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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe
Autoren: Denise Deegan
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fettig, als wenn er sie seit Monaten nicht mehr gewaschen hätte. Seine Kleider sind dunkel und schmuddelig. Eine riesige Sonnenbrille sitzt oben auf seinem Kopf wie ein Markenzeichen. Seine Schuhe. Oh mein Gott – er trägt Keilabsätze!
    » Hey«, sagt er, als wär er cool oder so was.
    Mein » Hey« klingt gleichgültig. Und ich stehe nicht auf. Homer auch nicht. Mein Kumpel.
    » Warum hast du mir nicht gesagt, dass du da bist?«, fragt er, als würde es ihn interessieren.
    » Du warst beschäftigt.« Wie immer.
    » Das waren nur Marsha und Ed.«
    Es ist immer irgendwer, denke ich, aber ich sage: » Wie geht’s der Stylistin denn?«
    » Marsha geht’s gut.«
    » Nur ihrem Geschmack nicht.« Ich mustere ihn langsam. Sieht er das nicht?
    Er lacht, als hätte ich einen Witz gemacht.
    » Und übrigens … ein Mann sollte sich nicht die Haare färben.«
    Er hört auf zu lachen. Eine Hand fährt automatisch zu seinen Haaren.
    » Du siehst bescheuert aus.«
    » Echt bescheuert?« Er tut so, als wäre er beeindruckt.
    » Und deine Schuhe erst! Du hast doch nicht Polio oder so was, oder?«
    Sein Lächeln ist gezwungen. » Niemand sonst beschwert sich.«
    » Nur hinter deinem Rücken.«
    Er schließt die Augen und kneift sich in den Nasenrücken. Als er mich wieder ansieht, sagt er: » Ich hab noch zu tun.«
    » Natürlich.« Und als ich seinem Rücken hinterhersehe, würde ich am liebsten schreien, dass ich nicht doof bin: Ich weiß genau, wenn jemand nur vorbeikommt und » Hi« sagt, weil er sollte, und nicht, weil er will.

2 Lee Ho
    In unserem Haus geht es zu wie bei der UNO . Nur der Gärtner ist tatsächlich Ire, aber abgesehen von ihm haben wir Vertreter aus der ganzen Welt. Die Köchin ist Französin. Die Putzfrau kommt aus Moldawien. Der Hausmeister aus Polen. Der Personal Trainer vom Rockstar ist Ukrainer. Mike ist ein waschechter Londoner. Diese Leute waren nicht schon immer bei uns. Es war nicht immer so, dass wir zu nichts zu gebrauchen waren. Der Rockstar hat die meisten von ihnen eingestellt, nachdem Mum gestorben war. Er kapiert nicht, dass er sie nicht ersetzen kann, auch wenn er eine ganze Armee anheuert. Denn keiner von ihnen ist wie sie.
    Wenn es irgendetwas gibt, was mein derzeitiges Leben ganz gut zusammenfasst, dann ist es das Frühstück. Stellt euch eine Köchin vor, die einem Cornflakes in die Schale kippt. Ich sehe Barbara an – die Köchin – und weiß, dass sie sich freuen würde, wenn ich Räucherfisch, Räucherlachs, einen Braten oder auch nur ein Croissant essen würde, einfach damit sie etwas zu tun hat. Aber seit sechs Monaten habe ich keinen Appetit mehr. Der Rockstar wird ihr schon nicht kündigen, weil sie nur Cornflakes in eine Schale kippt. Meine Mum hat immer gesagt, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag ist. Sie zwang mich, hochwertige Kohlehydrate (Vollkornbrot) und Proteine (Eier oder Schinken) zu essen. Jeden Tag. Wenn ich sie wiederhaben könnte, würde ich nicht mit ihr streiten. Und ich würde alles aufessen.
    Oh, toll. Die Stylistin (ihr müsst sie euch vorstellen wie Cher vor ihren Schönheits- OP s) kommt gerade in die Küche. Und das heißt, sie übernachtet wohl hier, wie die halbe Welt. An ihrer hautengen Jeans fehlt eine Tasche. Das ist Absicht. Alles an ihr ist Absicht. Wenn er mich um Rat gefragt hätte, als er eine Stylistin eingestellt hat, dann hätte ich ihm gesagt, nimm einen Typen: aus Asien, so ’ne richtige Tunte und so wild auf Klamotten, dass er sterben würde, wenn er was anderes arbeiten müsste. Nicht diese ordinäre Person, die nur deswegen in diesem Job Karriere gemacht hat, weil sie ein paar Promis kennt. Als der Rockstar seine Cowboy-Phase hatte, konnte ich nicht hinkucken. Jetzt bringt sie ihn dazu, Schuhe zu tragen, die aussehen, als kämen sie aus dem Sanitätshaus. Die Stylistin steht schon seit einer Ewigkeit auf der Gehaltsliste – zumindest fühlt es sich so an. Einmal hat er mir ihre Dienste für » ein Makeover oder so was Ähnliches« angeboten. Das war ein paar Tage, nachdem ich aufgehört hatte, zur Psychologin zu gehen. Es war also kein Zufall.
    » Nein danke«, habe ich zu ihm gesagt, » ich mag gern gut aussehen.«
    » Was hast du eigentlich gegen Marsha?«
    » Hast du eine Stunde Zeit?«, habe ich gefragt und hinzugefügt: » Sie trägt Patronen am Gürtel, Herrgott noch mal.«
    » Die sind nicht echt.«
    Ich hatte mir schon so was gedacht, als ich überlegt habe, wie sie wohl durch den Sicherheitscheck am Flughafen
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