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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman
Autoren: Picus-Verlag
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Weiber nur von ihren eigenen Männern vergewaltigt, die sie in Wirklichkeit hassten, aber an sie gebunden waren, durch das heilige Sakrament der Ehe, die Angst vor der Ächtung der Gemeinde und aus ökonomischen Gründen vor allem. Diesen Vergewaltigungsgedanken einmal laut ausgesprochen, verunglimpften sie die unschuldigen Neger sofort als Räuber, Totschläger und Vergewaltiger, bei allen, die diesen ausgesprochenen Gedanken gehört haben. Für die Neger muss Pichlberg ein ausgestorbener Ort gewesen sein, wo nur die auf diversen Leiten hingebauten Häuser von der Existenz der dort lebenden Menschen zeugten. Der Pfarrer Probodnig hat zwar bei seiner Sonntagspredigt vor dem Evangelium nach Johannes beim Wortgottesdienst mit den Worten der Herr liebt alle Menschen, also auch die Neger, auf dessen fünftes Gebot hingewiesen, aber recht geglaubt haben es ihm die Pichlberger nicht. Obwohl sie wie aus einem Mund das Amen ausriefen. Wobei man aber sagen muss, dass die wenigsten wussten, was eben dieses Amen bedeutet und es nur aus reiner Tradition so laut ausriefen. Dieses bestimmte, laut ausgerufene Amen als Ausdruck ihres Glaubens an den lieben Gott im Himmel ansahen. Wie auch das beliebte Halleluja zum Beispiel.
    Straßenbahnfahrer, hat der Norbert geantwortet, auf die Frage des Leitenbauer, was er denn einmal werden will. Worauf der wieder antwortete, da kannst du ja gleich einen Neger in einen Steireranzug stecken und gleich darauf in lautstarkes Gelächter ausbrach. Da kannst du ja gleich einen Neger in einen Steireranzug stecken, hat er auch zu seinem jüngeren Bub gesagt, als der auf seine Frage, was er denn einmal werden wolle, gesagt hat, er würde gern den Leitenbauerhof übernehmen. Weil es für den Leitenbauer nach der Tradition klar war, dass der ältere Sohn den Leitenbauerhof übernehmen würde. Der junge Leitenbauerbub hoffte trotzdem auf den Leitenbauerhof, denn DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT , wie die Mutter immer gesagt hat.
    Der Norbert und der junge Leitenbauerbub waren ein gutes Beispiel dafür, wie einen ein mutmaßliches schicksalhaftes Ereignis einerseits in etwas hineinreiten, andererseits aus etwas herausreißen kann. Beide sind vom Leitenbauerhof weggekommen, ohne dass sie gefragt wurden. Der Norbert durch die Kindsweggabe seiner Mutter, der junge Leitenbauerbub durch den Verlust des gemeinsamen Vaterhasses des Bruders. In erster Linie aber durch die Übergabe des Leitenbauerhofs an diesen. Der junge Leitenbauerbub legte sich nach der endgültigen Vernichtung seines Traumes durch den Leitenbauer unter dessen neuen hydraulischen Holzspalter und ließ anstatt eines Baumstammes seinen Kopf auseinanderspalten. Der halbe Kopf mitsamt Steirerhut, den er komischerweise aufhatte beim Selbstmord, lag nach diesem tragischen Unglück hinter dem Hackstock, wo früher die Tierkadaverdeponie der Leitenbauerbuben gewesen ist. Und wie aus Rache für ihre umgebrachten Geschwister hat die Murli (alle Katzen des Wagenbauer haben immer Murli geheißen) schon die Hälfte des jungen Leitenbauerbubenhirns aus dessen Steirerhut aufgefressen gehabt. Somit ist der ältere Leitenbauerbub nach dem grausigen Fund, wie die Zeitungen schrieben, automatisch zum einzigen Leitenbauerbub geworden. WER ANDERN EINE GRUBE GRÄBT et cetera, hat die Mutter gesagt, als sie davon hörte. Zum Zeitpunkt der Kopfspaltung des jungen Leitenbauerbuben hatte der Norbert schon seinen ersten Dienst als Straßenbahnfahrer in Wien hinter sich. Als der Norbert bei den Sonntagsmessen mit seiner Mutter in der Reihe hinter den Leitenbauerischen sitzend, wie es sich gehört hat für die Dirn und ihr Bankert, auf den Kopf des jungen Leitenbauer schaute, ahnte er logischerweise noch nicht das Geringste von der zukünftigen Spaltung desselben. In dem Moment faszinierten ihn mehr die Ohren, die eine ungemeine Anziehungskraft ausübten auf den Norbert. Schauten die Hinterköpfe der drei männlichen Leitenbauer in der Form nahezu identisch aus, hoben sich die Ohren des jüngsten von denen der andern dramatisch ab. Weil dieser seit jungen Jahren schon regelmäßig an dem gar nicht so seltenen Schweinerotlauf litt, waren seine Ohren braun und vernarbt. Wenn er zufällig gerade wieder an Schweinerotlauf litt, weil er mit seinen aufgeschundenen Händen die ganze Zeit die Schweine gestreichelt hatte, waren sie zudem dunkelrot und angeschwollen, als hätte er vom Leitenbauer eine seiner Stereowatschen bekommen, was oft auch tatsächlich der Fall war. Diese
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