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Wer schoen sein will, muss leiden

Wer schoen sein will, muss leiden

Titel: Wer schoen sein will, muss leiden
Autoren: Silja Vocks , Tanja Legenbauer
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Kontrollverhalten (aus Vocks & Legenbauer (2005) © Hogrefe, Göttingen)

    aus Vocks & Legenbauer (2005) © Hogrefe, Göttingen
    Arbeitsblatt 14: Vermeidungshierarchie

    aus Legenbauer & Vocks (2005) © Hogrefe, Göttingen
    Wir haben hier zwei Fallbeispiele für Sie ausgewählt, die unterschiedliche Herangehensweisen für die Erarbeitung der Vermeidungssituationen und der Hierarchie enthalten.
Fallbeispiel Frau S.
Ich finde mich an manchen Tagen fürchterlich aufgedunsen und dick. An solchen Tagen ziehe ich auf keinen Fall enge Kleidung an. Ich hätte das Gefühl, dass mich dann alle anstarren. Am liebsten bleibe ich an solchen Tagen zu Hause und liege vor dem Fernseher. Wenn ich liege, sieht mein Bauch flacher aus und ich mag mich dann auch gleich lieber. Außerdem neige ich an einem Tag, an dem ich denke, dass mein Bauch furchtbar dick ist, dazu, ständig zu fragen, ob mein Freund mich noch attraktiv findet. Oder ob man sieht, dass ich zugenommen habe.
Wenn ich mir jetzt überlege, was davon Vermeidungs- oder Kontrollverhalten ist, würde ich sagen, dass die Bereiche „Kleidung“, „soziale Aktivitäten“ und „Rückversicherungen“ dabei vorkommen. Am meisten leide ich, glaube ich, darunter, dass ich die Leute in meiner Umgebung ständig fragen muss, ob ich attraktiv bin. Damit mache ich mich so abhängig von deren Meinung und das will ich ja gar nicht. Außerdem sind die anderen dann genervt von der ständigen Fragerei. Ich möchte gerne selbst spüren, dass ich so in Ordnung bin. Wenn ich das ganze also in eine Hierarchie bringen müsste, würde ich das Weglassen der Rückversicherungen als schwierigste Übung bewerten. Dann wäre es ziemlich schwierig, enge Kleidung an solch einem Tag anzuziehen, das würde direkt nach den Rückversicherungen kommen und als letztes das Ausgehen.
Fallbeispiel Frau P.
Mir war gar nicht bewusst, dass ich so viele verschiedene Situationen vermeide, nur, weil ich mich in meinem Körper nicht wohl fühle. Ich zog keine eng anliegende Kleidung mehr an, ging nicht mehr Tanzen oder ins Schwimmbad. Ich wog mich jeden Morgen, um mein Gewicht zu kontrollieren. Ich bestellte Kleidung nur noch beim Versand, um diese schrecklichen Umkleidekabinen zu vermeiden und zog sehr häufig den Bauch ein, damit der nicht so vorsteht.
Für mich war es furchtbar schwierig, eine Hierarchie zu bilden, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich eines der oben genannten Dinge überhaupt noch mal tun wollte. Aber letztendlich habe ich mir überlegt, was die Situation jeweils so schwierig macht und damit konnte ich sie schließlich doch in eine Hierarchie bringen:
Am leichtesten würde es mir fallen, den Bauch nicht immer einzuziehen, da ich glaube, dass das sowieso niemand wirklich bemerkt, wenn ich ehrlich zu mir bin. Dann könnte ich mir noch vorstellen, mich nur alle zwei Tage zu wiegen oder vielleicht alle drei. Auch das ist zwar mit Angst verbunden, aber es hat mehr was mit mir zu tun, als mit anderen Menschen und die größte Angst habe ich einfach, angestarrt oder wegen meines Aussehens ausgelacht zu werden. Die nächst schwierigere Übung wäre sicherlich, mal wieder Kleidung in einem Laden anzuprobieren. Ins Schwimmbad zu gehen, wäre für mich am schwierigsten. Da bin ich allen Blicken ausgesetzt und habe kaum Möglichkeiten, mich zu verstecken. Das Tanzen gehen und enge Kleidung anziehen liegt für mich sehr eng zusammen. Wahrscheinlich wäre enge Kleidung leichter, wenn ich sie nur vor meinem Freund in der Wohnung trage. Tanzen vor Publikum, das ist ziemlich schwierig …
    Nachdem Sie die beiden Fallbeispiele gelesen haben, bringen Sie bitte die von Ihnen vermiedenen Situationen in eine Reihenfolge hinsichtlich ihrer Schwierigkeit. Wenn Sie Schwierigkeiten dabei haben, überlegen Sie, was genau die Situation schwierig macht und mit welchen Gefühlen sie verbunden ist. Das kann wie im Falle von Frau S. und Frau P. helfen, die Situationen besser einzustufen.
    Wenn Sie diese von Ihnen vermiedenen Situationen aufgelistet haben, können Sie in einem nächsten Schritt überlegen, mit welchen Gedanken und Gefühlen die jeweilige Situation einhergeht. Was genau bringt Sie dazu, diese Situationen zu vermeiden? Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu werden, um die Expositionsübungen gut planen und mögliche Schwierigkeiten voraussehen zu können. Diese können eben mit der Situation zusammenhängende negative Gedanken oder Gefühle sein, denen Sie mit vorher erarbeiteten angemessenen Gedanken in
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