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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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alles lieben.«

»Ich will auch ein Baby!« oder »Ich wollte nie ein Kind!« – Der unerfüllte Kinderwunsch
    Alles können wir mit Knopfdruck oder Mausklick regeln – Reisen, E-Mails, Online-Bewerbungen, manchmal sogar die Liebe, wenn der Traummann bei einer Online-Partnervermittlung sich nicht als Albtraumfrosch mit Glatze, Bauch und Hartz-IV-Existenz entpuppt. Nur eines bleibt immer Schicksal, Natur, höhere Gewalt: Schwangerschaft und Baby.
    Schwanger zu werden, ist so trügerisch leicht, wie jede Frau weiß, bei der sich dieses Thema als mühsam und kompliziert erweist, denn genau in dem Moment, in dem sie es sein möchte, scheint es jeder anderen Frau in ihrer Umgebung bereits gelungen zu sein. Nie wieder sieht man so viele Babybäuche, Kinderkarren und quietschende Winzwesen wie in der Zeit, in der man genau das will – einen dicken Bauch, in dem es pocht und klopft, einen Kinderwagen, den man stolz durch die Straßen schiebt, darin ein so übertrieben schnuckeliges Baby, dass alle Passanten stehen bleiben und rufen: »Mein Gott, ist das süüüß!« Aber es passiert nichts. Gar nichts. Das Leben geht weiter und jeden Monat kommt die Regel. Wir können die Uhr danach stellen. Der Gynäkologe rät entweder zu Geduld oder verschreibt
Hormone. Manchmal ist ein chirurgischer Eingriff nötig, manchmal auch mehrere.
    Fazit: Wir verkrampfen. Unsere Seele hängt auf halbmast, unsere Eierstöcke verknoten sich. Das, was eigentlich ein Höhepunkt in unserem Leben sein sollte, wird zu einer Endloskette von Tiefpunkten.
    Alles ist möglich, nur ein Baby nicht
    Es ist Segen und Fluch zugleich, dass die Fertilitätsmedizin in den letzten zwanzig Jahren geradezu explodiert ist. Unsere Großeltern mussten sich einfach damit abfinden,

    wenn der Nachwuchs ausblieb. Für unsere Eltern war die In-vitro-Fertilisation und später die Insemination durch Spendersamen eine – wenn auch noch etwas befremdliche – Möglichkeit. Letzteres zu Recht, wie man kürzlich aus Amerika lesen konnte, wo ein Mann, der sich neben dem Studium als Spermaspender etwas dazuverdient hatte, plötzlich mit fast zweihundert Kindern und ihren weit über hundert Müttern konfrontiert sah – seine Begeisterung wird sich in Grenzen gehalten haben. Hierzulande sind die Gesetze deutlich schärfer. Aber trotzdem gibt es gut vernetzte Ärzte, die einfach ihre Patientinnen, vollgepumpt mit Hormonen, über die Grenze nach Holland, Polen oder Tschechien schicken und sich dabei eine goldene Nase verdienen, denn nichts ist so hartnäckig wie der Wunsch nach einem Baby. Nichts.
    »Ich war wie besessen«, erzählt Ulrike, 43, »weil ich schon neununddreißig war und unbedingt ein Kind wollte. Also habe ich jeden Tag Fieber gemessen, eine Kurve angelegt, in der Eisprungzeit meinen armen Mann zum Geschlechtsverkehr gezwungen, danach dreißig Minuten eine Kerze gemacht, damit sein Sperma drinbleibt. Ich habe mich gesund ernährt, viel geschlafen, mit Rauchen und Alkohol aufgehört.
Mit anderen Worten: Ich bin eine verzickte, schlecht gelaunte Spaßbremse geworden. Ich habe genau gemerkt, dass ich auf dem völlig falschen Trip war, dass ich locker sein, loslassen, mich entspannen müsste, aber es ging nicht. Wie auch, wenn ich mit jedem Tag älter und

    damit die Chance, Mutter zu werden, immer kleiner wurde?«
    »Ich habe genau in der Zeit, in der ich schwanger werden wollte, eine gute Freundin zur Abtreibung begleitet«, sagt Sandra, 37. »Ich kann gar nicht beschreiben, was in mir vorging, als ich im Wartezimmer saß und wusste: Jetzt wird ihr gerade genau das abgesaugt, wonach ich mich mit jeder Faser meines Herzens sehnte. Was für eine Verschwendung! Es hat unsere Freundschaft so lange belastet, bis es endlich bei mir auch geklappt hat.«
    Nichts ist schmerzlicher für eine Frau, als wenn sie sich ein Baby wünscht und nicht schwanger wird. Weil auf einmal alles infrage gestellt wird – ihre Lebenspläne, ihr Frausein, ihre Partnerschaft. Weil es so ohnmächtig und wütend macht. Man hat alles im Leben im Griff, nur das eine nicht, das doch eigentlich Natürlichste und Normalste der Welt: ein Baby.
    In dieser Phase neigen Frauen dazu, das vielleicht nie geborene Baby mit ihren Wünschen ans Leben so zu überfrachten, wie es kein Baby jemals einlösen kann. »Ich habe acht Jahre auf mein Kind gewartet, alles durchprobiert, fünfmal in vitro, tonnenweise Hormone, bis es endlich geklappt hat. Inzwischen war meine Ehe fast kaputt, meine Gesundheit beinahe
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