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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht?
Autoren: S Hogan
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wenigstens musste ich nicht jobben und konnte mich auf mein Studium konzentrieren. Doch plötzlich wurde mir klar, dass es damit jetzt wohl vorbei war. Dieser Gedanke schockierte mich.
    Ich war doch unschuldig! Oder?
    Gewiss ließ die Polizei mich wieder gehen, sobald sie den wahren Mörder verhaftet hatten. Dann würden die Cops mir auch meine kaputte Wohnungstür ersetzen müssen. Mit dieser Vorstellung beruhigte ich mich selbst auf dem Weg zum Präsidium. Noch wusste ich ja gar nicht, wen ich um die Ecke gebracht haben sollte. Ich schaute in die verschlossenen Mienen der beiden Uniformierten links und rechts von mir. Sie sahen nicht so aus, als ob sie in Plauderlaune wären. Wer will sich auch schon mit einer Mörderin unterhalten?
    Bevor ich mir weiter den Kopf über mein Schicksal zerbrechen konnte, hatten wir das Polizei-Hauptquartier auch schon erreicht. Meine Begleiter brachten mich in einen Verhörraum, dessen Einrichtung nur aus einem Kunststofftisch und einigen Stühlen bestand. Dort wurden mir immerhin die Handschellen wieder abgenommen.
    „Der Inspektor kommt gleich“, sagte die Polizistin mit dem penetranten Parfüm. „Ich bringe Ihnen inzwischen einen Kaffee.“
    Wenig später setzte sie ihr Versprechen in die Tat um. Als ich einige Schlucke von der heißen, aromatischen Flüssigkeit genommen hatte, ging es mir sofort etwas besser. Auch wenn ich mir immer noch das Gehirn darüber zermarterte, was in der vergangenen Nacht geschehen sein musste. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich mit meinen Freundinnen Fiona und Allison Party machen wollte. Das war doch immerhin schon mal etwas! Wenn die beiden Mädels bestätigten, dass ich die ganze Zeit bei ihnen gewesen war, konnte ich ja niemanden umgebracht haben. Meiner Meinung nach war das ein sehr gutes Alibi.
    Nun betraten ein Mann und eine junge Frau in Zivil den Verhörraum. Der Mann war mittelgroß und erinnerte mich mit seiner großen runden Brille an eine Eule. Seine Begleiterin hingegen hatte ein sehr schmales Gesicht und sah unscheinbar aus, was zu ihrem mausgrauen Kostüm passte. Und sie war so blass, als ob sie seit Monaten kein Sonnenlicht gesehen hätte.
    „Ich bin Inspektor Ian Kennedy, das ist meine Assistentin Detective Sergeant Cynthia Edwards. – Sie sind Miss Lindsay Duncan?“
    Bevor ich antworten konnte, ergriff die uniformierte Polizistin das Wort. Wie eine Leibwächterin stand sie einen Schritt hinter mir. Ich hockte am Tisch und hielt meinen Kaffeebecher umklammert.
    „Das ist die Beschuldigte, Sir. Wir haben ihre Personalpapiere bei ihr gefunden.“
    Mit diesen Worten legte sie meinen Personalausweis auf den Tisch. Erst jetzt bemerkte ich, dass er beschlagnahmt worden war. Der Kriminalist bedankte sich mit einem Kopfnicken bei der Polizistin, dann war ich mit den beiden Zivilisten allein. Nachdem die Uniformierte die Tür von außen hinter sich geschlossen hatte, blieb nur ein Hauch von dem penetranten Parfüm zurück.
    Nun richtete Kennedy seine großen, unergründlichen Eulenaugen auf mich.
    „Sie wissen, dass Sie des Mordes angeklagt werden, Miss Duncan?“
    „Ja, Inspektor. Allerdings hat man mir noch nicht gesagt, wen ich überhaupt umgebracht haben soll.“
    „Das Opfer hieß Alice Wright.“
    Dieser einfache Satz brachte mich völlig durcheinander. Unbewusst hatte ich immer noch geglaubt, dass die ganze Geschichte nur ein fürchterlicher Irrtum wäre. Aber Alice kannte ich. Schließlich war ich an der Uni immer wieder mit dieser arroganten Zimtzicke aneinandergeraten. Und sie sollte nun tot sein? Obwohl ich Alice nie hatte ausstehen können, schockierte mich diese Information. Ein Mensch, den ich kannte, war ermordet worden. Das wünschte ich niemandem, noch nicht einmal dieser eingebildeten Pute. Allerdings musste ich mir eingestehen, dass ich Alice niemals hatte ausstehen können. Trotzdem traf mich die Nachricht von ihrem Tod – und das nicht nur, weil ich selbst unter Mordverdacht stand. Wie hatte es nur so weit kommen können?
    „Miss Duncan, war Ihnen Alice Wright bekannt?“
    Inspektor Kennedys Frage riss mich aus meinen traurigen Grübeleien. Jetzt durfte ich keinen Fehler machen. Wenn ich meinen Hals aus der Schlinge ziehen wollte, musste ich bei der Wahrheit bleiben. Jedenfalls durfte ich Alice nicht als meine beste Freundin darstellen, sonst würde ich mich nur noch verdächtiger machen. Es gab einfach zu viele Zeugen an der Uni, die mehr als ein Mal miterlebt hatten, wie Alice und ich uns gezofft
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