Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer mit Wem - Entscheide Du!

Wer mit Wem - Entscheide Du!

Titel: Wer mit Wem - Entscheide Du!
Autoren: Isabel Varese
Vom Netzwerk:
Hyäne, absolut nicht vorstellen. Genauso gut könnte der Bulle von Tölz Werbung für Bikinis machen.
    Wie auch immer, etwas mehr Kondition hätte mir im Moment nicht geschadet, und ich frage mich schon seit geraumer Zeit, wann endlich die scharfe Kurve vor mir auftaucht. Links und rechts nichts als Felder und Wiesen, ein paar eingezäunte Kühe und in der Ferne vereinzelte Häuschen und Bauernhöfe. Aber keine Autos und keine anderen Spaziergänger. Nichts.
    Langsam bekomme ich auch Durst und betrachte voller Neid eine braun-weiße Kuh, die Wasser aus einem Trog schlürft. „Blöde Kuh“, murmele ich griesgrämig.
    Natürlich könnte ich Tante Hedwig anrufen, aber irgendwie wäre mir das jetzt peinlich. Wahrscheinlich bin ich ja auch kurz vor meinem Ziel. Nur, müsste man nicht schon wenigstens ansatzweise so etwas wie ein Dorf sehen, eine Art Siedlung, die es verdient hat, einen eigenen Ortsnamen zu tragen? Ich bleibe stehen und drehe mich einmal um mich selbst, als hoffte ich, dass sich plötzlich wie im Märchen ein Dorf aus dem Nichts vor mir auftut. Aber leider, nein.
    Gerade will ich nun doch mein Handy aus der Tasche ziehen, da höre ich Motorengeräusche. Tatsächlich nähert sich aus der Richtung, aus der ich gekommen bin, ein Auto. Na, wenigstens bin ich noch nicht ganz abgeschnitten von der Zivilisation. Ein weißer VW-Bus hält neben mir und ein Typ, vielleicht achtzehn oder neunzehn, lässt die Scheibe auf der Beifahrerseite runter und lehnt sich zu mir raus. Er sieht ziemlich gut aus – blond und braun gebrannt und vor allem seine strahlend blauen Augen fallen auf.
    Er lächelt mich an und meint: „Na, wohin soll die Reise denn gehen? Siehst ganz schön fertig aus.“
    â€žDas kannst du laut sagen“, stöhne ich. „Ich will nach Oberneuendorf in die Pension Edelweißzu meiner Tante. Sie meinte, es wären vom Bahnhof in Neuendorf nur 1,7   Kilometer, aber so ganz kann das nicht stimmen …“
    Der süße Blonde lacht. „Nein, so ganz stimmt es nicht, aber fast: Es sind nicht 1,7, sondern 7,1   Kilometer. Du hast aber schon ein gutes Stück geschafft. Respekt, mit deinem Gepäck … Dann bist du sicherlich Lara, oder?“, will er wissen und ich nicke erstaunt.
    â€žFreut mich, ich bin Flo. Ich arbeite bei deiner Tante in der Küche. Du wirst schon sehnsüchtig erwartet. Wenn du willst, kann ich dich mitnehmen. Allerdings muss ich noch kurz einen Abstecher zum Supermarkt machen, um ein paar Sachen fürs Wochenende zu besorgen. Würde mich freuen, wenn du mitkämst. Aber wenn du lieber den Rest zu Fuß laufen willst … Dauert vielleicht noch eine knappe halbe Stunde. Du kannst mir gerne deinen Rucksack mitgeben, ich bring ihn dir dann in die Pension.“
    Was für ein Glück! Zwar kein Gelber Engel vom ADAC, dafür aber einer mit wunderschönen Augen, einem sympathischen Lächeln und vor allem: mit einem Auto!
    Mittlerweile will ich nur noch so schnell wie möglich in die Pension meiner Tante, um meine verschwitzten Klamotten auszuziehen und mich unter die erfrischende Dusche zu stellen. Mir ist es gar nicht recht, dass dieser Sunnyboy mich in dem Aufzug sieht. Was soll ich jetzt also am besten machen?
    Flo einfach mein Gepäck geben und den Rest des Weges laufen? Wird ohne den Rucksack sicher viel leichter gehen und dann bin ich bald in der Pension, kann mich frisch machen und muss nicht schwitzend und muffelnd neben diesem Traumexemplar sitzen.
    Oder soll ich darauf pfeifen, wie ich aussehe, und das tun, was Miriam jetzt zweifellos tun würde, nämlich, das verlockende Chauffeurangebot dieses hinreißenden Typen annehmen, ihn dadurch gleich besser kennenlernen und weiteren schmerzenden Blasen an meinen Füßen entkommen?
    Also, um das Ganze auf den Punkt zu bringen:
    Soll ich …
    zu Flo ins Auto steigen und den Supermarktabstecher in Kauf nehmen
    oder
    ihm nur mein Gepäck geben und das letzte Stück zu Fuß gehen?

Ja, es wird wirklich Zeit, dass ich mal etwas lockerer werde und nicht alles und jeden hinterfrage. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter und ich habe es selbst in der Hand, wie weit ich mit Flo gehe.
    Für alle Fälle verschwinde ich aber noch mal kurz in meinem Zimmer, schäle mich aus dem engen Dirndl und atme ein paarmal tief ein und aus. Puh, das tut gut! Viel länger hätte ich es nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher