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Wer ist der andere, Alissa

Wer ist der andere, Alissa

Titel: Wer ist der andere, Alissa
Autoren: Ginna Gray
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ungläubiger Stimme. "Wie konntest du so etwas tun?" fuhr sie mit wachsendem Ärger fort.
    "Wie konntest du nur?"
    "Ich habe es dir doch erzählt."
    "Nein. Nein, du hast mir nur erzählt, dass du keine Kinder haben kannst."
    "Das ist doch das Gleiche."
    "Das ist überhaupt nicht das Gleiche. Nicht fähig zu sein, ein Kind zu zeugen, ist eine Sache für sich. Doch sich einer Operation zu unterziehen, um es zu verhüten, ist etwas total anderes. Ich hatte ein Recht, das zu erfahren, bevor ich dir mein Jawort gegeben habe."
    "O nein. Nein, das Recht hast du nicht gehabt. Verdreh bitte nicht die Tatsachen, um mir die Schuld zu geben. Du bist untreu gewesen, nicht ich."
    Alissa drückte die Hände schützend vor ihren flachen Bauch und reckte das Kinn noch ein Stück höher. "Hör mir gut zu, Dirk, weil ich es nur einmal sagen werde. Ich bin dir niemals, zu keiner Zeit, untreu gewesen", entgegnete sie schlicht. "Niemals. Ob du es mir nun glaubst oder nicht, du bist der Vater des Kindes."
    "Zum Teufel, ich ... Warte! Wo willst du hin?"
    Alissa blieb stehen und sah ihn über die Schulter hinweg an, und in ihrem Blick lagen Schmerz und Traurigkeit. "Ich gehe packen. Wenn du glaubst, dass ich dich auf diese oder irgendeine andere Weise hintergehe, dann haben wir nichts gemeinsam", sagte sie mit dünner, ausdrucksloser Stimme.
    "Gib dir nicht die Mühe", ordnete er an und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. „Ich gehe. Ich muss hier heraus. Irgendwohin, nur weg von dir."
    Das ganze Wochenende und den Montag über lief Alissa ziellos im Apartment herum. Jeden Moment rechnete sie damit, dass es an der Tür klingelte und ihr jemand die Scheidungspapiere überreichte.
    Sie hatte von Dirk nichts gehört. Er war nicht nach Hause gekommen, nicht einmal um die Kleider zu wechseln. Sie wusste es, weil sie das Apartment nicht verlassen hatte.
    Dirk hatte ihr schrecklich weh getan, und Alissa versuchte, ihr Herz gegen ihn zu verhärten. Aber es gelang ihr nicht. Sie liebte ihn zu sehr. Es machte sie nur noch trauriger, einzusehen, dass sie ihn immer lieben würde.
    Als dann wirklich die Türklingel anschlug, fuhr sie mächtig zusammen. Ihr war bange zumute, doch als sie die Tür öffnete, war sie so überrascht, dass sie erst schlucken musste.
    "Dirk!"
    Sie blickte in sein verhärmtes Gesicht, sah den gehetzten Blick in seinen Augen, und ihr wurde schwer ums Herz. War er hier, um ihr das Ende ihrer Ehe zu verkünden?
    "Darf ich hereinkommen, Alissa?"
    "Ja. Natürlich. Warum hast du nicht deinen Schlüssel benutzt? Es ist schließlich dein Apartment."
    "Nein. Es ist deins."
    Alissa musterte ihn argwöhnisch. Sie war sich nicht sicher, was sie mit seiner Bemerkung anfangen sollte. Sie drehte sich um und ging ihm ins Wohnzimmer voraus. Nach außen hin war sie ruhig, aber sie hatte weiche Knie, und sie war froh, dass sie in einen der Sessel sinken konnte. Sie verschränkte die Hände im Schoß, um sie vom Zittern abzuhalten.
    Dirk blieb stehen und sah sie mit einem so qualvollen Gesichtsausdruck an, dass ihr fast die Tränen kamen. Er wirkte auch dünner und war nachlässiger gekleidet, als sie ihn jemals zuvor gesehen hatte. Zu einer offensichtlich neu gekauften Hose trug er ein weißes Hemd mit aufgerollten Ärmeln und am Hals aufgeknöpftem Kragenknopf. Eine Krawatte hatte er nicht um.
    Es war früher Nachmittag an einem Werktag, und er musste aus dem Büro gekommen sein. Alissa fragte sich, was ihn dazu veranlasst haben könnte, sie während der Arbeitszeit aufzusuchen.
    "Es tut mir Leid, Alissa", sagte Dirk mit rauer Stimme. "Es tut mir so Leid."
    Sie konnte ihn nur wie betäubt anstarren. Das war das Letzte, was sie von ihm erwartet hatte.
    Er schien ihr Schweigen als Zweifel an seiner Aufrichtigkeit aufzunehmen. "Ich kann es dir nicht übel nehmen, dass du mir nicht glaubst - nach dem, was ich dir gesagt habe. Aber es tut mir wirklich Leid." Als Alissa immer noch nicht antwortete, seufzte er resigniert. "Jack hat mich zur Einsicht darüber gebracht, dass ich ein großer Idiot bin."
    Alissa war unendlich erleichtert. Dort also war er während der letzten vier Tage gewesen.
    Bei Jack.
    "Auf Jacks Drängen hin bin ich heute Morgen zu meinem Arzt gegangen - zu dem, der die Operation vorgenommen hatte. Er erklärte mir, dass es durchaus möglich sei, nach einer Sterilisation wieder fruchtbar zu werden. Man nennt so etwas Kanalisierung. Es ist ein im Grunde genommen einfacher Vorgang, über den ich aber im Moment nicht sprechen will."
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