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Wer mit Wem - Entscheide Du!

Wer mit Wem - Entscheide Du!

Titel: Wer mit Wem - Entscheide Du!
Autoren: Isabel Varese
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nett (eine Mischung, wie sie unter der Spezies „Mann“ äußerst selten auftritt), aber genau das ist der ausschlaggebende Punkt, der mich davon abhält, verschwitzt und total fertig zu ihm ins Auto zu steigen. Er würde ja ein völlig falsches Bild von mir kriegen. Außerdem werde ich ihn in jedem Fall wiedersehen – und dann bin ich hoffentlich wieder etwas ansehnlicher und dufte vermutlich auch besser.
    â€žVielen Dank für dein Chauffeurangebot“, sage ich, „aber ich laufe gern noch das letzte Stück zu Fuß. Allerdings wäre es wirklich super, wenn du meinen Rucksack mitnehmen könntest, der ist nämlich doch schwerer, als ich dachte.“
    Flo lacht, steigt aus und nimmt mir das Gepäck ab. „Was ihr Frauen alles für ein einziges Wochenende braucht! Zahllose Cremetübchen und -döschen, tonnenweise Make-up, mindestens ein Dutzend Lippenstifte, eine ganze Farbpalette an Lidschatten … Dabei hast du diesen ganzen Krempel doch gar nicht nötig.“ Er zwinkert mir frech zu. „Also, bis später dann!“ Er winkt noch einmal kurz, bevor er mit seinem VW-Bus davonbraust und mich verdattert in einer Staubwolke stehen lässt.
    Hat mir dieser süße Typ etwa gerade ein Kompliment gemacht? Mir? In diesem Aufzug? Mit dieser Frisur?
    Grinsend und vor mich hin summend marschiere ich beschwingt eine ganze Weile weiter und habe meine strapazierten Füße fast schon vergessen, da melden sie sich plötzlich mehr als deutlich zurück. Ich bin aber auch blöd! Ich hätte meine neuen Turnschuhe einlaufen sollen, bevor ich damit so eine Mordstour unternehme. Ich erkenne zwar, wie der Pfad ein Stück vor mir einen scharfen Rechtsknick macht – das heißt, an dieser Stelle geht es links weg nach Oberneuendorf –, aber bis ich in der Pension bin, wird es sicher noch eine gute Viertelstunde dauern. Und so lange halten meine Füße auf keinen Fall mehr durch. Ich beschließe deshalb, meine Schuhe auszuziehen und barfuß weiterzulaufen.
    Das tut vielleicht gut! Ich wackle mit den Zehen und sehe, wie sich bereits an den beiden äußeren Zehen Blasen andeuten. Aber ich glaube, ich habe gerade noch die Notbremse gezogen. Zum Glück ist der Weg nicht zu steinig und in der Mitte sogar mit Moos bewachsen, sodass ich dort eigentlich ganz bequem weiterla–
    â€žAuuuuuuuuuuuuuuuutsch!“, jaule ich im nächsten Augenblick auf. Verdammt, ich sehe eine Biene davontaumeln. Die hat mich wahrscheinlich voll erwischt. Oder ich sie, so wackelig, wie die fliegt. Wie der dicke Willi aus Biene Maja. Vor Schmerz ziehe ich die Luft scharf durch die Vorderzähne ein und lasse mich auf den Hosenboden nieder. Dann betrachte ich meinen linken Fuß: Der Stich befindet sich etwas unterhalb vom Knöchel, der zusehends rot wird und dick anschwillt.
    Oh nein, das hab ich nun von meiner Eitelkeit! Wäre ich doch bloß mit Flo im Auto mitgefahren und hätte mir weniger Gedanken um meine Haare gemacht, dann müsste ich mich jetzt nicht wie eine Verdurstende in der Wüste vorwärtsschleppen! Aber es hilft alles nichts, ich muss weiter. Ich muss es schaffen und mich den Naturgewalten stellen, auch wenn das vielleicht mein Ende bedeutet. Ich sehe bereits den Zeitungsartikel vor mir:
    Larissa W. aus der Stadt wollte es sich und der Welt beweisen und sich den unberechenbaren Gewalten der Wildnis stellen. Tragischerweise scheiterte sie nur wenige Kilometer vor dem rettenden Ziel. Von einer seltenen Killerbiene gestochen, verendete sie schließlich elendig an den Folgen des Schmerzes und an der Schmach, es nicht geschafft zu haben. Ihre letzten Gedanken galten ihrer großen und einzigen Liebe, der sie nie ihre wahren Gefühle mitteilen konnte, da das Schicksal und ihre Eltern ihr ständig in die Quere kamen. In den staubigen Boden schrieb sie mit letzter Kraft seinen Namen: JONAS. Als eben jener die traurige Botschaft vom Tod seiner Angebeteten vernahm (die, ganz nebenbei, noch Jungfrau war – was das Tragischste an der ganzen Geschichte ist), zögerte er nicht, seine Superparty und Exgeliebte sausen zu lassen. Umgehend begab er sich zu der 400   Kilometer entfernten Unglücksstelle, wo er schluchzend zusammenbrach und die Erde mit seinen heißen, salzigen Tränen tränkte …
    â€žHey, ist mit dir alles in Ordnung?“, reißt mich da eine Stimme aus meinen Gedanken.
    Ich war so
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