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Wer ist der andere, Alissa

Wer ist der andere, Alissa

Titel: Wer ist der andere, Alissa
Autoren: Ginna Gray
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rechtzeitig, um die Rücklichter ihres Wagens am anderen Ende des Parkhauses die Rampe hinunterfahren und dann verschwinden zu sehen.
    Warum, um alles in der Welt, hatte er Alissa auf diese Weise necken müssen? Das hatte er nicht geplant. Er hatte vorgehabt, die ganze Sache zu ignorieren und sich nicht anmerken zu lassen, dass er auch nur ein Wort von dem Gespräch der Frauen mitbekommen hatte. Mit Rücksicht auf das Arbeitsklima wäre das ganz sicher der klügste Weg gewesen. Er schüttelte den Kopf und fuhr aus dem reservierten Parkplatz heraus und auf die Ausfahrt zu - in einem etwas gelasseneren Tempo als Alissa. Und dann musste er doch lächeln, als er den Wagen die gewundene Rampe hinunterlenkte. Ihr Gesichtsausdruck war die Sache wirklich wert gewesen! Am Fuß der Rampe fädelte Dirk sich in den Verkehrsstrom auf der Zubringerstraße zum Freeway ein. Er wohnte knapp zwei Meilen entfernt und war innerhalb von wenigen Minuten zu Hause.
    In seinem Apartment war es kühl, als er hereinkam. Er knipste das Licht im Flur an und stellte den Thermostat höher, dann betrat er das Wohnzimmer und zündete das Gasfeuer in seinem Kamin an. Er beließ es bei dem einen Licht und machte sich nicht die Mühe, noch eine Lampe anzuknipsen. Nachdem er seinen Mantel und das Jackett abgelegt hatte, schlenderte er in die Küche. Er holte aus dem Kühlschrank ein Sodawasser heraus und goss es in ein Glas mit Eiswürfeln. Dann kehrte er in den Wohnraum zurück und nahm einen großen Schluck, während er zur Balkontür hinüberging. Unter ihm erstreckten sich, so weit sein Auge sehen konnte, die Lichter von Houston, glitzerten wie Diamanten, die unbekümmert auf schwarzen Samt geworfen worden waren. Warum konnte er bloß nicht damit aufhören, an Alissa Kirkpatrick zu denken? Damit hatte er nun schon einen Großteil des Nachmittags verbracht - oder sollte er lieber sagen, vergeudet? Dieses ganz sicher nicht für seine Ohren bestimmte Gerede der Plaudertaschen aus dem Betrieb hatte den ganzen Tag lang an ihm genagt, hatte ihn auf Gedanken gebracht, die ihn noch nie zuvor beschäftigt hatten.
    Allein die Vorstellung, dass Henrys immer so ruhige und beherrschte Sekretärin sich zu ihm hingezogen fühlte, fand er ungeheuer verblüffend. Darauf wäre er in seinen wildesten Träumen nicht gekommen. Ganz sicher hatte sie ihm niemals auch nur den kleinsten Fingerzeig gegeben, wann immer er in ihrer Nähe war. Für ihn war sie die Verkörperung der tüchtigen und sachlichen Sekretärin, die ruhig ihrer Arbeit nachging, ohne die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken.
    Ihren Kolleginnen hatte sie erzählt, dass sie für ihn nur ein Teil der Büroeinrichtung sei.
    Aus irgendeinem Grund hatte ihn das getroffen. Falls er sich tatsächlich so verhalten hatte, dann war es ihre eigene Schuld, weil sie sich auch genau so verhielt. Nun gut, wenn er ehrlich sein wollte, dann musste er zugeben, dass sie mit den meisten Dingen, die sie ihren Kolleginnen erzählt hatte, den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Was er ihr im Parkhaus gesagt hatte, war eine dicke Lüge gewesen. Bis zum heutigen Tag war sie für ihn nur Henrys Sekretärin gewesen ... wenn er überhaupt einen Gedanken an sie verschwendet hatte.
    Dirk verließ die Balkontür und ging zum Sofa, wo er sich bequem hinsetzte, den Kopf auf die Rückenlehne gelegt, die langen Beine von sich gestreckt und an den Fußgelenken überkreuzt. Das Glas Sodawasser balancierte er auf dem Bauch, so starrte er in die züngelnden Flammen im Kamin. Zumindest war ihm ihr Vorname wieder eingefallen. Da Henry sie grundsätzlich mit dem Nachnamen ansprach, war sie für ihn auch immer nur Mrs.
    Kirkpatrick gewesen. Bis heute.
    "Alissa." Er ließ den Namen auf der Zunge zergehen. Er passte zu ihr. Weich und feminin und einzigartig. Und schön.
    Ja, sie war schön, auf eine weiche, fast ätherische Weise. Er musste sich wundern, dass ihm das vorher noch nicht aufgefallen war. Nein. Nein, das stimmte nicht ganz. Er konnte sich vage an ihre erste Begegnung vor vielen Jahren erinnern, daran, dass er sie damals für eine überaus reizvolle Frau gehalten hatte. Dann hatte er allerdings heraus gefunden, dass sie verheiratet war, und er hatte sie aus seinen Gedanken verbannt. Er hatte eine eiserne Regel im Umgang mit verheirateten Frauen: Sie waren für ihn tabu. Jetzt war Alissa allerdings seit über einem Jahr verwitwet. Warum war er also während der letzten Zeit so blind gewesen? Hatte er sich mittlerweile tatsächlich zu
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