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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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weniger ist oft mehr.
Andererseits machen Sie sich sehr beliebt, wenn Sie Ihren Kindern in deren frühen Kinderphase gelegentlich ein freies Wochenende gönnen.
Enkel halten jung, deshalb achten Sie darauf, dass Sie auf Spielplätzen, Hüpfburgen und Kindergeburtstagen noch eine halbwegs gute Figur machen. Nichts ist peinlicher
als eine Oma, die beim Sackhüpfen einen Schwächeanfall bekommt.
Unternehmen Sie mit Ihren Enkeln Dinge, für die ihre Eltern zu erschöpft sind, beispielsweise Museums- oder Theaterbesuche.
Ihre früheren Erziehungsmaßnahmen, auch wenn Sie diese für besonders gelungen halten, behalten Sie bitte für sich. Kein Mensch, am wenigsten Ihre Kinder, interessiert sich ernsthaft dafür. Vor allem erzählen Sie Ihren Enkeln nie, was für ein Satansbraten Mama oder Papa einmal waren. Dieser Schuss geht immer nach hinten los! Im Grunde ist die Sache doch ganz einfach.
Freundlich, gelassen, großzügig, unaufdringlich  – so sehen die idealen Großeltern aus. Und nicht zusammenzucken, wenn in der Öffentlichkeit ganz laut »Oma, kommst du endlich?« gerufen wird und wir damit gemeint sind, obwohl wir für unser Alter doch noch sooo jung aussehen. Auch wenn wir so aussehen, wir sind es nicht mehr. Wir sind jetzt Großeltern. Es gibt Schlimmeres.
     

    Beate, 67, dreifache Mutter, vierfache Oma
    »Ich habe mich von meinem damaligen Mann getrennt, als Michael, mein ältester Sohn, dreizehn war. Mein Ex war Alkoholiker und Womanizer, es ging einfach nicht mehr. Weil ich versucht habe, unsere Eheprobleme von den Kindern fernzuhalten, war ich für Michael natürlich zunächst die Böse, mit siebzehn ist er deshalb aus Protest zu seinem Vater gezogen. Darunter habe ich seinerzeit sehr gelitten, aber immer versucht, ihn nicht unter Druck zu setzen, eine entspannte, coole Mutter zu sein. Im Gegensatz zu mir und seinen Geschwistern war mein Ältester immer sehr ehrgeizig, bestes Abitur, bestes Juraexamen, bis Ende zwanzig hat er das durchgehalten, dann hatte er ein richtiges Burn-out-Syndrom, Panikattacken inklusive. Ich hätte ihm gern durch diese Krise geholfen, aber er brauchte Abstand. In dieser Zeit hat er seine jetzige Frau kennengelernt, Marion, eine junge, fadendünne Musikerin aus ganz einfachen Verhältnissen, aber superdiszipliniert und genauso ehrgeizig wie er. Ich glaube, dass sie sich meinen Sohn richtig gekrallt hat, denn ihre Vorgängerinnen waren immer eher so Typen wie ich – üppig, lebensfroh, vor allem sehr gesellig. Vermutlich weil uns Welten trennen, hat Michael mir seine zukünftige Frau erst eine Woche vor der standesamtlichen Hochzeit vorgestellt. Ich habe mich wirklich sehr bemüht, sie zu mögen, aber Marion strahlte von der ersten Begegnung an eine solche Kälte und Abneigung gegen mich aus, dass es mir schwerfiel. ›Die Chemie zwischen uns stimmt einfach nicht, deine Mutter ist der Typ Frau, den ich aus ganzem Herzen ablehne‹, hat sie zu meinem Sohn gesagt, als der sie darauf ansprach. Und leider, leider hat er es dabei so ziemlich bewenden lassen und sich nie für mich starkgemacht.
    Als sie ihr erstes Kind, meinen ersten Enkel, bekam, ist sie völlig ausgerastet, als ich ihn aus dem Bettchen nahm und auf den Kopf küsste. Der Grund: Ich trug Lippenstift. Ganz schlimm für die zarte Babyhaut! Seitdem bin ich nie wieder mit meinen Enkeln, inzwischen sieben und neun, allein gewesen. Sie haben
mich noch nie besucht, noch nie bei mir übernachtet, noch nie etwas allein mit mir unternommen. ›Ich traue deiner Mutter nicht‹, hat sie zu meinem Sohn gesagt. ›Ich halte sie für verantwortungslos. ‹ Wenn die Kinder Geburtstag haben, muss ich mich immer selbst einladen, dann darf ich mein Geschenk abliefern, bekomme eine Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen und dann sehe ich schon in ihren Augen, dass ich bitte ganz schnell wieder gehen soll. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mich das kränkt. Und wütend macht. Vor allem hilflos.
    ›Ich will mich da nicht einmischen‹, sagt mein Sohn, mit dem ich trotz allem ein gutes Verhältnis habe. Wir treffen uns jetzt mittags in der Stadt, heimlich, ich habe mich damit abgefunden. Weil mir klar ist, dass ich ganz allein damit fertigwerden muss – mit einer Schwiegertochter, die mir meine Enkel vorenthält und meinen Sohn für sich haben will, und mit meinem Sohn, der in seiner Ehe leider ein Weichei geworden ist. Ich versuche einfach, den ganzen Frust zu verdrängen. Zum Glück hat meine Tochter zwei Söhne, die ihre Oma über
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