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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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meine Gedankenkette unterbrechen kann. Ich denke jetzt noch einmal daran, dass ich eine schöne Taille habe und die im Bikini gut zur Geltung kommt und daran, dass die anderen Leute hier sicher etwas besseres zu tun haben, als gerade mich anzustarren. Es ist soweit, ich laufe am Beckenrand entlang. Ich beobachte die anderen Menschen. Ich merke, dass mich gar nicht jeder anschaut. Die Leute tollen im Wasser herum, unterhalten sich oder springen vom Turm, da vorne schimpft eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn. Die Leute, die mich anschauen, gucken auch gleich wieder weg – kein Anstarren. Ich bin am Ende des Beckens angelangt. Ich bin total erleichtert und freue mich über diese Riesenleistung. Es war doch gar nicht so schlimm, eigentlich ziemlich einfach. Ich lege mich auf mein Handtuch und spüre die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Es ist so schön. Simone ist schon ins Wasser gehüpft. Ich kann es kaum glauben, denn ich habe meine „Außenübung“ geschafft. Ich warte noch etwas. Ich genieße diesen Augenblick und das tolle Gefühl. Jetzt springe ich ins Wasser und kühle mich ein bisschen ab. Wie konnte ich mir das nur so lange entgehen lassen?
Vor dem Kino: Ich bin glücklich und entspannt. Ich glaube man sieht mir an, wie ich innerlich grinse. Da kommt auch schon Sabine. Der Film ist toll. Ich verabrede mich für morgen mit Sabine – natürlich fürs Freibad. Ich glaube, ich habe durch diese Übung wieder mehr Freiheit zurückgewonnen.

    aus Vocks & Legenbauer (2005) © Hogrefe, Göttingen

    aus Vocks & Legenbauer (2005) © Hogrefe, Göttingen

6  Ich liebe ihn, ich liebe ihn nicht …
    Stellen Sie sich einmal vor Ihr Körper ist ein ganz eigenes Wesen, abgespalten von Ihnen selbst. Wenn Sie ihm nun einmal in einem Augenblick der Wahrheit alles an den Kopf werfen könnten, was Sie schon immer an ihm gestört hat bzw. ihm sagen könnten, was Sie schon immer an ihm mochten, was wäre das denn?
    Bitte stellen Sie sich diese Situation vor und schreiben Sie einen Brief an ihren Körper. Um dem ganzen Vorhaben etwas Struktur zu geben, haben wir Ihnen einige Fragen als Hilfestellung formuliert und ein Beispiel (siehe Kasten 12) angefügt.
    Kasten 12: Beispielbrief
    An meinen Körper:
    Ich möchte dir einmal dafür danken, dass du all meine Eskapaden so tapfer erträgst, ohne mich im Stich zu lassen. Ich schäme mich dafür, was ich dir antue, dabei funktionierst du immer noch so wunderbar. Morgens, wenn ich aufstehe, fühlst du dich oft so kraftvoll an. Du hast Muskeln entwickelt, auf Grund des harten Trainings, das ich dir immer wieder antue. Die fühlen sich gut an. Eigentlich mag ich dich gerne so, wie du bist. Aber das sind nur kurze Momente, in denen ich das Gefühl der Zuneigung zulassen kann. Oft überkommt mich im selben Moment eine ganz starke Angst, dass, wenn ich dir mehr Spielraum gebe, ich die Kontrolle über dich verliere und dir und deinen Bedürfnissen dann einfach ausgeliefert bin. Dabei sollte ich dir doch vertrauen, denn du bist ich und ich bin du. Wir sind auf ewig aneinander gekettet. Das habe ich jetzt verstanden und ich möchte dir danken, dass du mir noch eine Chance gibst. Deine S.

    Vielleicht haben Sie sich in dem Beispiel wieder gefunden, vielleicht sind Ihnen aber auch die verschiedenen Aspekte fremd. Unabhängig davon möchten wir Sie nun bitten, sich zu überlegen, wie Sie persönlich zu Ihrem Körper stehen. Wo lässt er Sie im Stich, was verweigert er Ihnen? Was mögen Sie nicht gerne an ihm? Machen Sie sich aber auch einmal Gedanken darüber, was Sie ohne Ihren Körper wären. Denken Sie darüber nach, wobei er Ihnen hilft, was er Ihnen ermöglicht. Machen Sie sich eine Liste mit Dingen, die Sie Ihrem Körper vorwerfen, wenn Sie ihn als „Feind“ betrachten. Wenn Sie diese Fragen für sich sortiert haben, versuchen Sie, den Brief an Ihren Körper zu formulieren. Sie können dafür Kasten 13 „Brief an meinen Körper“ nutzen.

    Wenn Sie diesen Brief geschrieben haben, überlegen Sie sich folgendes:
    –  Was fällt Ihnen an dem Brief auf?
    –  Wie leicht fiel Ihnen das Benennen positiver Aspekte?
    –  Welche Aspekte beinhaltet Ihr Schreiben (Verhaltensweise, Aussehen, Funktionen)?
    –  Gibt es noch negative Punkte, die Sie in Ihrem Brief schreiben? Schauen Sie sich den Brief noch einmal genau an!
    –  Wie fühlen Sie sich nach dem Schreiben des Briefes?
    Die Übung gibt Ihnen noch einmal die Möglichkeit, neue Wege für einen positiven Zugang zu Ihrem
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