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Wer ist der andere, Alissa

Wer ist der andere, Alissa

Titel: Wer ist der andere, Alissa
Autoren: Ginna Gray
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glaube, ich habe mich entschieden. Ich möchte, dass sie Faith heißt."
    "Faith?"
    "Ja. Der Name scheint mir passend zu sein. Glaube, Vertrauen, Treue, das alles steckt in diesem Namen. Und unsere Tochter hat uns den Glauben und die Zuversicht gegeben, dass wir die Vergangenheit bewältigen können."
    Dirk hoffte von ganzem Herzen, dass Alissa damit Recht hatte.
    Alissa blickte auf ihr Baby herunter, das eingeschlafen war. Ihr Mündchen sieht aus wie eine Rosenknospe, dachte Dirk und schluckte. Lächelnd schloss Alissa ihr Nachthemd über der Brust und strich mit der Fingerspitze über die Wange des Mädchens. Sofort zog sie den kleinen Mund wie zum Saugen zusammen, und ihre Eltern lachten.
    "Gieriges kleines Ding", bemerkte Dirk. "Und das, obwohl sie so winzig ist."
    "So winzig ist sie gar nicht", erwiderte Alissa mit gespielter Empörung. "Acht Pfund sind für ein Neugeborenes guter Durchschnitt."
    "Wirklich?"
    Alissa beobachtete seinen faszinierten Gesichtsausdruck. "Möchtest du sie mal halten?"
    "Wer, ich? Ich ... äh ... ich glaube nicht, dass das gut wäre. Ich ... ich weiß nichts von Babys. Ich könnte ihr wehtun."
    "Sei nicht albern. Sie ist nicht zerbrechlich. Hier."
    Noch ehe Dirk sich entfernen konnte, legte Alissa das schlafende Neugeborene in seine Hände.
    Dirk starrte auf seine Tochter herunter. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Sie war so leicht wie eine Feder, und zu seiner Verwunderung erkannte er, dass sie ihm ähnlich war. Ein zarter Flaum von Alissas honigblondem Haar bedeckte ihr Köpfchen. Aber Faiths Mund und die Augen hatte sie ganz offenbar von ihm.
    In diesem Moment öffnete das Baby die Augen. Obwohl Dirk gelesen hatte, dass Neugeborene ihren Blick noch gar nicht fest auf etwas einstellen konnten, hätte er schwören können, dass Faith ihn geradewegs ansah. Ganz vorsichtig schob er sie in seine Armbeuge und berührte mit dem Zeigefinger ihre Wange. Sie war so samtweich, dass er ganz ergriffen war. Die winzigen Ärmchen wedelten in der Luft. Und als eins der Händchen seinen Finger traf, packte es zu und hielt ihn erstaunlich fest umgriffen.
    Dirk starrte auf die winzige Hand, die so vertrauensvoll seinen Finger umklammerte. Er liebte seine Tochter ganz einfach über alles.
    Völlig überwältigt beugte er den Kopf und küsste sie auf die samtweiche Stirn. Er atmete ihren himmlischen Babyduft ein und schloss die Augen. Der bloße Gedanke daran, dass jemand diesem winzigen Wesen ein Leid antun könnte, war wie ein Stich mitten in sein Herz.

Kapitel 13
    Fünf Wochen waren nach Faiths Geburt vergangen. Es waren nicht nur Wochen des reinen Glücks, sondern auch der Prüfung für Alissa und Dirk gewesen.
    In Dirk stieg wieder die alte Angst auf, er könnte die Erwartungen enttäuschen, die Alissa in ihn gesetzt hatte. Er war zwischen Zuversicht und Niedergeschlagenheit hin-und hergerissen. Und aller Zuspruch von Alissa half nichts. Er hatte die Therapie bei Dr.
    Houghton unterbrechen müssen, weil in der Firma Hochbetrieb war und weil er wieder des Öfteren nach San Francisco fliegen musste, um geschäftliche Engpässe zu überwinden.
    Alissa wurde immer mutloser, weil sie den Verdacht hatte, dass Dirk die Arbeit auch als Flucht benutzte.
    Sie ließ niemanden wissen, wie bange es ihr ums Herz war. Doch als ihre Schwester Callie sie mit ihrem Mann eines Tages besuchte, gestand sie ihr, in welchem Konflikt sie sich befand.
    "Das ist zweifellos die frustrierendste Situation, der ich in meinem Leben begegnet bin", sagte Callie wütend. "Ich wusste bis jetzt nicht, dass man auf einen Menschen so zornig sein und zugleich so viel Mitleid für ihn empfinden kann."
    "Ja, ich weiß genau, was du meinst", stimmte Roger, ihr Mann, aufgebracht zu. "Ich möchte beides zugleich ... ihm mit der Faust einen ordentlichen Denkzettel verpassen und ihn für den Zwiespalt, in dem er steckt, trösten. Natürlich macht er sich unnötige Sorgen. Wir kennen ihn ja mittlerweile. Jeder weiß, dass es einen zärtlicheren Vater als ihn gar nicht geben kann."
    "Ja, das weiß jeder ... nur er selbst nicht", murmelte Alissa traurig.
    Es wurden zwei einsame Wochen für Alissa, als Dirk wieder einmal beruflich an der Westküste war. Das Apartment war so leer ohne seine dynamische Anwesenheit. Alissa hatte genug mit ihrer kleinen Tochter zu tun, aber sie vermisste ihren Mann, auch wenn er täglich mit ihr telefonierte. Vor allem nachts fühlte sie sich alleine, allein in dem großen Bett, das sie sonst miteinander
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