auftrag gegeben und jede Menge Geld dabei verloren.
    Der Rest der veruntreuten Summe ist nicht wiederaufgetaucht, weder auf Shanes Kontoauszügen noch auf denen meines Mannes. Die Prüfer gingen davon aus, dass es im Kasino geblieben ist, über das Hamilton seine schützende Hand gehalten und Provisionen dafür eingestrichen hatte. Ironie des Schicksals: Während Shane und Brian für ihre Vergehen nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden konnten, mussten Hamilton und seine Freundin Bonita – die zweifelsfrei als diejenige Frau identifiziert werden konnte, die das Konto der Scheinfirma aufgelöst hatte – die ganze Schuld posthum allein tragen.
    Eine gute Nachricht für Shanes Witwe, dachte ich, eine gute Nachricht für mich.
    Später erfuhr ich, dass Shane in Ehren beigesetzt worden war. Die Polizei kam in ihren Ermittlungen zu dem Ergebnis, dass er sich mit Purcell hinter dem Lager getroffen hatte und von ihm erschossen worden war.
    Der Mord an Purcell blieb unaufgeklärt. Nicht einmal die Tatwaffe konnte gefunden werden.
    Detective D.D. Warren bekam von mir zu hören, dass ich keinen blassen Schimmer hätte; sie solle sich von anderen bloß nichts einreden lassen.

    Sophie und ich wohnen jetzt in einem Zweizimmerapartment, ganz in der Nähe von Mrs. Ennis. In unser Haus sind wir nicht zurückgekehrt. Ich habe es innerhalb von nur drei Stunden verkauft, denn es hat eine unvergleichlich gute Lage, weshalb sich der
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