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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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ewigen pädagogischen Nachstellungen! Das bringt alles nichts. Eltern meinen, ihr Kind unablässig unterrichten zu müssen, gerade Mittelstandseltern neigen zu diesen Fehlhaltungen. Auch da möchte ich dazwischengehen und fauchen: Euer Kind ist kein Nürnberger Trichter, in den man Wissen hineinstopft! Rennt nicht dauernd hinter euren Kindern her, ängstlich beobachtend, ob sie endlich ihre genialen Anlagen entfalten! Kinder sind kreativ und neugierig und sie bleiben es auch, wenn die Erwachsenen ihnen ihren Forscherdrang nicht austreiben. Statt kindisches Spielzeug zu kaufen, lasst das Kind mit der Salatschleuder spielen oder Töpfe schlagen. Eltern sollten mehr zuschauen, nicht immer wie Spielverderber dazwischenfunken. Freut euch einfach, dass euer Kind gesund und munter ist!
    Es ist wohl kein Zufall, dass Kinder sich am besten entwickeln, wenn sie viel mit anderen Kindern zusammen sind. Das heißt aber auch: Eltern sind nicht die geborenen Erzieher. Mütter, führt euch nicht wie die Kletten auf! Ich schwöre es: Wenn die Winzlinge sich wehren könnten und nicht so verdammt abhängig wären, dann würden sie oftmals ganz schnell weglaufen oder sich Augen und Ohren zuhalten. Zu den schlimmsten Fehlern gehört: Statt das Kind in Ruhe zu lassen, es zu beobachten und nicht dauernd zu bespielen, führen sich Erwachsene grotesk auf. Mit verstellter Stimme fuchteln sie vor dem Gesicht des Kindes mit Quietscheenten herum und merken gar nicht, wie lächerlich sie sich machen. Kein Kind spricht kindisch, nur Eltern tun es.
    Wie man als Eltern alles übersteht? Ich frage mich eher, wie Kinder ihre Eltern überstehen. Gerade in meiner Arbeit mit vernachlässigten Kindern erlebe ich immer wieder: Kinder sind die loyalsten Menschen, die es auf Erden gibt. Sie verzeihen ihren
Eltern – fast – alles. Und sie suchen die Schuld bei sich, wenn die Eltern Scheiße bauen.
    Wir sind noch weit davon entfernt, Kinder in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen. Wenn es Eltern gelingt, zu sich und ihren ›Macken‹ Abstand zu kriegen, wenn sie über sich lachen können und sich nicht ständig zu wichtig nehmen, dann sind sie auch nicht dauernd damit beschäftigt, alles richtig machen zu wollen. Das ist kein Freibrief für Ohrfeigen oder Drohgebärden, aber ein Plädoyer für Eltern, die Menschen und keine Übermenschen sind. Wer sich nicht verstellt und eine gesunde Portion Egoismus gegenüber seinem Kind zum Ausdruck bringt, muss auch nicht ständig darüber jammern, wie anstrengend das Leben mit Kind ist. Wenn Mütter erklären, dass sie sich für ihr Kind aufopfern, und kundtun, dass sie ›alles für ihre Kinder geben würden‹, dann hört sich das für mich gar nicht freundlich an. Oft schwingt da so ein aggressiver Unterton mit: Wehe, du bist nicht dankbar! Zum Gruseln ist das.«

Warum wir unsere Kinder trotzdem lieben und es besser ist, keine Supermutter zu sein
    Nein, dies ist kein Kinderhasserbuch. Wie könnte es das sein bei insgesamt drei Söhnen, einer Tochter und einer Enkeltochter im Alter von elf bis vierunddreißig Jahren, die mehr oder weniger erfolgreich versucht haben, uns zwei Dinge beizubringen: Geduld und Demut. Klingt spießig, hat uns aber zu besseren Menschen gemacht. Geduld bei endlosen Bastelorgien mit winzigen Teilen, von denen immer eines fehlte. Geduld bei Kinderzimmern, die wie bei einer RTL2 -Sendung über Messies aussahen, Berge von Unordnung, unter denen die Mäuse krabbelten. Auf jeden Fall kam es uns so vor. Geduld in den gefühlten zwei Jahrhunderten, die ihre Pubertät dauerte, mit all den wunderbaren Überraschungen, die diese Phase mit sich brachte. Und immer waren die Eltern schuld. Egal, ob es um ein entzündetes Intimpiercing ging, um eine Nacht in der Ausnüchterungszelle, um das Fahren (in unserem Auto) ohne Führerschein oder um den Zustand unseres Wohnzimmers, nachdem unsere Teenies dort das taten, was so trügerisch harmlos »Vorglühen« heißt.
    Loslassen heißt das Zauberwort – und wir versuchten es. Nicht immer mit Erfolg, aber mit Demut. Weil loslassen einfach
schwierig ist, wenn der Sohn sich in ein Mädchen verliebt, das ihn schlecht behandelt und ausnutzt. Wenn ein Kind unglücklich ist, aber auf die Frage, ob es Hilfe braucht, nur schnauzt: »Das krieg ich schon alleine hin.« Was leider nicht stimmt, wir es aber trotzdem akzeptieren müssen.
    All die Sorgen, all der Ärger und Verdruss, all das »Schlimmer geht’s immer« – und trotzdem nimmt die Liebe nicht ab. Sie
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