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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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deprimierend.« Gemischte Gefühle also, wenn es um die Kinderfrage unserer Kinder geht. Das Schlimme daran? Wir können absolut nichts ändern. Wann und ob wir überhaupt jemals Großeltern werden, bestimmen sie. Finden wir uns also rechtzeitig damit ab.

    Es macht uns logischerweise unruhig, wenn wir auf die sechzig zugehen, alle Freunde verzückt die Enkelbilder zücken, nur wir stehen mit leeren Händen und traurigem Herzen da. Wir würden so gern … man lässt uns nicht. »Ich habe meiner Tochter und ihrem Mann eine Eigentumswohnung versprochen, wenn sie endlich schwanger wird«, sagt ein Vater. »Bis jetzt ist nichts passiert. Als sie kürzlich bei uns war, hat sie immer das Fenster aufgerissen,

    obwohl es nicht überheizt war. Ob das schon die Wechseljahre sind, habe ich meine Frau gefragt. Immerhin ist unsere Tochter Anfang vierzig.«
    Auch Söhne können Kummer machen, wenn sie voll auf dem Karrieretrip sind und ihre Beziehungen so oft wechseln, dass wir uns die Vornamen schon nicht mehr merken können. Noch Amelie oder bereits Britta? Sorry, Brigitte, Britta war ja die vor zwei Jahren. Die wir so mochten. Und dann war sie plötzlich weg. Warum? »Mischt euch da bitte nicht ein.«
    Gemischte Gefühle auch deshalb, weil wir manchmal schon während der Schwangerschaft ahnen, dass wir unser Enkelkind nicht oft zu Gesicht bekommen werden. Weil die Mami Australierin ist und wieder zu ihrer Familie zurück möchte. Oder der Papi ständig neue Auslandsjobs hat. Oder zwar Papi ist, aber die dazugehörige Mami nichts mit ihm zu tun haben will, so wie Anne, 48, ein Sohn, es erleben musste. »Ich bin die Oma eines entzückenden kleinen Jungen, der gerade vier geworden ist«, seufzt sie. »Leider hat mein idiotischer Sohn die Mutter bereits während der Schwangerschaft betrogen, weshalb sie jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Er zahlt zwar den Höchstsatz an Unterhalt, aber die beiden haben sich darauf geeinigt, dass er keinen Kontakt zu seinem Sohn hat, den hat nämlich ihr neuer Lebensgefährte.«

    Enkel – das zweitschönste Wort mit fünf Buchstaben
    Doch es kann auch alles ganz normal und friedlich verlaufen. Unsere Kinder haben ein kindkompatibles Alter und zuverlässige Partner, Geld ist kein Thema, zumindest kein stressiges, sie wohnen nicht so weit weg, sodass uns jedes Flugticket ein kleines Vermögen kostet, aber auch nicht so nah, sodass uns ständig mit einem »Seid ihr bitte mal so nett?« ein schreiendes, windeltropfendes Kleinkind, das wir dann eine Woche lang betreuen dürfen, über die Türschwelle geschoben wird.
    Enkel – nach »Liebe« doch eigentlich das schönste Wort mit fünf Buchstaben. Denn gibt es etwas, das so zuverlässig gute Laune macht wie die Zauberwelt von kleinen Kindern,

    die wir seinerzeit bei unseren eigenen so ungern verlassen haben? Und außerdem kann man die Kleinen, was auch zum Großelternglück gehört, wieder abgeben, wenn es einem zu viel wird.
    Wenn also alle Koordinaten stimmen, was kann da noch schiefgehen? Leider so einiges, und zwar ganz besonders, wenn Mütter Omas werden. Weil sie, wenn sie kindertechnisch in die zweite Reihe treten, oft einen Kardinalfehler machen. Sie vergessen, dass nicht sie die MÜTTER, sondern die GROSSMÜTTER sind. Und die Kinder, die sie mit so viel Liebe, pädagogischem Geschick und manchmal Ungeschick großgezogen haben, oft eine völlig andere Vorstellung von Erziehung haben als sie. Das auszuhalten, ohne einzugreifen, ist manchmal unmöglich. So geht es Marianne, 52, einer »späten Hippiemutter« (Selbstauskunft), die sich als Schwangere vom Kindsvater trennte, eine heiße Affäre anfing und auch später die Dinge des Lebens locker sah. »Ich bin kein ängstlicher Typ, meine Tochter Mia hatte immer alle Freiheiten«, sagt sie. »Auch als Kleinkind durfte sie bestimmen, was sie anzog und wann sie ins Bett
ging. Mit acht hat sie zum ersten Mal die U-Bahn benutzt, mit zehn ist sie zum ersten Mal allein zu ihrer Oma nach Mallorca geflogen. Mit fünfzehn hatte sie den ersten Freund. Direkt nach dem Abitur ist sie ausgezogen, was ich gut und richtig fand. Tja, und jetzt ist sie Mutter und ich erkenne meine Tochter nicht wieder. Ich war immer eine entspannte Mutter, warum ist meine Tochter so eine überängstliche Glucke?« Seit einem Jahr ist sie Großmutter der kleinen Navia, aber jedes Mal, wenn sie die Kleine in den Arm nehmen will, ruft ihre Tochter: »Vorsicht, lass sie nicht fallen!« Übernachtungsbesuche bei Oma? Gar
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